Der Frost kam zu schnell für den Außenputz
Das denkmalgeschützte Bauernhaus in der Moosgasse in Dießen ist fast fertig hergerichtet. Und Hans Well ist froh, dass hiesige Handwerker dabei mitgearbeitet haben
Dießen Der Außenputz war vor dem Winter nicht mehr zu schaffen. Beziehungsweise Hans Well wollte es nicht riskieren, dass das teure Gemisch auffriert. Denn für das denkmalgeschützte, im Kern aus dem 17. Jahrhundert stammende Kleinbauernhaus in der Moosstraße in Dießen soll es ein stark dämmender, aber trotzdem dünner Putz sein. „Er braucht sechs bis acht Tage zum Aushärten, wir erreichen dann fast die Werte von einem Niedrigenergiehaus“, sagt der Musiker, der einst mit der Biermöslblosn und jetzt mit seinen Kindern als Wellbappn durch die Lande tourt.
Der Dachstuhl ist erneuert worden, unter Verwendung alter Balken, und mit einer 20 Zentimeter dicken Dämmung, versehen und innen verweisen die angenehmen Plustemperaturen darauf, dass die Gasheizung bereits eingebaut ist. Das Herrichten von denkmalgeschützten Häusern ist für den Musiker ein Ausgleich – die Intention, Heimat zu bewahren, steckt aber auch in dieser Leidenschaft.
Eine Leidenschaft, die sich ohne die Könner und Kenner der Materie nicht verwirklichen ließe. Gerade hier im Ammerseebereich gebe es viele Handwerker, die qualitativ hochwertige Arbeit leisteten, Well spricht hier von „Kunsthandwerkern“. Die Obermühlhauser Schreinerei Seemüller fertigte beispielsweise die Kastenfenster, die Spenglerei Glas aus Raisting die Fenster- und Bauunternehmer Schilling habe noch vor dem Kälteeinbruch Leute geschickt, die an den letzten zwei frostfreien Tagen das Fundament für den Schuppen gemacht hätten, erzählt Well.
Das kleine Häuschen unterteilt sich in einen alten Teil mit Tuffmauerwerk und einen Anbau im Osten, der später erstellt wurde. Der Anbau wurde als Ständerbau neu errichtet und soll im ersten Stockwerk außen mit Brettern verkleidet und unten verputzt werden, wie Well erzählt.
Ohne Stefan Walter hätte sich der Musiker nicht ans Werk gemacht. Der aus Apfeldorf stammende und jetzt in Hohenfurch lebende Schreiner ist mittlerweile Sanierungsallrounder und kennt sich vor allem bei Putz aus. Was gerade bei diesem kleinen Haus nötig war, denn – was im Vorfeld noch nicht absehbar war – ein Zementputz musste abgeschlagen werden, und darunter kam bröseliges Tuffmauerwerk zutage, welches mit Kalkputz mehr oder weniger wieder verklebt werden musste. Dafür Sumpfkalk zu bekommen, sei auch nicht so einfach – doch beim Bauunternehmen Baab in Apfeldorf war er zu haben. Als weitere Schicht sorgt Lehmputz für ein angenehmes Klima. Er eigne sich besonders gut für die Wandheizung, erläutert Well, da er gut Wasser aufnehme und sich ausdehne.
Well saniert nicht nur mithilfe der erfahrenen Handwerker. Er versucht auch alte Materialien zu verwenden – aus ästhetischen, aber auch aus Kostengründen. Auf die Bodendielen, die er über Eduard Schäfer aus Landsberg bekam, ist er besonders stolz. Aus einem Abbruchhaus in Eresing erhält er demnächst eine Treppe und vom Nachbarn kamen noch die restlichen Dießener Biberschwanzplatten für den Schuppenanbau. Und so waren es nicht nur die Handwerker, die ihn unterstützen, Well berichtet auch von den Nachbarn, bei denen es einen Kaffee gab, oder auch von der Hilfe des Bruders der Vorbesitzerin sowie Franz Sanktjohanser, die unweit der Baustelle wohnen. Sie deckten beispielsweise schnell mal offene Stelbretter len ab, wenn ein Starkregen die bisherige Sanierung bedrohte und Hans Well, in Zankenhausen wohnend, nicht sofort zur Stelle sein konnte. Innen wird das Häuschen über den Winter fertig werden, dann kommt noch die Außenfassade dran. Genutzt werden wird es von der Familie Well selbst oder höchstens kurzzeitig vermietet, so der Plan von Hans Well. Er schwärmt von der „unheimlich schönen Atmosphäre, die man bei einem Neubau nicht so hinkriegt“. Und ihn ärgert, wenn die vielen alten Dingen innewohnende Bedeutung nicht erkannt wird. Eine Bedeubreiten tung, die sich nicht alleine auf ästhetische Gesichtspunkte erstreckt. Er weiß beispielsweise auch von der Diskussion um das über 100 Jahre alte Schulhaus in Hofstetten. „Wie viele Menschen sind dort schon als Kinder über die Schwelle gelaufen?“
Für Hans Well ist es unverständlich, dass überhaupt ein Abriss in Erwägung gezogen wird, zumal der Neubau eines Gebäudes gleicher Kubatur teurer käme berichtete). Und dies angesichts der vielen guten Handwerker in der Region, die, wie am Rochlhaus in Thaining zu sehen war, es auch beherrschten, historische Gebäude sachgerecht zu sanieren.