Claudia Pechstein schreibt Geschichte
44-Jährige holt WM-Silber in Japan. Und bewahrt ihren Trainer vorm „Eisbad“
Nach ihrem „unglaublichsten Tag“erließ Claudia Pechstein großzügig ihrem Trainer Peter Mueller den Sprung in die Fluten des eiskalten Japanischen Meeres. Der US-Amerikaner hatte vor den 5000 Metern der Eis schnell laufWeltmeisterschaften in Gangneung das „Eisbaden“angekündigt, wenn seinem Schützling die Sensation gelänge. Elf Tage vor ihrem 45. Geburtstag krönte Pechstein ihre 27. internationale Saison mit dem Gewinn der 61. Medaille bei Olympia, WM oder EM. „Ich habe seinen Wetteinsatz kurzerhand in zwei Runden Bier umgewandelt“, meinte die Berlinerin bestens gelaunt.
Schon zuvor war sie sich der Tragweite des Erfolges sicher. „Ich habe Geschichte geschrieben. Das ist echt eine historische Medaille“, sagte die Altmeisterin nach ihrer von niemandem erwarteten Silbermedaille, die einer Ohrfeige an die teils 20 Jahre jüngere Konkurrenz gleichkam. „Ich muss mich jetzt erst mal fassen, damit ich diesen Moment genießen kann“, meinte Pechstein. Sie krönte das Auftreten der Deutschen, die nach medaillenlosen Jahren wieder Aufwind verspüren. Da auch Nico Ihle mit Silber über 500 Meter und Patrick Beckert mit Bronze über 10 000 Meter in deutschem Rekord von 12:52,76 Minuten überzeugten, stachen alle Trümpfe der Deutschen.
Ehe sie eine Eiskunstlauf-Einlage mit der Deutschland-Fahne hinlegte, hatte Pechstein mit dem Finger auf den Lippen wieder auf ihre Situation seit der Zeit ihrer Sperre 2009 wegen erhöhter Blutwerte aufmerksam gemacht. „Der Finger galt allen, die mir Erfolg nicht gönnen. Sie sollten einfach mal die Klappe halten.“In 6:53,93 Minuten war sie eine Zeit gelaufen, die ihr seit sechs Jahren nicht gelungen war.