Ohne Dank zurück
Asyl Warum Flüchtlingshelfer aus ganz Bayern Urkunden an Sozialministerin Emilia Müller zurückschicken
Als Joe Peinze und Lydia Nitsche im Sommer 2015 Post von Bayerns Sozialministerin Emilia Müller bekamen, waren die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer höchst erfreut. Mit einer Urkunde dankte die Ministerin dem Ehepaar aus Lindenberg (Landkreis Lindau) für sein Engagement für Asylbewerber, die in dieser Zeit fast täglich und busseweise in Bayern ankamen. Heute, eineinhalb Jahre später, ist Joe Peinze stocksauer. Seine Urkunde hat der 71-Jährige mit einem dreiseitigen Beschwerdebrief an die Ministerin zurückgeschickt.
„Die aktuelle Asylpolitik der Bundes- und der bayerischen Regierung fühlt sich für uns an wie eine Ohrfeige“, erklärt Peinze und meint damit insbesondere den Umgang mit afghanischen Asylbewerbern. Während er und unzählige andere Flüchtlingshelfer sich um die Integration der Neuankömmlinge bemühten, würde die drohende Abschiebung „höchst motivierter, gut integrierter und bereits arbeitender Afghanen in ein immer noch unsicheres Land“die ganze Arbeit der Helferkreise wieder zunichtemachen. Aus diesem Grund empfindet er die Dankesurkunde von einst heute als Hohn und ist damit offenbar nicht alleine. Rund ein Dutzend der versandten 4000 Urkunden seien bislang wieder zurückgegeben worden, erklärt eine Sprecherin des Ministeriums: „Diese Entscheidung respektieren wir. Es ist das freie Recht eines jeden Menschen, selbst zu bestimmen, wie er mit demokratischen Entscheidungen der Bayerischen Staatsregierung umgeht.“
Am Samstag wollen weitere enttäuschte Flüchtlingshelfer bei einer Demonstration in München ihre Urkunden folgen lassen. „Seit der ersten Abschiebung ist die Angst bei den afghanischen Flüchtlingen riesengroß und der Ärger der Helfer genauso“, sagt Marion Schmidt, eine der Initiatoren der Demo, die um 13 Uhr am Stachus beginnt. Als Höhepunkt soll in einem symbolischen Akt eine gläserne Kiste mit den besagten Urkunden „und anderen Dingen, die wir der Regierung zurückgeben wollen“, vor dem Innenministerium abgeladen werden.
Joe Peinze und seine Frau werden an der Demonstration nicht teilnehmen, dafür fehle ihnen die Zeit – auch aufgrund ihres Engagements für den von ihnen gegründeten Verein „Freunde statt Fremde“und der Betreuung von rund 220 Flüchtlingen. Um die wollen sie sich weiter kümmern. Auch ohne Dankesurkunde der Sozialministerin.