Landsberger Tagblatt

Der Frost kam zu schnell für den Außenputz

Das denkmalges­chützte Bauernhaus in der Moosgasse in Dießen ist fast fertig hergericht­et. Und Hans Well ist froh, dass hiesige Handwerker dabei mitgearbei­tet haben

- VON STEPHANIE MILLONIG (LT

Dießen Der Außenputz war vor dem Winter nicht mehr zu schaffen. Beziehungs­weise Hans Well wollte es nicht riskieren, dass das teure Gemisch auffriert. Denn für das denkmalges­chützte, im Kern aus dem 17. Jahrhunder­t stammende Kleinbauer­nhaus in der Moosstraße in Dießen soll es ein stark dämmender, aber trotzdem dünner Putz sein. „Er braucht sechs bis acht Tage zum Aushärten, wir erreichen dann fast die Werte von einem Niedrigene­rgiehaus“, sagt der Musiker, der einst mit der Biermöslbl­osn und jetzt mit seinen Kindern als Wellbappn durch die Lande tourt.

Der Dachstuhl ist erneuert worden, unter Verwendung alter Balken, und mit einer 20 Zentimeter dicken Dämmung, versehen und innen verweisen die angenehmen Plustemper­aturen darauf, dass die Gasheizung bereits eingebaut ist. Das Herrichten von denkmalges­chützten Häusern ist für den Musiker ein Ausgleich – die Intention, Heimat zu bewahren, steckt aber auch in dieser Leidenscha­ft.

Eine Leidenscha­ft, die sich ohne die Könner und Kenner der Materie nicht verwirklic­hen ließe. Gerade hier im Ammerseebe­reich gebe es viele Handwerker, die qualitativ hochwertig­e Arbeit leisteten, Well spricht hier von „Kunsthandw­erkern“. Die Obermühlha­user Schreinere­i Seemüller fertigte beispielsw­eise die Kastenfens­ter, die Spenglerei Glas aus Raisting die Fenster- und Bauunterne­hmer Schilling habe noch vor dem Kälteeinbr­uch Leute geschickt, die an den letzten zwei frostfreie­n Tagen das Fundament für den Schuppen gemacht hätten, erzählt Well.

Das kleine Häuschen unterteilt sich in einen alten Teil mit Tuffmauerw­erk und einen Anbau im Osten, der später erstellt wurde. Der Anbau wurde als Ständerbau neu errichtet und soll im ersten Stockwerk außen mit Brettern verkleidet und unten verputzt werden, wie Well erzählt.

Ohne Stefan Walter hätte sich der Musiker nicht ans Werk gemacht. Der aus Apfeldorf stammende und jetzt in Hohenfurch lebende Schreiner ist mittlerwei­le Sanierungs­allrounder und kennt sich vor allem bei Putz aus. Was gerade bei diesem kleinen Haus nötig war, denn – was im Vorfeld noch nicht absehbar war – ein Zementputz musste abgeschlag­en werden, und darunter kam bröseliges Tuffmauerw­erk zutage, welches mit Kalkputz mehr oder weniger wieder verklebt werden musste. Dafür Sumpfkalk zu bekommen, sei auch nicht so einfach – doch beim Bauunterne­hmen Baab in Apfeldorf war er zu haben. Als weitere Schicht sorgt Lehmputz für ein angenehmes Klima. Er eigne sich besonders gut für die Wandheizun­g, erläutert Well, da er gut Wasser aufnehme und sich ausdehne.

Well saniert nicht nur mithilfe der erfahrenen Handwerker. Er versucht auch alte Materialie­n zu verwenden – aus ästhetisch­en, aber auch aus Kostengrün­den. Auf die Bodendiele­n, die er über Eduard Schäfer aus Landsberg bekam, ist er besonders stolz. Aus einem Abbruchhau­s in Eresing erhält er demnächst eine Treppe und vom Nachbarn kamen noch die restlichen Dießener Biberschwa­nzplatten für den Schuppenan­bau. Und so waren es nicht nur die Handwerker, die ihn unterstütz­en, Well berichtet auch von den Nachbarn, bei denen es einen Kaffee gab, oder auch von der Hilfe des Bruders der Vorbesitze­rin sowie Franz Sanktjohan­ser, die unweit der Baustelle wohnen. Sie deckten beispielsw­eise schnell mal offene Stelbrette­r len ab, wenn ein Starkregen die bisherige Sanierung bedrohte und Hans Well, in Zankenhaus­en wohnend, nicht sofort zur Stelle sein konnte. Innen wird das Häuschen über den Winter fertig werden, dann kommt noch die Außenfassa­de dran. Genutzt werden wird es von der Familie Well selbst oder höchstens kurzzeitig vermietet, so der Plan von Hans Well. Er schwärmt von der „unheimlich schönen Atmosphäre, die man bei einem Neubau nicht so hinkriegt“. Und ihn ärgert, wenn die vielen alten Dingen innewohnen­de Bedeutung nicht erkannt wird. Eine Bedeubreit­en tung, die sich nicht alleine auf ästhetisch­e Gesichtspu­nkte erstreckt. Er weiß beispielsw­eise auch von der Diskussion um das über 100 Jahre alte Schulhaus in Hofstetten. „Wie viele Menschen sind dort schon als Kinder über die Schwelle gelaufen?“

Für Hans Well ist es unverständ­lich, dass überhaupt ein Abriss in Erwägung gezogen wird, zumal der Neubau eines Gebäudes gleicher Kubatur teurer käme berichtete). Und dies angesichts der vielen guten Handwerker in der Region, die, wie am Rochlhaus in Thaining zu sehen war, es auch beherrscht­en, historisch­e Gebäude sachgerech­t zu sanieren.

 ?? Fotos: T. Jordan ?? Hans Well präsentier­t den ausgebaute­n Dachboden, beim Dachstuhl wurden auch alte Balken wiederverw­endet.
Fotos: T. Jordan Hans Well präsentier­t den ausgebaute­n Dachboden, beim Dachstuhl wurden auch alte Balken wiederverw­endet.
 ??  ?? Die Fensterbre­tter aus Kupfer mit Rundung am Auslauf wurden erneuert, teilweise wurden Fliesen, Dielen oder auch Fenstergri­ffe aus anderen Häusern eingebaut.
Die Fensterbre­tter aus Kupfer mit Rundung am Auslauf wurden erneuert, teilweise wurden Fliesen, Dielen oder auch Fenstergri­ffe aus anderen Häusern eingebaut.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany