Wolf macht die 300 voll
Der Münchner Kapitän erreicht in der DEL eine besondere Marke und ist mit seinem Klub auf dem Weg zum zweiten Titelgewinn. Nur ein Mindelheimer war schneller
Es hat nicht lange gedauert. Nur wenige Wochen nach dem für Nürnberg stürmenden Mindelheimer Patrick Reimer ist auch Michael Wolf einem exklusiven Klub beigetreten. Beide Stürmer schossen 300 Tore in der Deutschen Eishockey-Liga. Eine grandiose Marke in einer Liga, in der 20 Saisontreffer ein Spitzenwert sind. Während Reimer mit den Nürnberg Ice Tigers im Halbfinale an den Wolfburgern gescheitert war, steht Wolf mit dem EHC Red Bull München in der Finalserie gegen Wolfsburg. Der Mannschaftskapitän traf zum zwischenzeitlichen 2:2 am Dienstagabend in Wolfsburg. Die Mannschaft von Trainer Don Jackson siegte mit 3:2 und führt in der Bestof-seven-Serie nun mit 2:0.
Bereits im Vorjahr hatten die Münchner mit einem sogenannten „Sweep“, einem 4:0-Serienerfolg, gegen Wolfsburg den ersten deutschen Meistertitel gewonnen. Am heutigen Donnerstag treffen die beiden Kontrahenten in München schon wieder aufeinander, und am Karsamstag könnte der EHC seinen zweiten Titel am Stück perfekt machen.
Dazu hat der Münchner Kapitän, der am liebsten im Hintergrund bleibt, seinen Teil beigetragen. „300 ist schon eine schöne Marke. Das ist auch nicht alltäglich. Ich freue mich drüber“, sagte Wolf nach dem Sieg in Wolfsburg. Euphorie klingt anders, aber so ist Michael Wolf – immer bescheiden, zurückhaltend. Geboren im österreichischen Ehenbichl, ist er in Füssen aufgewachsen. Der Grund, warum der Münchner Kapitän erst im Herbst seiner Kariere nach dem Titel greift, ist seine Bodenständigkeit.
Nicht im heimischen Allgäu, sondern im Sauerland bei den Iserlohn Roosters fühlte er sich neun Jahre lang zwischen 2005 und 2014 wohl. „Ich bin nach Iserlohn gegangen, als es bei mir noch nicht gut lief, und bin immer gut behandelt worden. Deswegen bin ich so lange geblieben.“
Erst 2014 folgte der Umzug in den Süden. Neben dem Geld spielte auch die Nähe zur Heimat eine große Rolle. Die Eltern in Füssen sollen ihre Enkel Mia und Lara öfter zu sehen bekommen. So oft es geht, fährt die Familie Wolf an einem trainingsfreien Tag nach Füssen. Den Sommer verbringt die Familie sowieso größtenteils im Allgäu. München lockte mit dem üppigen Salär des Hauptsponsors Red Bull. Der Saisonetat liegt bei geschätzt 12,5 Millionen Euro. Aber auch die bessere sportliche Perspektive gab den Ausschlag.
Seit der vergangenen Saison konzentriert sich der 36-jährige Außenstürmer mit dem präzisen Handgelenkschuss ganz auf den Verein. In der Nationalmannschaft war nach der insgesamt siebten Weltmeisterschaft 2015 in Prag Schluss. Nach 152 internationalen Einsätzen mit 53 Toren beendete Michael Wolf seine Karriere in der Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes. Im Klub zählt der Kapitän immer noch zu den Stützen, wie die aktuelle Saisonstatistik untermauert. In 63 DELPartien zählt der Flügelstürmer mit 22 Treffern zu den erfolgreichsten EHC-Stürmern. Den Kampf um den Sieg in der ewigen DEL-Torjägerwertung hat Michael Wolf jedoch bereits aufgegeben: „Am Ende wird Patrick Reimer gewinnen. Er ist etwas jünger und wird noch etwas länger spielen.“