Krippenbauer Er arbeitet mit viel Liebe zum Detail
Klaus Graf hat einige Krippen geschaffen. Bis auf die Figuren macht er alles selbst
Seine erste Krippe hat Klaus Graf vor über 25 Jahren gekauft. Er hat sie nicht lange behalten. Denn seine Frau Rosi meldete ihn fast gleichzeitig bei einem Krippenbaukurs der Landsberger Krippenfreunde an. Der heute 72-Jährige lernte das Krippenbauen und war mit der gekauften Krippe aus Südtirol bald nicht mehr zufrieden. Mittlerweile hat er verschiedene Krippen gebaut – immer mit viel Liebe zum Detail. Bis auf die Figuren ist alles selbst gemacht. Und Klaus Graf würde gerne noch mehr bauen. Nur in seiner Wohnung in Erpfting hat er keinen Platz mehr.
Klaus Graf ist Rentner. Früher hat er als Konstrukteur in einem metallverarbeitenden Betrieb gearbeitet. Im Beruf war Metall sein Baustoff, zu Hause Holz. Das merkt man auch seinen Krippen an. So hat er beispielsweise alle Werkzeuge seiner alpenländischen Krippe selbst gefertigt – vom Rechen über einen kleinen Eimer bis zum Schubkarren. Das Krippenbauen selbst lernte er in dem Kurs von Hans Hermann, dem Vorsitzenden des örtlichen Krippenvereins, zu dem ihn seine Frau angemeldet hatte. Dort baute er sei- erste Krippe, ein Haus mit Heustadel im alpenländischen Stil.
Schon seine erste Krippe stellte Klaus Graf mit viel Akribie her. Unter dem Schindeldach aus Südtiroler Lärchenholz befindet sich sogar ein Dachstuhl. Er ist nicht zu sehen, dennoch hat ihn der Erpftinger detailgetreu angefertigt. In die Landschaft rund um das Gebäude hat er Natursteine gesetzt. Das würde er heute nicht mehr machen, sie machen die Krippe nur unnötig schwer. Für die Bäume hat Graf Hirschheide gesammelt. Sie wächst im Gebirge und wird mit dünnem Draht an den kahlen Ästen eines Baumes befestigt. Für die kleinen Büsche hat er Mini-Wacholder aus dem Garten genommen. Nur die zehn Zentimeter hohen Figuren aus dem Grödnertal hat der Krippenbauer gekauft, sogar den Hintergrund malte er selbst.
Ebenfalls im Wohnzimmer steht eine Schneekrippe. Das Gebäude ist einer Alm nachempfunden. Aus Krippenmörtel – einem Gemisch aus Wasser, Leim, Schlämmkreide, Schleifstaub und Sägemehl – hat Klaus Graf Felsen geformt, die ganze Landschaft ist mit Puderzucker bestreut und vom Dach der Alm hängen aus Glas geformte Eiszapfen. Den Puderzucker saugt er am Ende der Krippensaison wieder ab. Im Sommer, bei hohen Temperaturen, würde er sonst karamellisieren.
Gegenüber auf einem Schrank steht eine orientalische Krippe. Die Figuren aus dem Grödnertal sind acht Zentimeter hoch. Es gibt aber noch kleinere, die weiter hinten stehen, damit eine Tiefenwirkung erzielt wird. Die Gebäude hat Graf aus Styrodur gefertigt, einem Dämmstoff, der vor allem am Bau eingesetzt wird. Sein Vorteil: es ist leicht und kann gut bearbeitet werden. Mit einem Messer oder einer Säge lassen sich ganz einfach Mauerstrukturen nachbilden. Für die Höhle, in der der 72-Jährige Maria, Josef und das Jesuskind platziert hat, hat er einen Wurzelstock verwendet. Die Palmen dahinter sind ebenfalls selbst gemacht.
Die Gebäude, Landschaften und das Zubehör entstehen unter dem Jahr im Hobbykeller. Mitunter bastelt Klaus Graf auch im Winter, wenn er eine neue Idee hat oder etwas ausbessern muss. Auftragsarbeiten sind seine Sache nicht. Lediglich für die Familie hat er Krippen gebaut. Für gute Bekannte aus Südtirol hat er deren Alm nachgebaut. Sie sei 30 Mal kleiner als das Origine nal. Das Dach fertigte er aus 1200 Schindeln. Aus jenen Schindeln, die sein Bekannter vom Dach der Alm hatte entfernen lassen, um es neu einzudecken. Die Alm liegt bei Prettau im Ahrntal in Südtirol. Dort, auf 2100 Metern Höhe, verbringen Klaus und Rosi Graf viel Zeit. Es ist ihre zweite Heimat.
Und was fasziniert Klaus Graf am Krippenbauen? Es beruhige die Seele – bei der Arbeit und beim Betrachten der Krippen. „Man ist weg vom Alltag und vergisst seine Sorgen“, sagt er. Bis Lichtmess stehen die Krippen bei Krippenbauern wie Klaus Graf. Die Anbetung der Hirten und der Heiligen Drei Könige kennen viele, die Flucht stellen Laien schon nicht mehr aus.
Klaus Graf hat eine besonders schöne Szene geschaffen. Er nennt sie „Rast auf der Flucht“. Die Figuren stammen von Angela Tripi, die in Palermo auf Sizilien lebt und arbeitet. Die Szene zeigt Maria, die auf dem Boden sitzt und ein Lager aus Zweigen und Ästen für das Kind bereitet hat. Josef reicht ihr den Buben, gleich daneben hat sich der Esel zur Rast gelegt. Alles ist stimmig, auch die Beleuchtung. Es ist Abend, die Sonne versinkt. Eine Szene, die die Seele beruhigt.