Geben ist seliger als Nehmen
Schenken ist eine schöne soziale Errungenschaft. Eine Form menschlicher Kommunikation, die über Krawatten und Küchenmixer läuft. Im Tierreich ist sie auch nach Milliarden Jahren noch immer unterentwickelt. Selbst die intelligenten Delfine kommen nicht auf die Idee, ihre Angebeteten mit einem Flossenring oder einem Heringsdinner zu beglücken. Vergleichbares fällt nur Menschen ein. Wie alles aber, was sich Menschen ausdenken, ist auch das Schenken eine Plage geworden. Wer zuletzt die gelb-grün gestreifte Krawatte wieder unterm Christbaum fand, die im Vorjahr an Onkel Heinz ging, weiß, wovon die Rede ist. Von Verzweiflungstaten, die Menschen mithilfe goldener Füllfederhalter und Thermo-Unterwäsche begehen. Schon drohen wieder die ersten Geburtstage und das Antreten bei Tante Berta, die auf ein Gastgeschenk nicht verzichten mag.
Aber was ist das schon für eine läppische Herausforderung gegen einen Besuch im Vatikan. Papst Franziskus hat keine Hobbys. Früher hat er in den Straßen von Buenos Aires gekickt. Dafür büßt er heute. Jeder Fußball-Klub, der den Heiligen Vater besucht, überreicht ihm ein Vereinstrikot mit allen Unterschriften der Spieler. Franziskus sagt Grazie und lässt es zu den anderen 839 Fußball-Hemden legen. Später werden sie einmal in den Straßen von Buenos Aires auftauchen. Fußballer haben beim Schenken leichtes Spiel. Was aber, wenn ein Boxer zum Papst kommt? Boxer – Motto: Geben ist seliger als Nehmen – sind eigentlich für das Schenken geboren, wenngleich die Auswahl ihrer sportlichen Gaben nicht einfallsreicher ist als die von Fußballern. Also griff auch ExWeltmeister Arthur Abraham diese Woche beim Besuch des Papstes zum Naheliegenden – zu Boxhandschuhen. Wenn die Handschuhe Glück haben, werden sie, wie bei Johannes Paul II., Teil einer Wanderausstellung mit Papst-Geschenken. Wahrscheinlicher noch landen sie in einem argentinischen Boxring, wo sie im Namen des Herrn selig geben. In keinem Fall aber werden sie wieder zu Franziskus zurückkehren.