Kein Weg zum Radweg
Gutachten des Bund Naturschutz widerspricht der Studie der Gemeinde Pähl
Auch bei der Jahresversammlung der Ortsgruppe des Bund Naturschutz (BN) in Dießen hat die Frage, ob entlang der Birkenallee zwischen Dießen und Fischen ein Radweg gebaut werden kann, für Gesprächsstoff gesorgt.
Die Gesprächsgrundlage bei dem Treffen im „Blauen Haus“bildete ein Gutachten des Herrschinger Diplom-Biologen Burkhard Quinger. Der BN hatte Quinger vorsorglich mit dem Gutachten beauftragt, nachdem bereits aus den Unterlagen für den Gutachterauftrag der Gemeinde Pähl hervorgegangen sei, dass der Lebensraum Pfeifengraswiese entlang der Straße nicht vollständig erfasst worden sei. Tatsächlich kommt Quinger nun zu ganz anderen Ergebnissen als das von der Gemeinde Pähl veranlasste Gutachten, das den Bau eines Radwegs als grundsätzlich möglich erachtet.
Der naturschutzfachlich hochkritische Bereich befindet sich laut Quinger südlich der Staatsstraße, unmittelbar nach der auf die Abzweigung nach Raisting folgenden, lang gezogenen Linkskurve. Hier existiere ein besonders hochwertiger, weil weitgehend störungsfreier Pfeifengrasbestand in einem sehr gut erhaltenen Zustand. Ein Radweg mit einer Ausbaubreite von etwa 3,50 Metern würde nach Quingers Einschätzung einen Flächenverlust für den Lebensraum Pfeifengraswiese von über 250 Quadratmetern verursachen. Damit sei nach den Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes die Erheblichkeitsschwelle für als verträglich zu bewertende Projekte eindeutig überschritten. Dies führe dazu, dass ein Radweg entlang der Birkenallee als naturschutzrechtlich unzulässig zu bewerten sie und auf Alternativen wie die „Raistinger Schleife“ausgewichen werden muss. In der Studie der Gemeinde Pähl wird dagegen nur von einem Verlust von 130 Quadratmetern ausgegangen, wenn ein Radweg gebaut wird. Insgesamt dehnen sich die Pfeifengraswiesen 371 in Schutzgebiet „Ammersee-Südufer und Raistinger Wiesen“auf rund 53 Hektar aus.
Derweil sieht es um potenziellen Nachwuchs bei den Naturschützen in Dießen nicht mehr so gut aus. Das ging aus dem Bericht von Lena Graml hervor, die zusammen mit Sandra Folgmann die seit 2013 bestehende Kindergruppe des BN betreute. Anfangs habe es so viele Anmeldungen gegeben, dass nicht alle mitmachen konnten. Die meisten Kinder seien dann regelmäßig bei den Terminen dabei gewesen und hätten mit Naturfarben gemalt, mit Ton geknetet oder einfach nur gemeinsam im Wald gespielt. Aus beruflichen Gründen mussten die beiden Betreuerinnen nun – auch mangels weiterer verfügbarer Betreuer – die Termine für die Kindergruppe reduzieren. Zu den gemeinsamen Aktionen, die aktuell nur noch ein Mal im Monat stattfinden, kommen immer weniger Kinder. „Seitdem wir nur noch ein Treffen monatlich anbieten können, haben sich die meisten Kinder anders orientiert, mit anderen Aktivitäten eingerichtet“, bedauerte Graml die Entwicklung.
Berichtet wurde bei der Jahresversammlung auch, dass der BN für ein besonderes Kleinod die Verantwortung übernimmt: die Friedhofsmauer in St. Georgen. An diesem trockenen Standort gedeihen auf Tuffstein wertvolle Pflanzen wie das Schabenkraut, eine seltene Königskerzenart. Bisher oblag dem gemeindlichen Bauhof die Pflege der Mauer, und da es in der Vergangenheit immer wieder zu Unstimmigkeiten über den Zeitpunkt der Mahd kam, wird fortan der BN die Pflegearbeiten selbst übernehmen, um den Pflanzenbestand zu schützen. Weiterhin plant die Ortsgruppe wieder am Samstag, 29. April, von 8 bis 13 Uhr die Gartentauschbörse vor der Markthalle.