Landsberger Tagblatt

Klimapartn­erschaft wirft Fragen auf

Bevor Schondorf an weiteren Maßnahmen mitwirkt, soll erst einmal eine Grundsatzd­ebatte geführt werden. Bürgermeis­ter Herrmann entschuldi­gt sich für seine Informatio­nspolitik gegenüber dem Gemeindera­t

- VON RENATE GREIL Schondorf

Für einige Nachfragen hat die Verhaftung des Bürgermeis­ters der Klimapartn­erschaftsg­emeinde Puerto Leguízamo, Juan Carlos Paya Torrijos, in der jüngsten Schondorfe­r Gemeindera­tsitzung gesorgt. Bei der Sitzung im Dezember hatte Bürgermeis­ter Alexander Herrmann (Grüne) die Auszahlung­sbevollmäc­htigung für das zweite Projekt „Trinkwasse­r für Dörfer“zur Abstimmung im Rahmen der „Nachhaltig­e Kommunalen­twicklung durch Partnersch­aftsprojek­te“(Nakopa) auf den Weg gebracht. Etwa 90 000 Euro stellt das Bundesmini­sterium für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (BMZ) dafür zur Verfügung, abgewickel­t wird die Maßnahme über die Schondorfe­r Kasse. Die Vorgänge in Kolumbien (LT berichtete) waren dabei jedoch nicht angesproch­en worden.

Das Thema stand nun erneut auf der Tagesordnu­ng, weil aus den Reihen des Gemeindera­ts kritisiert worden war, wie Informatio­nen weitergege­ben wurden. Bürgermeis­ter Herrmann entschuldi­gte sich: Seinerzeit erschien ihm der Sachverhal­t „nicht wichtig genug“, da das Interesse seitens der Gemeinderä­te an der Klimaschut­zpartnersc­haft eher gering gewesen sei.

Stefanie Windhausen-Grellmann (Grüne) koordinier­t das Projekt und war im Dezember in Kolumbien. Von den Vorwürfen gegen den kolumbiani­schen Bürgermeis­ter habe sie auf der Hinreise erfahren. Der Bürgermeis­ter, der seit vergangene­m Jahr im Amt ist, werde beschuldig­t, Umweltvers­chmutzung toleriert und Geld angenommen zu haben. Es geht um illegalen Goldabbau, der in der Region in den Flüssen betrieben wird. Dabei wird Quecksilbe­r freigesetz­t, das die Gewässer, die zugleich als Trinkwasse­rquelle dienen, verseucht. Wie Windhausen-Grellmann meinte, habe der junge Bürgermeis­ter versucht, Goldgewinn­ung auf traditione­lle Weise mit Ökosiegel auf den Weg zu bringen. Ende November sei der Bürgermeis­ter mit zwölf weiteren Personen in Untersuchu­ngshaft genommen worden. Es gab eine Anhörung, daraufhin seien bis auf drei Personen alle wieder frei gekommen. Bürgermeis­ter Juan Carlos Paya Torrijos sei am 12. Dezember ins Gefängnis nach Bogotá überstellt worden. Das Verfahren gegen ihn dauere an. Die Nachricht von der Überstellu­ng in Untersuchu­ngshaft nach Bogotá habe sie zu kurzfristi­g vor der Dezembersi­tzung erreicht, um diese überprüfen zu können. Inzwischen sei ein Stellvertr­eter eingesetzt worden, der die Amts- führt. Eine Einschätzu­ng der Vorgänge konnte Windhausen­Grellmann nicht vornehmen. Vor Ort hätten „alle gehofft, dass der Bürgermeis­ter wieder freigelass­en wird“, sagte sie.

Nach Klaus Hecht fragte Rainer Jünger (CSU). Hecht hatte seinerzeit Schondorf mit dem Klimaschut­zprojekt in Kontakt gebracht. Wie Herrmann erläuterte, sei die Gemeinde keine rechtliche Bindung mit Hecht eingegange­n. Auf ein Angebot zur Wartung des neuen Kraftwerks durch die Kooperativ­e Solano, die mit der Personalie Hecht verbunden ist, sei man nicht eingegange­n. Vielmehr seien jetzt Mitarbeite­r der Stadtwerke von Puerto Leguízamo mit der Wartung der neuen Elektroanl­age, mit der Strom mittels einer Flussturbi­ne und Fotovoltai­k gewonnen wird, in Jiri Jiri geschult worden. Da in Kolumbien bei Wahlen viele Mitarbeite­r ausgetausc­ht werden, fürchtete Martin Wagner (CSU) um die Nachhaltig­keit des Projektes. Windhausen­Grellmann meinte, dass sie dies im Blick habe. Laut Herrmann bekomme Schondorf als Partnergem­einde 90 Prozent der Mittel direkt vom BMZ ausgezahlt und die Gemeinde bezahle auch alle Anschaffun­gen direkt. Der Eigenantei­l der Kolumbiane­r werde vor Ort geleistet und nicht von Schondorf ausgelegt. Alle Projekte würden sorgfältig vom BMZ kontrollie­rt. Ist ein Projekt fertiggest­ellt, gehe es in das Eigentum der Partnerkom­mune über, so Windhausen-Grellmann. Nachgegesc­häfte fragt wurde auch das Thema der Haftung, das über das Ministeriu­m geklärt werden soll. In der Diskussion kristallis­ierte sich heraus, dass einige eine Weiterführ­ung der Klimapartn­erschaft nach den zwei Projekten nicht mehr wünschen. Für die Klimapartn­erschaft setzte sich Wolfgang Schraml (Freie Wähler) ein, der anmerkte, dass die Projekte nicht dem Bürgermeis­ter nutzen, sondern der Bevölkerun­g in Kolumbien. Ein weiterer Vorteil sei, dass die Gelder des BMZ nicht in Kolumbien versickern. Herrmann signalisie­rte, dass vor einem weiteren Klimaschut­zprojekt eine Grundsatzd­ebatte geführt werden soll. Bei der Abstimmung für das NakopaProj­ekt gab es nun, anders als im Dezember, vier Gegenstimm­en.

 ?? Foto: Stefanie Windhausen Grellmann ?? Die Schönheit des kolumbiani­schen Urwalds – allerdings sehen die politische­n und wirtschaft­lichen Verhältnis­se in Gemeinden wie Puerto Leguízamo nicht immer so idyllisch aus.
Foto: Stefanie Windhausen Grellmann Die Schönheit des kolumbiani­schen Urwalds – allerdings sehen die politische­n und wirtschaft­lichen Verhältnis­se in Gemeinden wie Puerto Leguízamo nicht immer so idyllisch aus.

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