Landsberger Tagblatt

Gemeinsam trauern um Mesut und Koray

Über 300 Menschen trafen sich bei der türkischen Moschee, um der beiden Terroropfe­r zu gedenken

- VON STEPHANIE MILLONIG Landsberg

Über 300 Personen haben am gestrigen Feiertag Mesut G. und Koray K. die letzte Ehre erwiesen. Der Landsberge­r und der Kauferinge­r waren in der Silvestern­acht beim Terroransc­hlag auf den Istanbuler Nachtclub Reina ermordet worden. Bestattet worden sind die beiden 25 und 28 Jahre alten Männer bereits am Montag in der Türkei. Die Männer und Frauen der türkisch-islamische­n Gemeinde zu Landsberg sowie Muslime aus der Region versammelt­en sich am Freitag nach dem regulären Gebet noch zu einem Totengebet vor der Moschee.

Informiert über das FacebookPo­rtal „Du kommst aus Landsberg, wenn ...“fanden sich weitere, vor allem junge Menschen bei dem Gebetshaus im Westen von Landsberg ein: sichtbar bewegte Freunde, Arbeitskol­legen und Menschen, die ihre Anteilnahm­e ausdrücken wollten. Bei sechs Grad Minus standen alle diese Menschen bei einer über einstündig­en Totenfeier beisammen – um zu trauern, aber auch um ein Zeichen für ein Miteinande­r und gegen den Terror zu setzen, wie in den Reden anklang.

Imam Ünal Daglar und der erste Vorsitzend­e der Türkisch-Islamische­n Gemeinde Mehmet Bayiryüzü sprachen von Koray K. und Mesut G. als zwei „jungen, bodenständ­igen Männern, die die Barmherzig­keit Gottes“erreicht hätten. Diejenigen, die diesen Anschlag ausgeübt hätten, und diejenigen, die für den Anschlag verantwort­lich seien, sollten durch die vernichten­de Eigenschaf­t Gottes verdammt werden. Alle, die hier versammelt seien, drückten mit dieser Versammlun­g ihre Liebe und ihre Trauer für alle getöteten Mitmensche­n aus.

„Wir Landsberge­r wünschen uns aus tiefstem Herzen, in Einheit und Solidaritä­t sowie in Frieden zusammenle­ben zu können“, so Bayiryüzü. Diese Versammlun­g solle auch als Vorbild für alle anderen Menschen und Nationen dienen. „Wir wünschen, niemals solche oder vergleichb­are Vorfälle hier zu erleben. Wir verabscheu­en den Terror aus tiefstem Herzen“, sagte er. „Wir wünschen, dass das neue Jahr 2017 für alle Menschen dieser Welt Frieden mit sich bringt und ein Leben ohne Terror ermöglicht.“

„Ihr seid nicht alleine“, sagte der evangelisc­he Pfarrer Detlev Möller. Verbundenh­eit heiße auch Leid zu teilen. Dass geteiltes Leid halbes Leid sei, wie es ein Sprichwort sagt, bezweifelt der Geistliche zwar im Fall von Mesut und Koray. Aber Leid zu teilen, bedeutet für Möller auch, dass man sich anlehnen könne und die Möglichkei­t habe, sich mitzuteile­n – auch wenn dies das Geschehene nicht ungeschehe­n mache. Der evangelisc­he Pfarrer sprach auch an, dass es auf manche Fragen keine Antwort gebe. Die „allerletzt­e Antwort Gottes“besteht für Möller darin, dass die Gläubigen „in seinem Reich“voller Frieden, Freundscha­ft und Verständig­ung ankommen. Gott möge die Angehörige­n der beiden jungen Männer an der Hand nehmen, so Möllers Wunsch für die beiden Familien.

Brutal durch einen grausamen Akt der Gewalt seien Mesut G. und Koray K. aus dem Leben gerissen worden, sagte Landsbergs Oberbürger­meister Mathias Neuner. Er sprach an, dass einem Terrorakte wie in Nizza, Paris oder Istanbul geschehen, noch näher gingen, wenn die Opfer einen Namen bekämen. „Sie waren ein Teil von uns“, sagte Neuner, junge Männer mit türkischen Wurzeln, die hier aufgewachs­en seien. Er wünscht sich, dass der Verantwort­liche, der 39 Menschen getötet und über 70 verletzt hat, zur Rechenscha­ft gezogen wird. Neuner warnte vor dem Hass, sei er nun politisch, religiös oder auch weltanscha­ulich begründet. Und er rief dazu auf, voller Liebe und Zuneigung an die Verstorben­en zu denken. Den Familien wünschte er, dass Gott ihnen die Kraft geben möge, den Verlust der Söhne zu ertragen.

Der Chef von Mesut G., Otto Botschek, sprach von den beiden jungen Männern als „einzigarti­ge Menschen voller Herzensgüt­e und Empathie“.

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Fotos: leit Imam Ünal Daglar und die Türkisch Islamische Gemeinde sowie Freunde und Kolle gen nahmen gestern Abschied von den Terroropfe­rn Mesut und Koray.
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Blumensträ­uße zeugen auch vor der Mo schee von der Anteilnahm­e vieler.

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