Gemeinsam trauern um Mesut und Koray
Über 300 Menschen trafen sich bei der türkischen Moschee, um der beiden Terroropfer zu gedenken
Über 300 Personen haben am gestrigen Feiertag Mesut G. und Koray K. die letzte Ehre erwiesen. Der Landsberger und der Kauferinger waren in der Silvesternacht beim Terroranschlag auf den Istanbuler Nachtclub Reina ermordet worden. Bestattet worden sind die beiden 25 und 28 Jahre alten Männer bereits am Montag in der Türkei. Die Männer und Frauen der türkisch-islamischen Gemeinde zu Landsberg sowie Muslime aus der Region versammelten sich am Freitag nach dem regulären Gebet noch zu einem Totengebet vor der Moschee.
Informiert über das FacebookPortal „Du kommst aus Landsberg, wenn ...“fanden sich weitere, vor allem junge Menschen bei dem Gebetshaus im Westen von Landsberg ein: sichtbar bewegte Freunde, Arbeitskollegen und Menschen, die ihre Anteilnahme ausdrücken wollten. Bei sechs Grad Minus standen alle diese Menschen bei einer über einstündigen Totenfeier beisammen – um zu trauern, aber auch um ein Zeichen für ein Miteinander und gegen den Terror zu setzen, wie in den Reden anklang.
Imam Ünal Daglar und der erste Vorsitzende der Türkisch-Islamischen Gemeinde Mehmet Bayiryüzü sprachen von Koray K. und Mesut G. als zwei „jungen, bodenständigen Männern, die die Barmherzigkeit Gottes“erreicht hätten. Diejenigen, die diesen Anschlag ausgeübt hätten, und diejenigen, die für den Anschlag verantwortlich seien, sollten durch die vernichtende Eigenschaft Gottes verdammt werden. Alle, die hier versammelt seien, drückten mit dieser Versammlung ihre Liebe und ihre Trauer für alle getöteten Mitmenschen aus.
„Wir Landsberger wünschen uns aus tiefstem Herzen, in Einheit und Solidarität sowie in Frieden zusammenleben zu können“, so Bayiryüzü. Diese Versammlung solle auch als Vorbild für alle anderen Menschen und Nationen dienen. „Wir wünschen, niemals solche oder vergleichbare Vorfälle hier zu erleben. Wir verabscheuen den Terror aus tiefstem Herzen“, sagte er. „Wir wünschen, dass das neue Jahr 2017 für alle Menschen dieser Welt Frieden mit sich bringt und ein Leben ohne Terror ermöglicht.“
„Ihr seid nicht alleine“, sagte der evangelische Pfarrer Detlev Möller. Verbundenheit heiße auch Leid zu teilen. Dass geteiltes Leid halbes Leid sei, wie es ein Sprichwort sagt, bezweifelt der Geistliche zwar im Fall von Mesut und Koray. Aber Leid zu teilen, bedeutet für Möller auch, dass man sich anlehnen könne und die Möglichkeit habe, sich mitzuteilen – auch wenn dies das Geschehene nicht ungeschehen mache. Der evangelische Pfarrer sprach auch an, dass es auf manche Fragen keine Antwort gebe. Die „allerletzte Antwort Gottes“besteht für Möller darin, dass die Gläubigen „in seinem Reich“voller Frieden, Freundschaft und Verständigung ankommen. Gott möge die Angehörigen der beiden jungen Männer an der Hand nehmen, so Möllers Wunsch für die beiden Familien.
Brutal durch einen grausamen Akt der Gewalt seien Mesut G. und Koray K. aus dem Leben gerissen worden, sagte Landsbergs Oberbürgermeister Mathias Neuner. Er sprach an, dass einem Terrorakte wie in Nizza, Paris oder Istanbul geschehen, noch näher gingen, wenn die Opfer einen Namen bekämen. „Sie waren ein Teil von uns“, sagte Neuner, junge Männer mit türkischen Wurzeln, die hier aufgewachsen seien. Er wünscht sich, dass der Verantwortliche, der 39 Menschen getötet und über 70 verletzt hat, zur Rechenschaft gezogen wird. Neuner warnte vor dem Hass, sei er nun politisch, religiös oder auch weltanschaulich begründet. Und er rief dazu auf, voller Liebe und Zuneigung an die Verstorbenen zu denken. Den Familien wünschte er, dass Gott ihnen die Kraft geben möge, den Verlust der Söhne zu ertragen.
Der Chef von Mesut G., Otto Botschek, sprach von den beiden jungen Männern als „einzigartige Menschen voller Herzensgüte und Empathie“.