Holzvertrag verlängert
Liefervertrag zwischen Ilim Timber Bavaria und den Bayerischen Staatsforsten wird um drei Jahre verlängert
Ilim Timber Bavaria verarbeitet im Frauenwald Holz – ein Großteil stammt aus den Bayerischen Staatsforsten. Jetzt wurde der Liefervertrag verlängert.
Täglich bringen Lastwagen Nachschub aus den Wäldern Süddeutschlands und Österreichs in den Landsberger Frauenwald. Dort verarbeitet Ilim Timber Bavaria das gelieferte Fichtenholz zu Schnittholz, Säge- und Hobelspänen sowie Hackschnitzel und Rinde und verschickt es in die ganze Welt. Ein Großteil des Holzes stammt aus den Bayerischen Staatsforsten. Und das wird zumindest bis Sommer 2020 so bleiben. Denn der Liefervertrag, der eigentlich Ende Juni endet, wurde um drei Jahre verlängert.
Anfang April 2005 schlossen der Freistaat Bayern, vertreten durch die Staatsforsten, und die Firma Klausner Holz Bayern einen Vertrag zum Rundholzkauf. Neben der Laufzeit von zehn Jahren wurden auch Festpreise ausgehandelt. Das war von Anfang an umstritten. Denn die vereinbarten Preise lagen weit unter dem Marktpreis. Neben der Europäischen Kommission beschäftigte sich das Bundeskartellamt mit dem Vertrag. Im Jahr 2008 erwirkte der Fachverband der Holzindustrie Österreichs beim Oberlandesgericht in Wien eine einstweilige Verfügung, dass die Holzlieferungen eingestellt werden müssen, was ab 2009 auch geschah.
Nachdem das Werk von Klausner Holz Bayern im Frauenwald im Januar 2009 Kurzarbeit Null anmeldete, wurde der Vertrag in beiderseitigem Einvernehmen ausgesetzt. Eine Wendung nahmen die Dinge ein Jahr später. Mitte Juni 2010 übernahm die russische Ilim Timber Industry die Klausner-Sägewerke in Landsberg. Fast gleichzeitig wurde die kartellrechtliche Entscheidung vom Obersten Gerichtshof Österreichs aufgehoben. Die Staatsforsten durften danach wieder liefern.
Seit Anfang September 2010 wird im Sägewerk in Landsberg wieder Schnittholz produziert. Der Lieferstopp beschäftigte zwei Jahre später erneut die Gerichte. Vor dem Landgericht München I stritten die Bayerischen Staatsforsten mit Ilim Tim- ber als Rechtsnachfolger von Klausner Holz Bayern über Nachlieferungen für den Ausfall in den Jahren 2009 und 2010. Ende Januar 2013 einigten sich beide Parteien außergerichtlich. Die Einigung besagte, dass die Staatsforsten bis Juni diesen Jahres Nachlieferungen an Ilim Timber Bavaria leisten werden, und zwar in Höhe von 450 000 Festmetern jährlich. Die Holzpreise sollen jährlich neu festgesetzt werden.
Nach Informationen unserer Zeitung beinhaltete der außergerichtliche Vergleich auch die Option eines Neuvertrags zur Weiterlieferung im Anschluss an den laufenden Vertrag. Demnach liefern die Staatsforsten bis Ende Juni 2020 jährlich 300 000 Festmeter zu jeweiligen Marktpreisen an Ilim Timber Bavaria. Philipp Bahnmüller, der Pressesprecher der Bayerischen Staatsforsten, bestätigt auf Nachfrage, dass beide Seiten die Option gezogen haben. Für Ilim Timber nimmt Anne Hoppe kurz Stellung. Sie ist für Marketing und Kommunikation zuständig: „Ilim Timber Bavaria bezieht Rundholz unter anderem von den Bayerischen Staatsforsten, und wird dies auch in Zukunft tun.“
Dass Holz aus dem Staatsforst geliefert wird, ist also klar, doch zu welchem Preis? „Die Preise werden jährlich nachjustiert“, sagt Bahnmüller. Dabei handle es sich um jeweilige Marktpreise. Ilim Timber will sich dazu im Detail nicht äußern. Dabei waren die Festpreise, die im zehn Jahre geltenden Vertrag galten, von Anfang an umstritten. Vertreter der Forst- und Sägebranche gingen davon aus, dass der Preisvorteil für Ilim Timber bei etwa 25 Euro je Festmeter lag.
Herz: Liefervertrag kostete den Steuerzahler Millionen
Auch im Landtag war der Liefervertrag ein Thema. Zuletzt hatte Dr. Leopold Herz von den Freien Wählern Anfang Oktober kritisiert, dass der Vertrag den Steuerzahler Millionen Euro koste. Wegen der starken Nachfrage nach Holz hätte das Ergebnis der Staatsforsten viel besser sein können. Der 2005 vereinbarte Preis habe 30 bis 40 Euro pro Festmeter unter dem im Oktober erzielbaren Preis für Fichtenholz gelegen. „Deshalb entsteht dem Freistaat Bayern – und damit dem Steuerzahler – seit 2010 ein jährlicher Schaden von mehr als 20 Millionen Euro“, teilte der Landtagsabgeordnete aus Wertach im Allgäu in einer Pressemeldung mit.
Vertreter der Forst- und Sägebranche kritisieren, dass es durch weitere Lieferverträge der Staatsforsten mit Ilim Timber Bavaria zu negativen Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Fichtenstammholz für klein- und mittelständische Sägewerke kommen wird.