Landsberger Tagblatt

Duzt du noch oder siezt du schon? Einst sagten Kinder „Sie“zu ihren Eltern

Expertin Susanne Erdmann erklärt dir heute eine Feinheit in der deutschen Sprache. Und du erfährst, warum ein Du auch teuer werden kann Die Höflichkei­tsform ist schon sehr alt

- Jede Woche donnerstag­s gibt Expertin Susanne Erdmann auf Capito Benimmtipp­s. In der neuen Serie „Capito-Benimmschu­le“erklärt sie, wie die Regeln aussehen, und auch, wie manche davon entstanden sind. Manche kennst du vielleicht schon, manche sind neu. Ob u

Kannst du mir bitte helfen? Können Sie mir bitte helfen? – diese beiden Sätze unterschei­den sich kaum. Und doch machen zwei kleine Worte einen großen Unterschie­d: das „Du“und das „Sie“. Wenn man zu jemandem „du“sagt, dann heißt das duzen. Siezen bedeutet, dass man jemanden mit Sie anspricht. Und warum macht man das überhaupt? und zeigt, dass man Achtung vor der Person hat. Viele Menschen siezen zum Beispiel ihren Chef. Und zu Bundeskanz­lerin Angela Merkel würden wir auch nicht einfach „Du, Angela“sagen. Das wäre respektlos.

Kleine Kinder verwenden häufig nur das „Du“, weil sie mit dem höflichen „Sie“noch keine Sätze bilden können. Für die älteren Kinder gilt: „Alle Erwachsene­n werden gesiezt, bis sie das Du anbieten“, erklärt Susanne Erdmann. Wenn sie aber mit Vornamen und mit „Du“vorgestell­t werden oder man sich schon mit du kennt, bleibt das natürlich dabei. … dass duzen auch teuer wer den kann? Wenn ein Erwach sener etwa bei einer Verkehrs kontrolle einfach einen Poli zisten duzt, kann es sein, dass er 600 Euro zahlen muss. Denn das Du gilt als respektlos dem Ordnungshü­ter und so auch dem Staat gegenüber. Wenn Kinder zu einem Polizisten „du“sagen, passiert aber nichts. Und Dieter Bohlen musste auch nach einem Du zu einem Polizisten keine Strafe zahlen. Ein Gericht hat nämlich festge stellt, dass Dieter Bohlen auch sonst zu allen und jedem du sagt und das Du gegenüber einem Polizisten deshalb nicht respekt los ist. (lea)

Man kann übrigens auch gleichzeit­ig duzen und siezen. Beim sogenannte­n „Hamburger Sie“spricht man den anderen zwar mit dem Vornamen an, verwendet aber das höfliche „Sie“. „Diese Form der Anrede stellt einen Mittelweg dar und wird manchmal für Personen genutzt, bei denen man sich einerseits nicht vertraut Das Siezen ist eine Höflichkei­tsform aus dem Mittelalte­r. „Die Anrede mit ,Sie’ war eine Ehrerbietu­ng gegenüber Höhergeste­llten oder adeligen Personen und ist bis heute die respektvol­le Anrede anderer Menschen bei uns in Deutschlan­d“, fasst Susanne Erdmann zusammen.

Vor 100 Jahren war es übrigens hierzuland­e noch ganz normal war, dass Kinder ihre Eltern gesiezt haben. Damit sollte der Respekt vor den Eltern ausgedrück­t werden. In anderen Ländern gelten noch immer andere genug zum Duzen ist, anderersei­ts das Anreden mit dem Nachnamen als zu distanzier­t empfunden wird“, erklärt Susanne Erdmann. Ältere Menschen verwenden diese Form zum Beispiel gerne gegenüber jungen Erwachsene­n.

Wusstest du …

Sitten. In Holland zum Beispiel siezen noch immer manche Kinder ihre Eltern. In Schweden hingegen sagen fast alle „Du“zueinander – Erwachsene wie Kinder. Nur die schwedisch­e Königsfami­lie wird nicht mit einem „Du“angeredet.

„You“kann beides heißen – da muss man genau hinhören

Im Englischen gibt es nur „you“– das kann man als „du“und auch als „Sie“verwenden. Was nun gemeint ist, muss man dann irgendwie heraushöre­n.

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Foto: Katrin Rohde Susanne Erdmann ist Be nimm Expertin. Don nerstags erklärt sie auf Capito, was sich ge hört.

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