Frauenpower seit 100 Jahren
Der Frauen- und Mütterkreis Waal wurde 1916 gegründet. Im Laufe der Zeit hat sich einiges geändert, das Engagement – vor allem für die Gesellschaft – ist aber nach wie vor beachtlich. Warum es nicht ganz ohne Männer geht
Vor 100 Jahren – Ende Dezember 1916 – befürwortete das Bischöfliche Ordinariat Augsburg den Antrag des damaligen Pfarrers Sebastian Wieser, einen Verein für christliche Mütter in Waal zu gründen. Und so feiert der Frauen- und Mütterkreis – wie er seit Anfang der 1990er-Jahre heißt – heute mit einem großen Jubiläumsnachmittag sein 100-Jähriges.
Richtig aktiv wurde die Gruppe ab 1918. Am Titularfest, also an Mariä Lichtmess, scharte Pfarrer Wieser Frauen und Mütter, darunter viele Witwen, um sich, um sie im Kreise einer christlichen Gemeinschaft zu vereinen. Die Schrecken des Ersten Weltkrieges waren gerade erst vorbei, sodass diese Idee auf besonders fruchtbaren fiel. Erste Vorsitzende war Fürstin Maria Charlotte von der Leyen.
Während sich die Frauen in den Anfangsjahren wohl eher gegenseitig Trost spendeten, Halt gaben und sich nach der Sonntagsandacht austauschten, sind die heutigen Mitglieder fast das ganze Jahr über engagiert im Einsatz. Mehrere Jahrzehnte lang wurde der Verein vom jeweiligen Ortsgeistlichen und einer Vorsitzenden geleitet, seit 1973 gibt es ein mehrköpfiges Vorstandsgremium. Anfang der 1990er-Jahre hat sich der Verein außerdem an die gesellschaftliche Entwicklung angepasst. Der Mütterverein wurde auch für alleinstehende Frauen geöffnet und umbenannt. Aktuell hat der Frauen- und Mütterkreis etwa 200 Mitglieder. „Wir arbeiten zwar nach wie vor im christlichen Sinn, unterstützen die Pfarrei und viele soziale und karitative Zwecke, aber wir wissen nicht einmal, welche Konfession unsere Mitglieder haben“, sagt Vorsitzende Anneliese Schweinberger. „Wir stehen allen Frauen – egal ob jung oder alt, ob alleinstehend oder verheiratet – offen und freuen uns über Verstärkung“, ergänzt Schriftführerin Renate Eichholz. Den beiden ist eine gesunde Mischung wichtig.
Am 2. Februar (Mariä Lichtmess) findet immer die Jahresversammlung statt. Dann beginnt auch die Faschingssaison, in der die Frauen sehr engagiert sind. In der Fastenzeit begehen die Mitglieder traditionell einen Einkehrtag und basteln jedes Jahr Osterkerzen, die am Palmsonntag verkauft werden. Auf dem Programm stehen außerdem Geburtstagsbesuche, der Jahresausflug, die Teilnahme an der Dorfmeisterschaft im Stockschießen und natürlich der Pfingstmarkt, der weit über die Marktgrenzen hinaus beBoden kannte Kunsthandwerkermarkt sowie der Waaler Advent. Der Kaffeeund Kuchenverkauf beim Kunsthandwerkermarkt ist die größte Einnahmequelle des Vereins. Pro Tag werden etwa 65 Kuchen und Torten verkauft. „2016 haben wir außerdem 716 Küchle gebacken“, berichten Schweinberger und Eichholz.
Die Erlöse aus den verschiedenen Verkäufen, Mitgliedsbeiträge sowie Spenden werden aufgeteilt. Allein in den vergangenen zehn Jahren hat der Frauen- und Mütterkreis durch seine vielfältigen Aktivitäten insgesamt über 63000 Euro gespendet. Viel Geld ist in den vergangenen Jahrzehnten außerdem in die Pfarrei geflossen – zuletzt in die Renovierung der Kirche beziehungsweise Kirchenmauer mit über 20 000 Euro.
Ganz ohne die „Herren der Schöpfung“läuft es aber auch beim Frauen- und Mütterkreis nicht. „Unsere Männer stehen uns mit Rat und Tat zur Seite. Sie helfen beispielsweise beim Aufbau der Hütten und bei technischen Angelegenheiten. Und auch beim Ausflug sind mittlerweile immer ein paar dabei“, erzählen Schweinberger und Eichholz. Es habe aber eine Zeit lang gedauert, bis es soweit kam. „Viele hatten wohl Bedenken unter so vielen Frauen. Aber wir beißen ja nicht und sind auch sonst ganz harmlos.“ Der Jubiläumsnachmittag anlässlich des 100 jährigen Bestehens des Frauen und Mütterkreises Waal fin det am Samstag, 7. Januar, ab 14 Uhr im Bürgerheim Waalhaupten statt. Die Feier ist öffentlich. Kaffee und Kuchen gibt es gratis. Es wird eine Spendendose aufge stellt. Es gibt Grußworte, musikali sche Einlagen und Sketche. Der Erlös fließt in die vielen Projekte, die der Frauen und Mütterkreis unterstützt.
Der Jubiläumsnachmittag