Das wortgewaltige Urgestein der CSU
Dr. Thomas Goppel wird am Sonntag 70 Jahre alt. Warum er eine erneute Landtagskandidatur nicht ganz ausschließen will
„Wer mit ihm kann, der wird ihn im Leben nie vergessen“. Dieser Satz stammt von Eva Resch, Büroleiterin des ehemaligen CSUGeneralsekretärs und Staatsministers Dr. Thomas Goppel. Im September begehen die beiden ihr „silbernes Arbeitsjubiläum“. 25 Jahre lang arbeitet Eva Resch eng mit „dem Chef“zusammen, im Hause Goppel, wo er sein Büro integriert hat. Morgen wird sie eine der wenigen sein, die zum Gratulieren nach Eresing kommen: Thomas Goppel wird nämlich am 30. April 70 Jahre alt und feiert im kleinen Kreis.
Damit entsprach er wohl dem Wunsch seiner Frau Claudia. Noch vor zehn Jahren feierte er seinen 60. Geburtstag mit hunderten Gästen auf einem Ammerseedampfer – was natürlich nicht heißt, dass das Jubeldatum in diesem Jahr unbemerkt verstreichen kann. „Ich feiere eigentlich schon die ganze Woche, und zwar immer dort, wo mich eine Aufgabe gerade bindet“, erklärt er gut aufgelegt am Freitag im Gespräch mit dem Landsberger Tagblatt. Wir erreichen ihn gerade in einer Sitzung des Landesdenkmalrates, dessen Vorsitzender er seit 2012 ist. Die habe mit einem gemeinsamen Geburtstagsfrühstück begonnen. „Das hat zum Vorteil, dass die Stimmung anschließend wesentlich positiver ist,“versichert er nicht ganz ernst gemeint, künftig alle Sitzungen mit einem gemeinsamen Frühstück beginnen zu lassen.
Thomas Goppel war 1974 mit 27 Jahren der jüngste Christsoziale, der den Einzug in den Landtag schaffte, heute ist er der älteste Parlamentarier im Maximilianeum. Was sich in den über vier Jahrzehnten geändert habe? „Meine Gegenschläge sind besonnener geworden“, lacht er, wohlwissend, dass vor allem in sei- Zeit als CSU-Generalsekretär Goppels Scharfsinn und Wortgewalt von vielen geschätzt, von nicht wenigen gefürchtet wurden. Eva Resch bezeichnet dies als Ehrlichkeit. Der Chef sei ein Mensch, der offen ausspricht, was er denkt und – er lasse sich nicht für irgendeinen Zweck missbrauchen. Eine weitere positive Eigenschaft sei sein Fleiß und seine Schnelligkeit, mit der er Sachverhal- te angehe. Es sei eigentlich ganz normal, dass er zur Klärung eines Problems noch im Bürgergespräch zum Telefonhörer greift, um der Angelegenheit sofort nachzugehen.
Dieses Tempo habe sich allerdings in den vergangenen zehn Jahren reduziert, räumt er heute unumwunden ein. Das ist aber nicht etwa dem Alter geschuldet, sondern auch seiner Multiple-Sklerose-Erkranner kung, die er sich „vor acht Jahren angelacht“habe. „Seither bin ich bei allem etwas langsamer“, was aber laut Goppel auch ein Vorteil werde, denn das unterstütze dabei, bedachtsamer Entscheidungen zu treffen – wenn sie ihm nicht abgenommen werden, wie vor neun Jahren, als er, der Wissenschaftsminister, nach der Demission von Günther Beckstein als einer der Kandidaten für den Ministerpräsidentenposten zugunsten von Horst Seehofer verzichtete. Hinterher fand der damals 61-jährige Goppel bei der Kabinettsumbildung aber keine Berücksichtigung mehr.
Der Stachel, der tief saß, ist auch heute noch nicht entfernt: „Vor neun Jahren befand mich Horst Seehofer als alt genug, aus der Regierung auszuscheiden.“Es sei interessant, wie sehr sich der 67-jährige Seehofer inzwischen um die Älteren kümmere. Dabei hält Thomas Goppel, der Vorsitzende der SeniorenUnion der CSU, gerade diese Klientel für enorm wichtig. Die Rentenpolitik gehe auch aufgrund der demografischen Entwicklung immer mehr Menschen an. Er sieht seine Aufgabe darin, die Senioren in jeglicher Hinsicht beweglich zu halten, denn nur so gehe diese Bevölkerungsgruppe auch zur Wahl: „Wenn wir die nicht mobilisieren, bleiben die daheim.“
Diese geistige Frische schätzen nicht wenige seiner politischen Weggefährten, die Goppel auch als Mentor auf deren Weg begleitete. Einer davon ist der heutige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, der sich aus Berlin meldet: „Mir persönlich ist Thomas Goppel ein wichtiger Begleiter. Er ist ein unermüdlicher Kämpfer für unsere Heimat und hat die CSU als Volkspartei entscheidend geprägt.“Der Landtagsabgeordnete Alexander Dorow, für den Goppel 2013 das Direktmandat freimachte: „Für mich ist Thomas Goppel das Beispiel schlechthin, wie sehr man ein Kümmerer sein kann.“Darüber hinaus bewundere er als ehemaliger TV-Nachrichtensprecher dessen rhetorische Fähigkeiten und Wortgewalt.
Für Eva Resch bleibt er der beste Arbeitgeber, den sie sich vorstellen könne. War Not am Mann, habe sie ihre Kinder ins Büro mitbringen dürfen: „Er war vor 25 Jahren schon moderner als viele andere.“Und sie sollte sich vermutlich auch auf weitere Jahre der Zusammenarbeit einstellen. Wenn er dazu aufgefordert werde, wolle er sich nämlich einer weiteren Wahlperiode nicht verschließen. Thomas Goppel: „Meine Landtagskollegen haben bereits geäußert, ich solle weitermachen.“