Mit festlicher Trompeten und Orgelmusik ins neue Jahr
Stephan Ronkov und Franz Tröster konzertieren
Es ist eine schöne Tradition, die von den Dießener Münsterorganisten gepflegt wird. An Silvester verabschieden sie das alte Jahr mit einem festlichen Orgel-TrompetenKonzert im Marienmünster und das neue Jahr begrüßen sie mit dem gleichen Konzert ebenfalls dort.
Um feierliche, strahlende Trompetenklänge und majestätische und filigrane Akkorde auf der KönigOrgel zu hören, waren am Neujahrstag rund 70 Zuhörer in das eiskalte Münster gekommen. Das Konzert in der Nacht zuvor war besser besucht, so Stephan Ronkov, der Kirchenmusiker von Dießen, gegenüber unserer Zeitung. Vielleicht lag es an der romantischeren Stimmung der Silvesternacht. Das schwach erleuchtete Kirchenschiff und die Musik der beiden Blasinstrumente lassen den Jahresausklang noch intensiver erleben als an einem nüchternen Nachmittag. Ronkov hatte das Programm gut gemischt.
Mit einem sehr reizvollen Konzert für Orgel und Trompete in D-Dur des italienischen Barockkomponisten Giuseppe Tartini (1692-1770) begann der Nachmittag. Hier zeigte Franz Tröster an der Trompete, wie virtuos Triller zu spielen sind, wie klare und hohe Töne mit dem Blech erzeugt werden können und welche Freude es sein kann, die Oktaven der D-Dur-Tonleiter herauf- und herunterzuspielen. Manchmal wechselte Tartini in seiner Komposition in die Parallelmolltonart, h-Moll, was einen zusätzlichen Farbtupfer bedeutete. Die Registrierung der begleitenden Orgel war dabei schön sparsam und hell, nicht zu vordringlich.
Während der erste Satz noch frech und schnell ging, war der zweite Satz von fast klassischer Schönheit: Romantisch und elegisch zugleich.
Der dritte Satz dann wieder mit raschem Tempo. Die beiden Märsche von Edward Elgar (1857-1934) aus opus 39, Nr. 1 und Nr. 4 sind ja wahre Publikumsrenner. Wie gut diese Stücke zur Orgel passen, illustrierte Ronkov mit seiner hervorragenden Interpretation. Kräftiges Marschtempo mit zwei ganz eingängigen Motiven, die viele Musikliebhaber von den „Last Night of the Proms“her kennen.
Das Konzert für Orgel und Trompete von Vincenzo Bellini (1801-1837) ließ klassischen italienischen Belcanto auf der Trompete aufleuchten. Wie eine helle weibliche Stimme intonierte Franz Tröster diesen Gesang für das Blech. Die Orgel war hier wie bei den anderen Stücken nicht nur einfach ein Begleitinstrument, sondern hatte den Charakter eines Ein-Mann-Orchesters. Trompete trifft auf Orgel hieß es auch bei der „Fantasia Gregoriana“von Hans-Uwe Hielscher (Jahrgang 1945) aus opus 45, komponiert 1996. Spannend, wie eine gregorianische Chorlinie auf der Trompete sich in eine Jazz-Nummer verwandeln kann.
Den Rausschmeißer fürs neue Jahr machte das berühmte „Carillon de Westminster“aus Opus 54 Nr. 6 des großen französischen Komponisten der zweiten Hälfte des 19. und ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Louis Vierne (1870-1937). Es ist wohl die berühmteste Turmuhrenmelodie der Welt, die von Big Ben in London herabschallt.
Als Zugabe gab’s für den begeisterten Applaus aus dem Kirchenschiff nochmals den dritten Satz von Hielschers Gregorianischer Fantasie.
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