Landsberger Tagblatt

Löwen wollen die Medien zähmen

Der Klub erschwert drei Münchner Zeitungen den Zugang zu Heimspiele­n des Zweitligis­ten. Warum das so ist, lässt sich nur erahnen

- VON ANIKA ZIDAR

Augsburg Präsidente­n und Manager von Fußballklu­bs reagieren häufig empfindlic­h, wenn kritisch über sie berichtet wird. Ein aktuelles Beispiel dafür liefert nun der TSV 1860 München. Für den Geschmack des Geschäftsf­ührers Anthony Power hat es in den vergangene­n Wochen offenbar ein paar Negativsch­lagzeilen zu viel gegeben. Deshalb erschwert er einigen Medienvert­retern jetzt den Zugang zu Heimspiele­n in der Münchner Arena. In einem Schreiben hat Power den Vertretern von Münchner Merkur, tz und Bild München mitgeteilt, dass der Verein ihnen „bis auf Weiteres“die Dauerakkre­ditierung für die Arena entzieht. Zu den Hintergrün­den dieser Aktion will sich aus den Reihen des TSV 1860 bislang niemand äußern. In dem von Power unterzeich­neten Schreiben heißt es: „Wir haben uns für diesen Schritt entschiede­n, da wir aufgrund der Berichters­tattung in den letzten Wochen und Monaten derzeit keine Basis für eine partnersch­aftliche Zusammenar­beit sehen.“

Den betroffene­n Medien stellt er Tagesakkre­ditierunge­n in Aussicht. Doch auch diese könnte der Verein nach Gutdünken ablehnen. Darauf weist der Vorsitzend­e des Bayerische­n Journalist­en-Verbands (BJV), Michael Busch hin. Er kritisiert das Vorgehen des TSV 1860 als „unsäglich“und ruft die Verantwort­lichen in einer Stellungna­hme dazu auf, auf profession­eller Basis mit den Journalist­en zusammenzu­arbeiten.

Der Sportchef der Bild, Walter Straten, fasst den Entzug der Akkreditie­rung als Schikane auf. Er habe kein Verständni­s für die Maßnahme des TSV 1860, sagt Straten: „Man hat den Eindruck, der Verein kann nicht mit normaler kritischer Berichters­tattung umgehen.“Aufgrund welcher Berichte genau seinem Medium die Dauerakkre­ditierung entzogen wurde, weiß er nicht. Seinen Protest habe der Bild-Sportchef dem Verein und auch der Deut- schen Fußball-Liga (DFL) gegenüber in einem Brief geäußert. „Eine solche Aktion ist eines Profiklubs unwürdig, es ist ein Disziplini­erungsvers­uch der Medien, den wir so nicht hinnehmen wollen.“Sollte seinen Journalist­en trotz Tagesakkre­ditierunge­n der Zugang zu den Spielen verwehrt bleiben, werde Bild juristisch­e Schritte ergreifen.

Florian Benedikt, Ressortlei­ter in der Sportredak­tion der tz München, zeigt sich vom Machtgehab­e des TSV 1860 unbeeindru­ckt. Auf Nachfrage unserer Zeitung sagt er: „Wir lassen uns nicht ärgern. Solch ein Verhalten ordnen wir in die Kindergart­enecke ein.“Unverdross­en werde die tz weiter über den Verein berichten, so Benedikt. Solange seine Redaktion nicht über eine Dauerakkre­ditierung verfüge, werde sie versuchen, mit Tagesakkre­ditierunge­n Zugang zu den Spielen der Löwen zu erhalten. Die Redaktion des

Münchner Merkur reagiert indes eher verhalten auf den Entzug der Dauerakkre­ditierung. Chefredakt­eur Georg Anastasiad­is will den Vorgang nicht kommentier­en. Gemeinsam mit den Kollegen der tz habe seine Redaktion den TSV 1860 in einem Brief aufgeforde­rt, zur bisherigen Zusammenar­beit zurückzuke­hren. „In Abstimmung mit den Kollegen der tz warten wir ab, wie der Verein darauf reagiert“, sagt Anastasiad­is.

„Eine solche Aktion ordnen wir in die Kindergart­enecke ein.“

Florian Benedikt, Sportchef der tz

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Der Löwe fährt seine Krallen aus. So würden die Fans der Münchner ihr Team gerne auf dem Feld sehen. Derzeit allerdings legt sich der Verein lieber mit Medienvert­retern an.

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