Landsberger Tagblatt

Krippenbau­er Er arbeitet mit viel Liebe zum Detail

Klaus Graf hat einige Krippen geschaffen. Bis auf die Figuren macht er alles selbst

- VON THOMAS WUNDER Erpfting

Seine erste Krippe hat Klaus Graf vor über 25 Jahren gekauft. Er hat sie nicht lange behalten. Denn seine Frau Rosi meldete ihn fast gleichzeit­ig bei einem Krippenbau­kurs der Landsberge­r Krippenfre­unde an. Der heute 72-Jährige lernte das Krippenbau­en und war mit der gekauften Krippe aus Südtirol bald nicht mehr zufrieden. Mittlerwei­le hat er verschiede­ne Krippen gebaut – immer mit viel Liebe zum Detail. Bis auf die Figuren ist alles selbst gemacht. Und Klaus Graf würde gerne noch mehr bauen. Nur in seiner Wohnung in Erpfting hat er keinen Platz mehr.

Klaus Graf ist Rentner. Früher hat er als Konstrukte­ur in einem metallvera­rbeitenden Betrieb gearbeitet. Im Beruf war Metall sein Baustoff, zu Hause Holz. Das merkt man auch seinen Krippen an. So hat er beispielsw­eise alle Werkzeuge seiner alpenländi­schen Krippe selbst gefertigt – vom Rechen über einen kleinen Eimer bis zum Schubkarre­n. Das Krippenbau­en selbst lernte er in dem Kurs von Hans Hermann, dem Vorsitzend­en des örtlichen Krippenver­eins, zu dem ihn seine Frau angemeldet hatte. Dort baute er sei- erste Krippe, ein Haus mit Heustadel im alpenländi­schen Stil.

Schon seine erste Krippe stellte Klaus Graf mit viel Akribie her. Unter dem Schindelda­ch aus Südtiroler Lärchenhol­z befindet sich sogar ein Dachstuhl. Er ist nicht zu sehen, dennoch hat ihn der Erpftinger detailgetr­eu angefertig­t. In die Landschaft rund um das Gebäude hat er Naturstein­e gesetzt. Das würde er heute nicht mehr machen, sie machen die Krippe nur unnötig schwer. Für die Bäume hat Graf Hirschheid­e gesammelt. Sie wächst im Gebirge und wird mit dünnem Draht an den kahlen Ästen eines Baumes befestigt. Für die kleinen Büsche hat er Mini-Wacholder aus dem Garten genommen. Nur die zehn Zentimeter hohen Figuren aus dem Grödnertal hat der Krippenbau­er gekauft, sogar den Hintergrun­d malte er selbst.

Ebenfalls im Wohnzimmer steht eine Schneekrip­pe. Das Gebäude ist einer Alm nachempfun­den. Aus Krippenmör­tel – einem Gemisch aus Wasser, Leim, Schlämmkre­ide, Schleifsta­ub und Sägemehl – hat Klaus Graf Felsen geformt, die ganze Landschaft ist mit Puderzucke­r bestreut und vom Dach der Alm hängen aus Glas geformte Eiszapfen. Den Puderzucke­r saugt er am Ende der Krippensai­son wieder ab. Im Sommer, bei hohen Temperatur­en, würde er sonst karamellis­ieren.

Gegenüber auf einem Schrank steht eine orientalis­che Krippe. Die Figuren aus dem Grödnertal sind acht Zentimeter hoch. Es gibt aber noch kleinere, die weiter hinten stehen, damit eine Tiefenwirk­ung erzielt wird. Die Gebäude hat Graf aus Styrodur gefertigt, einem Dämmstoff, der vor allem am Bau eingesetzt wird. Sein Vorteil: es ist leicht und kann gut bearbeitet werden. Mit einem Messer oder einer Säge lassen sich ganz einfach Mauerstruk­turen nachbilden. Für die Höhle, in der der 72-Jährige Maria, Josef und das Jesuskind platziert hat, hat er einen Wurzelstoc­k verwendet. Die Palmen dahinter sind ebenfalls selbst gemacht.

Die Gebäude, Landschaft­en und das Zubehör entstehen unter dem Jahr im Hobbykelle­r. Mitunter bastelt Klaus Graf auch im Winter, wenn er eine neue Idee hat oder etwas ausbessern muss. Auftragsar­beiten sind seine Sache nicht. Lediglich für die Familie hat er Krippen gebaut. Für gute Bekannte aus Südtirol hat er deren Alm nachgebaut. Sie sei 30 Mal kleiner als das Origine nal. Das Dach fertigte er aus 1200 Schindeln. Aus jenen Schindeln, die sein Bekannter vom Dach der Alm hatte entfernen lassen, um es neu einzudecke­n. Die Alm liegt bei Prettau im Ahrntal in Südtirol. Dort, auf 2100 Metern Höhe, verbringen Klaus und Rosi Graf viel Zeit. Es ist ihre zweite Heimat.

Und was fasziniert Klaus Graf am Krippenbau­en? Es beruhige die Seele – bei der Arbeit und beim Betrachten der Krippen. „Man ist weg vom Alltag und vergisst seine Sorgen“, sagt er. Bis Lichtmess stehen die Krippen bei Krippenbau­ern wie Klaus Graf. Die Anbetung der Hirten und der Heiligen Drei Könige kennen viele, die Flucht stellen Laien schon nicht mehr aus.

Klaus Graf hat eine besonders schöne Szene geschaffen. Er nennt sie „Rast auf der Flucht“. Die Figuren stammen von Angela Tripi, die in Palermo auf Sizilien lebt und arbeitet. Die Szene zeigt Maria, die auf dem Boden sitzt und ein Lager aus Zweigen und Ästen für das Kind bereitet hat. Josef reicht ihr den Buben, gleich daneben hat sich der Esel zur Rast gelegt. Alles ist stimmig, auch die Beleuchtun­g. Es ist Abend, die Sonne versinkt. Eine Szene, die die Seele beruhigt.

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DONNERSTAG, 5. JANUAR 2017
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Fotos: Thorsten Jor dan Seine erste Krippe. Das Gebäude im alpenländi­schen Stil baute Klaus Graf in einem Krippenbau­kurs, zu dem ihn seine Frau angemeldet hatte.
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„Rast auf der Flucht“heißt diese Szene mit Figuren von Angela Tripi.

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