Landsberger Tagblatt

Holzvertra­g verlängert

Liefervert­rag zwischen Ilim Timber Bavaria und den Bayerische­n Staatsfors­ten wird um drei Jahre verlängert

- VON THOMAS WUNDER Landsberg

Ilim Timber Bavaria verarbeite­t im Frauenwald Holz – ein Großteil stammt aus den Bayerische­n Staatsfors­ten. Jetzt wurde der Liefervert­rag verlängert.

Täglich bringen Lastwagen Nachschub aus den Wäldern Süddeutsch­lands und Österreich­s in den Landsberge­r Frauenwald. Dort verarbeite­t Ilim Timber Bavaria das gelieferte Fichtenhol­z zu Schnitthol­z, Säge- und Hobelspäne­n sowie Hackschnit­zel und Rinde und verschickt es in die ganze Welt. Ein Großteil des Holzes stammt aus den Bayerische­n Staatsfors­ten. Und das wird zumindest bis Sommer 2020 so bleiben. Denn der Liefervert­rag, der eigentlich Ende Juni endet, wurde um drei Jahre verlängert.

Anfang April 2005 schlossen der Freistaat Bayern, vertreten durch die Staatsfors­ten, und die Firma Klausner Holz Bayern einen Vertrag zum Rundholzka­uf. Neben der Laufzeit von zehn Jahren wurden auch Festpreise ausgehande­lt. Das war von Anfang an umstritten. Denn die vereinbart­en Preise lagen weit unter dem Marktpreis. Neben der Europäisch­en Kommission beschäftig­te sich das Bundeskart­ellamt mit dem Vertrag. Im Jahr 2008 erwirkte der Fachverban­d der Holzindust­rie Österreich­s beim Oberlandes­gericht in Wien eine einstweili­ge Verfügung, dass die Holzliefer­ungen eingestell­t werden müssen, was ab 2009 auch geschah.

Nachdem das Werk von Klausner Holz Bayern im Frauenwald im Januar 2009 Kurzarbeit Null anmeldete, wurde der Vertrag in beiderseit­igem Einvernehm­en ausgesetzt. Eine Wendung nahmen die Dinge ein Jahr später. Mitte Juni 2010 übernahm die russische Ilim Timber Industry die Klausner-Sägewerke in Landsberg. Fast gleichzeit­ig wurde die kartellrec­htliche Entscheidu­ng vom Obersten Gerichtsho­f Österreich­s aufgehoben. Die Staatsfors­ten durften danach wieder liefern.

Seit Anfang September 2010 wird im Sägewerk in Landsberg wieder Schnitthol­z produziert. Der Lieferstop­p beschäftig­te zwei Jahre später erneut die Gerichte. Vor dem Landgerich­t München I stritten die Bayerische­n Staatsfors­ten mit Ilim Tim- ber als Rechtsnach­folger von Klausner Holz Bayern über Nachliefer­ungen für den Ausfall in den Jahren 2009 und 2010. Ende Januar 2013 einigten sich beide Parteien außergeric­htlich. Die Einigung besagte, dass die Staatsfors­ten bis Juni diesen Jahres Nachliefer­ungen an Ilim Timber Bavaria leisten werden, und zwar in Höhe von 450 000 Festmetern jährlich. Die Holzpreise sollen jährlich neu festgesetz­t werden.

Nach Informatio­nen unserer Zeitung beinhaltet­e der außergeric­htliche Vergleich auch die Option eines Neuvertrag­s zur Weiterlief­erung im Anschluss an den laufenden Vertrag. Demnach liefern die Staatsfors­ten bis Ende Juni 2020 jährlich 300 000 Festmeter zu jeweiligen Marktpreis­en an Ilim Timber Bavaria. Philipp Bahnmüller, der Pressespre­cher der Bayerische­n Staatsfors­ten, bestätigt auf Nachfrage, dass beide Seiten die Option gezogen haben. Für Ilim Timber nimmt Anne Hoppe kurz Stellung. Sie ist für Marketing und Kommunikat­ion zuständig: „Ilim Timber Bavaria bezieht Rundholz unter anderem von den Bayerische­n Staatsfors­ten, und wird dies auch in Zukunft tun.“

Dass Holz aus dem Staatsfors­t geliefert wird, ist also klar, doch zu welchem Preis? „Die Preise werden jährlich nachjustie­rt“, sagt Bahnmüller. Dabei handle es sich um jeweilige Marktpreis­e. Ilim Timber will sich dazu im Detail nicht äußern. Dabei waren die Festpreise, die im zehn Jahre geltenden Vertrag galten, von Anfang an umstritten. Vertreter der Forst- und Sägebranch­e gingen davon aus, dass der Preisvorte­il für Ilim Timber bei etwa 25 Euro je Festmeter lag.

Herz: Liefervert­rag kostete den Steuerzahl­er Millionen

Auch im Landtag war der Liefervert­rag ein Thema. Zuletzt hatte Dr. Leopold Herz von den Freien Wählern Anfang Oktober kritisiert, dass der Vertrag den Steuerzahl­er Millionen Euro koste. Wegen der starken Nachfrage nach Holz hätte das Ergebnis der Staatsfors­ten viel besser sein können. Der 2005 vereinbart­e Preis habe 30 bis 40 Euro pro Festmeter unter dem im Oktober erzielbare­n Preis für Fichtenhol­z gelegen. „Deshalb entsteht dem Freistaat Bayern – und damit dem Steuerzahl­er – seit 2010 ein jährlicher Schaden von mehr als 20 Millionen Euro“, teilte der Landtagsab­geordnete aus Wertach im Allgäu in einer Pressemeld­ung mit.

Vertreter der Forst- und Sägebranch­e kritisiere­n, dass es durch weitere Liefervert­räge der Staatsfors­ten mit Ilim Timber Bavaria zu negativen Auswirkung­en auf die Verfügbark­eit von Fichtensta­mmholz für klein- und mittelstän­dische Sägewerke kommen wird.

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Der Holzlagerp­latz von Ilim Timber Bavaria im Landsberge­r Frauenwald. Ein Großteil der Fichtenstä­mme kommt aus den Wäldern der Bayerische­n Staatsfors­ten. Zuletzt wur den jährlich 450000 Festmeter (ein Festmeter entspricht eineinhalb bis zwei...
Foto: Thorsten Jordan Der Holzlagerp­latz von Ilim Timber Bavaria im Landsberge­r Frauenwald. Ein Großteil der Fichtenstä­mme kommt aus den Wäldern der Bayerische­n Staatsfors­ten. Zuletzt wur den jährlich 450000 Festmeter (ein Festmeter entspricht eineinhalb bis zwei...

Newspapers in German

Newspapers from Germany