Die Alte Schule soll erhalten bleiben
Viele Hofstettener atmen nach der Entscheidung des Gemeinderats auf. Das Gremium spricht sich denkbar knapp für den Fortbestand des Gebäudes aus
Hofstetten Die Alte Schule in Hofstetten wird nicht abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, sondern bleibt erhalten und soll renoviert werden. Der Gemeinderat hat sich am Mittwoch mit 7:6 Stimmen knapp dafür ausgesprochen. Weil das Thema „Zukunft der Alten Schule“besonders im zurückliegenden Jahr – trotz einer öffentlichen Informationsveranstaltung der Gemeinde – für verbale Auseinandersetzungen in der Bevölkerung geführt hatte, setzte es Bürgermeister Benedikt Berchtold gleich auf die Tagesordnung der ersten Ratssitzung 2017.
Der Gemeindechef räumte den zahlreich erschienenen Zuhörern sogar ein zeitlich begrenztes Rederecht ein. Außerdem berichtete er noch einmal über den bisherigen Verlauf: angefangen vom Ergebnis zum Vorprojekt des Schongauer Architekturbüros Plan 3 und die VorOrt-Besichtigung von Vertretern der Regierung von Oberbayern zwecks einer öffentlichen Förderung, aber auch die Stellungnahme der Kreisheimatpflegerin Dr. Heide Weißhaar-Kiem sowie schließlich die Information der Bevölkerung über den Umfang der Sanierungsbeziehungsweise Neubaumaßnahmen nebst den jeweils veranschlagten Kosten.
Wie berichtet, waren bei der Infoveranstaltung konkrete Zahlen genannt worden. Eine Sanierung würde rund 1,43 Millionen Euro kosten, wobei mit Zuschüssen in Höhe von 200000 Euro gerechnet werden könnte. Der Neubau eines in der Kubatur gleichen Gebäudes liege bei etwa 1,64 Millionen Euro, wie es damals hieß.
Vom Rederecht in der Gemeinderatssitzung machten sieben Bürger Gebrauch und wurden für ihre Beiträge von den übrigen Besuchern lautstark bejubelt. Der Inhalt der dabei vorgetragenen Stellungnahmen hatte unisono den Erhalt des 1837 errichteten Gebäudes im Blick. Während die einen die vom Architekturbüro bestätigte „gute alte und damit erhaltenswerte Bausubstanz“oder die „historisch wertvollen Bauteile innerhalb des Gebäudes“ins Feld führten, kritisierten die anderen die Mehrkosten eines Neubaus in Höhe von 400000 Euro. Für sie ein Grund, den Abriss der Alten Schule und an dessen Stelle den Bau eines Gemeindezentrums abzuleh- und dieses Geld für anderweitige Ausgaben zu nutzen. Ein anderer Bürger nannte das frühere Schulhaus sogar einen „wesentlichen Ort des Erinnerns und der Identifikation“. Dazu der Appell an den vollständig versammelten Gemeinderat: „Sie haben es heute Abend in der Hand, ob die alte Schule erhalten oder dieses Stück Heimat in der vertrauten Umgebung unseres Ortes für immer verloren geht.“Dazu die gemeinsame Mahnung: „Ein Abriss wäre ein nicht wiedergutzumachender Fehler.“
Erst nach den Erklärungen der Zuhörer erteilte Gemeindechef Benedikt Berchtold den Ratskollegen das Wort. Vor allem Burkhardt Swik stellte klar: „Dass Sie heute Abend für den Erhalt der Schule sind, ist damit ersichtlich. Ich möchte aber auch darauf hinweisen, dass wir als Gemeinderäte gewählt worden sind, das Wohl der Gemeinde im Blick zu haben. Wir haben kein imperatives Mandat. Selbst wenn hier 100 Prozent der Leute (Hofstettens) säßen, die den Erhalt der alten Schule fordern, müssten wir dem nicht nachkommen. Das möchte ich ganz deutlich sagen. Und ich möchte auch sagen, dass, wenn fünf Leute die gleiche Information bekommen, dann ziehen daraus nicht alle fünf Leute die gleiche Schlussfolgerung. Das ist Demokratie.“
Dass er sich selbst für einen Neunen, bau aussprach, hatte Swik davor mit dem Hinweis begründet: Weil die Alte Schule zwar eine ortsprägende, aber keine homogene Gebäudesubstanz aufweise, habe sie auch nicht den Rang eines Denkmals erhalten. Als weiteren Beleg nannte er das Kreisheimatbuch von 1982, in dem der Schule Hofstetten gerade einmal zwei Zeilen gewidmet worden seien, während sie im neuen Kreisheimatbuch von 2010 überhaupt nicht mehr erwähnt werde.
Pro und Kontra der Meinungen am Ratstisch hielten sich bis zur Abstimmung die Waage. Bürgermeister Berchtold formulierte nach zweistündiger Debatte den folgenden Beschlussvorschlag: „Die Alte Schule soll durch einen Neubau ersetzt werden. Dieser Neubau wird an gleicher Stelle sowie in gleicher Länge und Breite mit der gleichen Dachform errichtet. Die Fensteranordnung wird auf die räumlichen Gegebenheiten angepasst. Das Gebäude wird voll unterkellert und erhält nach Möglichkeit einen ebenerdigen Zugang von Westen.“
Das Ergebnis: Sieben Räte sprachen sich gegen einen Neubau und für eine Renovierung des alten Schulhauses aus. Sechs Gemeinderäte unterlagen mit ihrer Auffassung im Sinne des Beschlussvorschlages, das heißt, mit ihrem Votum, das Gemeindezentrum als Neubau zu realisieren.