„Ich will 2016 endgültig abhaken“
Interview Seit über einem Jahr kämpft Jan-Ingwer Callsen-Bracker um die Rückkehr ins Mannschaftstraining des FC Augsburg. Wie der Profi mit seiner Verletzung umgeht
Herr Callsen-Bracker, Sie machen einen entspannten Eindruck ... Callsen Bracker: Mir geht es auch gut. Vor allem freue ich mich, im Trainingslager dabei zu sein. Dem FCA fehlen Sie jetzt aufgrund Ihrer Verletzung seit über einem Jahr. Hier im Trainingslager arbeiten Sie zusammen mit Athletik-Trainer Andreas Bäumler. Der Fortschritt ist deutlich sichtbar ... Callsen Bracker: Wir machen hier ein sehr gutes Rekonvaleszenz-Programm, das mich ans Mannschaftstraining heranführt. Können Sie das vergangene Jahr kurz Revue passieren lassen? Callsen Bracker: Eigentlich möchte ich gar nicht mehr zurückblicken, ich will 2016 endgültig abhaken. Vor mehr als einem Jahr wurde ich schwer gefoult (Europa-LeagueSpiel in Belgrad, Anm. d. Red.), aber ich hatte mit dem Tag meiner Operation immer ein klares Ziel vor Augen. Natürlich wusste ich, dass ich einen schweren Weg vor mir habe, aber ich habe immer an mein Comeback geglaubt, weil ich ein positiv denkender Mensch bin.
Wie war die Resonanz nach Ihrer Verletzung im Fan- und im Mannschaftskreis?
Callsen Bracker: Vor allem am Anfang war die Anteilnahme groß. Ich wurde oft von Fans nach meinem Befinden gefragt und bekam viele Genesungswünsche. Sehr gefreut hat mich, wie sich der Verein und die Mannschaft verhalten haben. Man hat sich immer nach mir erkundigt, und ich hatte immer das Gefühl, auch in dieser Zeit nah dran zu sein.
Vor rund einem halben Jahr wähnten Sie sich ganz nah dran. Dann erlitten Sie gesundheitlich einen Rückschlag.
Callsen Bracker: Ich habe das damals gar nicht so sehr als Rückschlag empfunden. Die Heilung des Knochenödems ging nur nicht so schnell, wie ich mir das erhofft hatte. Alle anderen Bereiche hatten sich sehr gut entwickelt. Kann es sein, dass Sie noch in Marbella ins Mannschaftstraining einsteigen? Callsen Bracker: Nein. Das Mannschaftstraining ist erst möglich, wenn ich hundertprozentig fit bin und auch wieder Zweikämpfe bestreiten kann. Wir haben einen sehr guten Plan erstellt, und wenn ich weiter so trainiere wie bisher, kann ich bald wieder angreifen.
Hatten Sie gedacht, dass Sie im Trainingslager mit dabei sind? Callsen Bracker: Es hat sich angebahnt. Ich habe in letzter Zeit individuelles Lauf- und Balltraining absolviert. Dem Trainer war wichtig, dass ich mitfahre, und jetzt bin ich froh, dabei zu sein. Was halten Sie eigentlich von Manuel Baum? Callsen Bracker: Wir kennen uns schon länger. Er ist ein moderner Trainer, der dies mit erfolgreicher Arbeit im Nachwuchsbereich des FCA bewiesen hat. Ich habe mich Foto: Siegfried Kerpf gefreut, als ich erfahren habe, dass der FCA längerfristig mit ihm als Cheftrainer plant. Unabhängig von Ihrer Verletzung – was erwarten Sie sich sportlich mit dem FCA? Callsen Bracker: Dass wir unsere Ziele erreichen. Vorrangig ist das natürlich der Klassenerhalt. Das ist wichtig für die weitere Entwicklung des Vereins.
Im Sommer dieses Jahres läuft beim
FCA Ihr Vertrag aus. Haben Sie Zukunftsängste? Callsen Bracker: Natürlich denke ich an die Zukunft, aber sie macht mir keine Angst. Wie schon gesagt, ich bin ein positiv denkender Mensch. Würden Sie gerne beim FCA bleiben?
Callsen Bracker: Ich fühle mich sehr wohl in Augsburg und würde auch gerne weiter für den FCA spielen. Aber das Wichtigste ist, dass ich wieder hundertprozentig fit werde. Dann werden wir uns sicherlich zusammensetzen und miteinander sprechen. Sie sind dafür bekannt, dass Sie Sprachen lieben und den Ehrgeiz haben, sich mit Ihren Mannschaftskameraden in deren Sprache zu unterhalten. Sie sollen auch ein bisschen koreanisch und japanisch sprechen. Callsen Bracker: (lacht) Das wäre jetzt doch etwas übertrieben. Ich versuche ein paar Wörter zu lernen. Das klappt ganz gut. Das macht mir Spaß und den Jungs in der Mannschaft auch.
Interview: Wolfgang Langner