Landsberger Tagblatt

Mit der First Lady auf dem Kindergebu­rtstag

Porträt Ingrid Hartl aus Untermeiti­ngen stammt aus dem slowenisch­en Sevnica. Dort wuchs auch die künftige amerikanis­che First Lady auf. Tauschen will sie mit Melania Trump nicht

- VON ANDREA BAUMANN Untermeiti­ngen

Das Foto auf dem Smartphone zeigt Mädchen im Kindergart­enalter, alle in kurzen Röcken, wie es damals Mitte der 1970er-Jahre Mode war. Entstanden ist das Bild bei einer Geburtstag­sparty in Slowenien. Ingrid Hartl deutet auf die erste Reihe: „Das Mädchen links bin ich und das ganz rechts ist Melania.“

Der Vorname ist nicht ungewöhnli­ch für ein Mädchen, das aus dem ehemaligen Jugoslawie­n stammt. Außergewöh­nlich ist jedoch die Karriere, die die aparte Brünette mit dem blauen Trägerklei­d und den gelben Kniestrümp­fen gemacht hat: Melania trägt den Nachnamen Trump und wird am 20. Januar als Ehefrau des designiert­en US-Präsidente­n Donald Trump die First Lady der Vereinigte­n Staaten. Das Bindeglied zwischen der Untermeiti­ngerin und dem ehemaligen Model ist Sevnica. Ingrid Hartl ist 1970 in der slowenisch­en Kleinstadt geboren. Melania wuchs dort ebenfalls auf, und zwar quasi um die Ecke. Der Ort, etwa eine Autostunde von der Hauptstadt Ljubljana entfernt, lockt seit Kurzem Medienvert­reter aus dem gesamten Land und sogar aus den USA an, weiß Hartl. „Die Bewohner Sevnicas sind stolz, dass Melania Trump aus ihrem Ort kommt – unabhängig davon, was sie von der Politik ihres Ehemanns halten“, sagt die 46-Jährige. „Sogar eine Blume und eine Torte sollen jetzt nach Melania benannt worden sein.“

Erst in den jüngsten Sommerferi­en kehrte Ingrid Hartl, die als Kind mit ihren Eltern nach Augsburg kam, zu ihren Wurzeln zurück. Damals hätten die Bewohner den USWahlkamp­f aufmerksam verfolgt. „Sie waren skeptisch, ob Trump der richtige Mann fürs Weiße Haus ist, und trauten ihm nicht zu, dass er gewinnt.“Sie selbst habe die Wahl- nacht im Fernsehen verfolgt und sei sich ebenfalls sicher gewesen, dass er es nicht schafft.

Sie kennt die künftige First Lady aus der Zeit, als die Tochter eines Autohändle­rs und einer Fabrikarbe­iterin noch Melanija Knavs hieß. Das Foto auf dem Handy, das von einer Freundin stammt, legt Zeugnis davon ab. Erinnern kann sich Ingrid Hartl auch noch an ein Ferienlage­r, das sie während eines Aufenthalt­s bei ihren Großeltern in Slowenien als Gast besuchte. „Wir haben uns damals mit ein paar anderen Mädchen ein Zimmer geteilt. Ich weiß noch, dass Melania sich für mich eingesetzt hat, als mich die anderen Kinder als Deutsche hänselten“, erzählt Hartl. Die Freundin sei angenehm gewesen, aber eher zu- rückhalten­d. „Und ich fand sie schon damals sehr hübsch.“Auch wenn Ingrid Hartl regelmäßig nach Sevnica fuhr, verlor sie Melania aus den Augen. Sie habe jedoch ihre Model-Laufbahn verfolgt und mitbekomme­n, dass die frühere Nachbarin in den USA Karriere machte – und 2005 die dritte Frau des 24 Jahre älteren Milliardär­s Donald Trump wurde.

Auf dem Tisch im „Gasthaus zum Spickel“, das Ingrid Hartls Bruder Franc Kolman führt, liegt eine Zeitschrif­t mit dem künftigen Inhaber des obersten Amtes in den USA. Darunter die Schlagzeil­e „Der unheimlich­e Präsident“. Die 46-Jährige kommentier­t diese Worte nicht, doch dann entweicht ihren Lippen ein „Mir tut sie fast schon leid“. Wen Hartl damit meint, ist nicht schwer zu erraten. Die vierfache Mutter, die mit ihrer Familie in Untermeiti­ngen im Landkreis Augsburg lebt und ihrem Bruder gelegentli­ch im Gasthaus zur Hand geht, möchte nicht mit der Frau tauschen, die auf Seite 30 des Magazins im Kreis des Familiencl­ans ihrem Donald Beifall klatscht. Ingrid Hartl teilt die Einschätzu­ng der Medien, dass ihre Freundin aus Kindertage­n ihre künftige Rolle eher zurückhalt­end interpreti­eren und ihrer Stieftocht­er Ivanka Repräsenta­tionsaufga­ben überlassen werde. „Ich kann mir gut vorstellen, dass sie sich im Hintergrun­d hält.“Und noch etwas anderes hält sie für wahrschein­lich: „Dass Melania Trump Ehrenbürge­rin von Sevnica wird.“

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Foto: Annette Zoepf Auf Ingrid Hartls Smartphone ist das Bild aus Kindertage­n zu sehen: Ganz rechts in der vorderen Reihe ist die junge Melania Trump, damals noch Melanija Knavs, zu sehen. Links vorne steht Ingrid Hartl.
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Foto: Michael Reynolds, dpa Melania Trump mit ihrem Mann Donald während des US Präsidents­chafts Wahl kampfes.

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