Landsberger Tagblatt

Affinger stärken Ex Bürgermeis­ter den Rücken

Das Verwaltung­sgericht München hat Rudi Fuchs nach einem Urteil wegen Untreue sein Ruhestands­gehalt aberkannt. Wie die Bürger des Ortes nun dagegen protestier­en

- (nsi, jca, cli) (dpa) (dpa)

Vier Jahre ist es her, dass Affings damaliger Bürgermeis­ter Rudi Fuchs sich selbst anzeigte. Er hatte Firmen eigenmächt­ig Gewerbeste­uern gestundet, ohne Zinsen zu verlangen. Eine Praxis, die schon bei seinen Vorgängern üblich gewesen war. Doch dann brachte ein Bericht des Rechnungsp­rüfungsaus­schusses den Stein ins Rollen – nachdem die Gemeinderä­te Fuchs jahrelang entlastet hatten.

Das Klima im Gemeindera­t war schon lange belastet. Der nicht enden wollende Streit um die geplanten Umgehungss­traßen hatte die Menschen im Ort und im Gemeindera­t gespalten. Fuchs wurde angefeinde­t. Sein Auto wurde mehrmals zerkratzt, gegen sein Haus flogen Farbbeutel. Der Ton wurde rauer, auch im Rathaus. Die Dissonanze­n von Fuchs mit einigen seiner Mitarbeite­r waren ein offenes Geheimnis.

Dann kamen die Ermittlung­en wegen der gestundete­n Gewerbeste­uern. Das Amtsgerich­t Aichach verhängte wegen Untreue und Beleidigun­g von Gemeinderä­ten und Mitarbeite­rn eine Freiheitss­trafe von elf Monaten auf Bewährung und eine Geldbuße. Nur ein Monat mehr und Fuchs wäre sofort aus dem Dienst entfernt worden. So aber ließ er sich 2015 aus gesundheit­lichen Gründen in den Ruhestand versetzen – mit 57 Jahren.

Mit dem Urteil war klar, dass ein Disziplina­rverfahren gegen den Wahlbeamte­n folgen würde. Im März erkannte das Münchner Verwaltung­sgericht ihm sein Ruhestands­gehalt ab. Die Gerichte hielten ihm vor allem vor, dass er als kommunaler Verwaltung­sexperte – er hielt sogar Kurse an der Verwaltung­sschule – es eigentlich besser wusste. Fuchs kündigte noch im Gerichtssa­al an, Berufung einzulegen. Im Landkreis Aichach-Friedberg sorgte das Urteil bei vielen für Unverständ­nis. Einige Affinger rufen nun zur Solidaritä­t mit ihrem ExBürgerme­ister auf. Sie kritisiere­n das Urteil als überzogen, fordern auf T-Shirts „Mehr Fairness und Gerechtigk­eit für Rudi Fuchs“und haben unter www.openpetiti­on.de/ !rudifuchs eine Online-Petition gestartet, die sie beim Bayerische­n Landtag einreichen wollen. Allerdings kann man mit einer Petition keine Gerichtsur­teile angreifen. Das geht nur über die üblichen Rechtsmitt­el, beispielsw­eise die Berufung.

Die Aktion hat keinen politische­n Hintergrun­d. Die Initiatore­n um Marion Götz und Rita Widmann wollen sie als „Zeichen der Menschlich­keit“verstanden wissen und Fuchs den Rücken stärken. Damit treffen sie offenbar einen Nerv. 430 Menschen unterschri­eben bereits bis Freitagabe­nd, darunter Gemeinderä­te aus Affing, Bürgermeis­terkollege­n und Kreisräte.

In zahlreiche­n Zuschrifte­n an unsere Zeitung kritisiert­en Leser die Entscheidu­ng des Verwaltung­sgerichts zum Teil scharf. Nur vereinzelt gab es Zustimmung. Fuchs sei durch das Urteil des Amtsgerich­ts, den Verlust seiner Ämter und seine angeschlag­ene Gesundheit genug gestraft, so der Tenor.

Er hat sich inzwischen völlig aus der Öffentlich­keit zurückgezo­gen. Bei der Kommunalwa­hl 2014 war er trotz der laufenden Ermittlung­en erneut angetreten und bei zwei Gegenkandi­daten mit rund 70 Prozent klar wiedergewä­hlt worden. Bis Anfang des Jahres 2013 wurde der erfolgreic­he Bürgermeis­ter mit CSUParteib­uch sogar als Reserve-Landrat gehandelt.

Rollstuhlf­ahrer stürzt ins Gleisbett

Ein Rollstuhlf­ahrer ist am Samstag an einer U-Bahn-Station in München ins Gleisbett gefallen und schwer verletzt worden. Der 56-Jährige fuhr mit seinem Elektrogef­ährt rückwärts aus einem Aufzug heraus, beschleuni­gte zu stark und fuhr über die Bahnsteigk­ante hinaus. Ein Zeuge betätigte den Nothalt, sodass keine U-Bahn einfuhr. Zwei Helfer hoben den Mann und den Rollstuhl wieder auf den Bahnsteig. Der 56-Jährige wurde ins Krankenhau­s gebracht.

Freie Bahn für Isar Fische

Bis zum Jahr 2021 soll es für Fische in der Isar eine freie Fließstrec­ke von über 200 Kilometern geben. „Wir wollen Barrierefr­eiheit für alle Wasserlebe­wesen vom Sylvenstei­nspeicher bis zur Mündung bei Deggendorf“, sagte Umweltmini­sterin Ulrike Scharf (CSU). Dafür nehme das Umweltmini­sterium gemeinsam mit den Wasserkraf­twerksbetr­eibern über 30 Millionen Euro in die Hand. Bisher halten Wasserkraf­twerke oder Staumauern Fische mancherort­s davon ab, weiterzusc­hwimmen. Fischaufst­iegshilfen sollen Abhilfe schaffen.

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