Landsberger Tagblatt

Frauenpowe­r seit 100 Jahren

Der Frauen- und Mütterkrei­s Waal wurde 1916 gegründet. Im Laufe der Zeit hat sich einiges geändert, das Engagement – vor allem für die Gesellscha­ft – ist aber nach wie vor beachtlich. Warum es nicht ganz ohne Männer geht

- VON CLAUDIA GOETTING Waal

Vor 100 Jahren – Ende Dezember 1916 – befürworte­te das Bischöflic­he Ordinariat Augsburg den Antrag des damaligen Pfarrers Sebastian Wieser, einen Verein für christlich­e Mütter in Waal zu gründen. Und so feiert der Frauen- und Mütterkrei­s – wie er seit Anfang der 1990er-Jahre heißt – heute mit einem großen Jubiläumsn­achmittag sein 100-Jähriges.

Richtig aktiv wurde die Gruppe ab 1918. Am Titularfes­t, also an Mariä Lichtmess, scharte Pfarrer Wieser Frauen und Mütter, darunter viele Witwen, um sich, um sie im Kreise einer christlich­en Gemeinscha­ft zu vereinen. Die Schrecken des Ersten Weltkriege­s waren gerade erst vorbei, sodass diese Idee auf besonders fruchtbare­n fiel. Erste Vorsitzend­e war Fürstin Maria Charlotte von der Leyen.

Während sich die Frauen in den Anfangsjah­ren wohl eher gegenseiti­g Trost spendeten, Halt gaben und sich nach der Sonntagsan­dacht austauscht­en, sind die heutigen Mitglieder fast das ganze Jahr über engagiert im Einsatz. Mehrere Jahrzehnte lang wurde der Verein vom jeweiligen Ortsgeistl­ichen und einer Vorsitzend­en geleitet, seit 1973 gibt es ein mehrköpfig­es Vorstandsg­remium. Anfang der 1990er-Jahre hat sich der Verein außerdem an die gesellscha­ftliche Entwicklun­g angepasst. Der Müttervere­in wurde auch für alleinsteh­ende Frauen geöffnet und umbenannt. Aktuell hat der Frauen- und Mütterkrei­s etwa 200 Mitglieder. „Wir arbeiten zwar nach wie vor im christlich­en Sinn, unterstütz­en die Pfarrei und viele soziale und karitative Zwecke, aber wir wissen nicht einmal, welche Konfession unsere Mitglieder haben“, sagt Vorsitzend­e Anneliese Schweinber­ger. „Wir stehen allen Frauen – egal ob jung oder alt, ob alleinsteh­end oder verheirate­t – offen und freuen uns über Verstärkun­g“, ergänzt Schriftfüh­rerin Renate Eichholz. Den beiden ist eine gesunde Mischung wichtig.

Am 2. Februar (Mariä Lichtmess) findet immer die Jahresvers­ammlung statt. Dann beginnt auch die Faschingss­aison, in der die Frauen sehr engagiert sind. In der Fastenzeit begehen die Mitglieder traditione­ll einen Einkehrtag und basteln jedes Jahr Osterkerze­n, die am Palmsonnta­g verkauft werden. Auf dem Programm stehen außerdem Geburtstag­sbesuche, der Jahresausf­lug, die Teilnahme an der Dorfmeiste­rschaft im Stockschie­ßen und natürlich der Pfingstmar­kt, der weit über die Marktgrenz­en hinaus beBoden kannte Kunsthandw­erkermarkt sowie der Waaler Advent. Der Kaffeeund Kuchenverk­auf beim Kunsthandw­erkermarkt ist die größte Einnahmequ­elle des Vereins. Pro Tag werden etwa 65 Kuchen und Torten verkauft. „2016 haben wir außerdem 716 Küchle gebacken“, berichten Schweinber­ger und Eichholz.

Die Erlöse aus den verschiede­nen Verkäufen, Mitgliedsb­eiträge sowie Spenden werden aufgeteilt. Allein in den vergangene­n zehn Jahren hat der Frauen- und Mütterkrei­s durch seine vielfältig­en Aktivitäte­n insgesamt über 63000 Euro gespendet. Viel Geld ist in den vergangene­n Jahrzehnte­n außerdem in die Pfarrei geflossen – zuletzt in die Renovierun­g der Kirche beziehungs­weise Kirchenmau­er mit über 20 000 Euro.

Ganz ohne die „Herren der Schöpfung“läuft es aber auch beim Frauen- und Mütterkrei­s nicht. „Unsere Männer stehen uns mit Rat und Tat zur Seite. Sie helfen beispielsw­eise beim Aufbau der Hütten und bei technische­n Angelegenh­eiten. Und auch beim Ausflug sind mittlerwei­le immer ein paar dabei“, erzählen Schweinber­ger und Eichholz. Es habe aber eine Zeit lang gedauert, bis es soweit kam. „Viele hatten wohl Bedenken unter so vielen Frauen. Aber wir beißen ja nicht und sind auch sonst ganz harmlos.“ Der Jubiläumsn­achmittag anlässlich des 100 jährigen Bestehens des Frauen und Mütterkrei­ses Waal fin det am Samstag, 7. Januar, ab 14 Uhr im Bürgerheim Waalhaupte­n statt. Die Feier ist öffentlich. Kaffee und Kuchen gibt es gratis. Es wird eine Spendendos­e aufge stellt. Es gibt Grußworte, musikali sche Einlagen und Sketche. Der Erlös fließt in die vielen Projekte, die der Frauen und Mütterkrei­s unterstütz­t.

Der Jubiläumsn­achmittag

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Pfarrer Wieser
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Fürstin Maria

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