Eine tierisch spannende Liga
Als Maskottchen ist der Dinosaurier ein selten dämliches Tier. Welche Eigenschaften hat denn das geschuppte Etwas? Also, außer dass es seit Millionen Jahren ausgestorben ist. Noch dazu ist „Dinosaurier“an sich natürlich auch total unspezifisch. Da gibt es auf der einen Seite den grauenvollen Tyrannosaurus. Frisst alles, was sich ihm in den Weg stellt. Der José Mourinho der Urzeit. Auf der anderen Seite der riesige, aber harmlose Apatosaurus. Was so viel wie „der Kopflose“bedeutet. Quasi das Pendant zum Hamburger SV. Dachten Fußballfans jahrelang und machten sich einen Spaß daraus, Witze über den doch nun endlich bald eintretenden Exitus der Norddeutschen zu machen.
Anders als die ehemals real existenten Dinos hat der Hamburger SV aber eine funktionierende Überlebensstrategie entwickelt. In ihrer Gänze entschlüsselt wurde sie noch nicht, darüber sollen Wissenschaftler in ferner Zukunft ihr Haupthaar raufen.
Dass ein derart träges Geschöpf einen Bullen einfach so aus dem Weg räumt, galt bisher als unwahrscheinlich. Als ähnlich unrealistisch wurde vor wenigen Jahren aber auch eine Leipziger Erstligamannschaft angesehen. Mit dem Sieg des Dinos über die sächsischen Bullen ist der Meisterschaft so gut wie entschieden.
Wen nicht guter Fußball reizt, sondern die Aussicht auf Spannung, sollte auf das untere Ende der Tabelle achten. Von dort aus sendete Darmstadt ein beachtliches Lebenszeichen. Jenes Team, das den floralen Kosenamen „Lilien“trägt, siegte eindrucksvoll gegen das ehemalige Spitzenteam von Borussia Dortmund. Als Maskottchen des BVB kurbelt Biene Emma das Fanartikelgeschäft an. In der freien Wildbahn gilt das Aufeinandertreffen von Bienen und Blumen als klassische Win-win-Situation. Weil die Dortmunder aber mit allzu frühlingshafter Naivität beim Abstiegskandidaten antraten, ist mittlerweile das Minimalziel ChampionsLeague-Teilnahme in Gefahr.
Für Dortmund spricht derzeit lediglich, dass auch die Konkurrenten offenbar keine Lust auf Spiele in Madrid oder London haben. Neben den Leipzigern patzten auch Frankfurt und Berlin. Dass der Eintracht-Adler seinen wundersamen Höhenflug irgendwann einmal unterbrechen musste, war ebenso abzusehen wie die Niederlage der Berliner. Wer sein Maskottchen Herthinho nennt und es im Gewand einen brasilianischen Braunbären herumtapsen lässt, hat die ein oder andere Pleite verdient.