In den Gärten war heuer nicht so viel los
Mitmachaktion Mehr Teilnehmer, aber im Schnitt weniger Tiere bei „Stunde der Wintervögel“
Landkreis Was sich bereits zur Zwischenbilanz abgezeichnet hatte, ist nun Gewissheit. Das Endergebnis der Mitmachaktion „Stunde der Wintervögel“zeigt bei verschiedenen Vogelarten einen massiven Bestandsrückgang. Für den Vogelmangel sind nach Angaben des Landesbunds für Vogelschutz mehrere Faktoren verantwortlich. Hauptgrund sei der geringe Zuzug an nordischen Wintergästen.
Der Landesbund freut sich über ein Rekordergebnis in Bayern. Über 27000 Teilnehmer zählten Anfang Januar über 640 000 Vögel. Sie sahen im Schnitt aber nur 33 gefiederte Gäste pro Garten. Im Schnitt seien knapp 20 Prozent weniger Vögel beobachtet worden als im Vorjahr. Dabei war der Feldsperling der am häufigsten beobachtete Wintervogel in Bayerns Gärten. Die Kohlmeise, die in den vergangen sechs Jahren meist auf dem Spitzenplatz landete, stürzte auf den vierten Rang ab.
Auch die Kreisgruppe Landsberg freut sich über eine Rekordbeteiligung. Fast 500 Teilnehmer würden einen Anstieg um gut 50 Prozent bedeuten. „Es ist schön, dass sich immer mehr Menschen für die gefiederten Mitbewohner im Garten interessieren. Und dadurch, dass sie uns ihre Beobachtungen mitteilen, werden die Daten aussagekräftiger“, sagt Vorsitzender Michael Comes-Lipps. Allerdings sei auch im Landkreis ein Rückgang der Bestände festgestellt worden. Zwar seien heuer mit 12260 Tieren mehr Vögel beobachtet worden als je zuvor, aber da diese sich auch auf mehr Beobachter verteilen, ergebe sich ein Schnitt von nur 35 Vögeln pro Garten. 2016 waren es 42 Vögel. Die häufigsten Vögel im Landkreis waren, wie in den Vorjahren, der Feldund der Haussperling. Die Amsel verdrängte die Kohlmeise von Platz drei und wurde in neun von zehn Gärten gesichtet. Die Kohlmeise wurde seltener beobachtet als im Vorjahr, auch die Blaumeise rutschte ab. Häufiger wurde der Buchfink gesehen. Das Wappentier des Vogelbunds, der Eisvogel, wurde drei Mal gesichtet, der Vogel des Jahres, der Waldkauz, ein Mal.
Und warum wurden heuer im Schnitt weniger Vögel gesichtet? Auch im Winter beeinflusse der Zuund Wegzug großer Vogelzahlen die heimische Vogelwelt. „So wie sich im Vorjahr besonders viele Kohlmeisen und Erlenzeisige aus Nordund Nordosteuropa zum Überwintern unter ihre bayerischen Artgenossen mischten, blieben derartige Gäste in diesem Winter aus“, sagt Martina Gehret vom Landesbund. Die Abnahme decke sich mit den Vogelzugbeobachtungen in vielen anderen europäischen Ländern. Der Vogelmangel trat dieses Jahr plötzlich und kurzfristig auf und schlage auch deutlich in den Zahlen der Mitmachaktion zu Buche.
Als weiterer Faktor für den Rückgang der gezählten Vögel komme lokal auch ein geringer Bruterfolg im vergangenen Jahr infrage. „Aus einigen Regionen des Freistaats wurden erhebliche Brutausfälle bei Höhlenbrütern wie Meisen gemeldet“, so Martina Gehret. Die Ursache hierfür sei eine feuchtnasse Witterung während der Brutzeit im April und Mai. Zudem warnt der Landesbund vor zu schnellen Schlussfolgerungen. So werden die wenig beliebten Rabenvögel immer wieder für den Rückgang der Singvögel verantwortlich gemacht. Genauso wie Eichhörnchen oder Marder erbeuten auch Rabenvögel mal ein Gelege oder Jungvögel. „Doch zahlreiche Studien aus ganz Europa belegen seit langem, dass Rabenvögel keinen nachteiligen Einfluss auf Singvogelbestände haben.“