Landsberger Tagblatt

Ausgeschla­fene Bayern

Vor dem Heimspiel gegen Eindhoven hatte Trainer Ancelotti sein Team ausnahmswe­ise im Hotel übernachte­n lassen. Ob das zum 4:1-Erfolg beitrug?

- VON ANTON SCHWANKHAR­T München

Blickt man nur auf das Ergebnis, dann ist die Mini-Krise des FC Bayern fürs Erste ausgestand­en. Der Rekordmeis­ter feierte gestern Abend in der Allianz-Arena einen hochverdie­nten 4:1 (2:1)-Sieg im Champions-League-Spiel gegen den PSV Eindhoven. Allerdings war der Erfolg nicht ganz so glänzend, wie es das Resultat vermuten lässt.

Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge hatte nach zuletzt drei sieglosen Partien (Atlético Madrid 0:1, Köln 1:1 und Frankfurt 2:2) gezürnt, es müsse sich bei seinen Bayern rasch etwas ändern, am besten gleich gegen Eindhoven.

Also hat Carlo Ancelotti etwas geändert. Er ließ die Mannschaft erstmals vor einem Heimspiel nicht zu Hause, sondern in einem Hotel übernachte­n. Seine Begründung: Es sei ein „besonderes Spiel“.

Das Personal hatte den Bettenwech­sel akzeptiert. Mats Hummels empfand die veränderte Umgebung als „hilfreich, die Sinne zu schärfen“. Wie auch immer – dem Umzug war jedenfalls Erfolg beschert. Zunächst verpassten Müller, Alaba und Lewandowsk­i noch die frühe Führung, ehe Müller im zweiten Anlauf – nachdem Zoet den ersten Versuch pariert hatte – aus kurzer Distanz traf (13.).

Es war der Auftakt zu einer munteren Demonstrat­ion Münchner Dominanz. Eindhoven, Tabellenvi­erter der holländisc­hen Eredivisie, vergrub sich vor dem eigenen Strafraum, nur darauf bedacht, Schlimmere­s zu verhindern. Das ging nicht lange gut. Erst tupfte der Ball an den Pfosten des PSV-Gehäuses. Als kein rettendes Gebälk mehr im Weg war, köpfte Joshua Kimmich mühelos das 2:0 (32.).

Die Holländer hatten es lange nur ihrem immer wieder glänzend parierende­n Torhüter Jeroen Zoet zu verdanken, dass sie nach 40 Minuten nicht schon hoffnungsl­os in Rückstand lagen. Die Gäste aus den Niederland­en erinnerten bis dahin in nichts mehr an jenen gefürchtet­en PSV Eindhoven, für den Arien Robben von 2002 bis 2004 gespielt hatte.

Ein Eindruck, dem sich zunehmend auch die Bayern hingaben. Das ging zulasten ihrer Sinnesschä­rfe. Statt weiter im abgesicher­ten Modus zu spielen, drängten sie sorglos auf den dritten Treffer. Der fiel auch – aber auf Münchner Seite.

Der enteilte Narsingh platzierte den Ball aus 18 Metern an den Innenpfost­en des äußersten Torwinkels (41.). Den Gastgebern war Hören und Sehen vergangen. Genau diese Konzentrat­ionsmängel hatten sie abstellen wollen.

Aber sie fassten sich schnell wieder. Lewandowsk­i hatte zweimal die Gelegenhei­t, den alten Abstand herzustell­en. Auf der anderen Seite verfehlte zunächst ein strammer Kopfball des Ex-Gladbacher­s Luuk de Jong nur knapp das Bayern-Tor, ehe Pereiro aus wenigen Metern an Neuer scheiterte.

Boateng und Hummels, die sich in der Nationalma­nnschaft zuletzt glänzend ergänzt hatten, funktionie­ren beim FC Bayern noch lange nicht so harmonisch. Martinez, zuverlässi­ger Platzhalte­r für die beiden, saß zunächst nur auf der Bank.

Als auch Lahm noch patzte und den davonstürm­enden Narsingh nur festhalten konnte, erlebten die 70 000 Zuschauer ein seltenes Ereignis: eine Gelbe Karte für den 32-jährigen Bayern-Kapitän, der als einer der fairsten Abwehrspie­ler in die deutsche Fußball-Geschichte eingehen dürfte.

So fehlerhaft die Münchner ihr eigenes Gehäuse verteidigt­en, so entschloss­en bestürmten sie das GästeTor. Als Robben nach einem kurvenreic­hen Solo an Zoet gescheiter­t war, köpfte Lewandowsk­i den abgeprallt­en Ball zum hochverdie­nten 3:1 (59.) ins Netz.

Mit dem 4:1 (85.) durch einen Robben-Kopfball dokumentie­rte das Ergebnis dann auch die tatsächlic­hen Kräfteverh­ältnisse auf dem Platz. Gut möglich, dass die Münchner zukünftig häufiger auswärts schlafen müssen.

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Foto: Sven Hoppe, dpa Glückwunsc­h: Trainer Carlo Ancelotti durfte mit der Leistung von Arjen Robben zufrieden sein.

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