Wenn der Magen verrückt spielt
Mit einer Laktoseintoleranz hat man es im Alltag nicht immer ganz leicht
Landsberg
Vorspeise: Spargelcremesuppe. Hauptspeise: Nudeln mit Sahnesoße. Nachspeise: Panna Cotta. Was für andere nach einem leckeren Menü klingt, bedeutet für mich nur eines: Bauchschmerzen. Ich bin laktoseintolerant. Das bedeutet, dass ich keine Milchprodukte essen kann, ohne Bauchschmerzen und Verdauungsbeschwerden zu bekommen.
Als diese Symptome vor ungefähr einem Jahr einsetzten, war ich zunächst verwirrt. Die Beschwerden wollten nicht verschwinden, und ich wusste nicht, was die Ursache ist. Daher lag es nahe, meine Ernährung genau zu beobachten. Nach einiger Zeit fiel mir auf, dass die unangenehmen Symptome auftreten, wenn ich Milchprodukte esse. Als Gegenprobe habe ich die Produkte für einige Zeit von meinem Ernährungsplan gestrichen, und siehe da: Die Beschwerden blieben aus.
Die Umstellung meiner Ernährung war im Alltag besonders am Anfang nicht immer ganz einfach. Nach wie vor gibt es vor allem in Restaurants Probleme. Das hängt auch damit zusammen, dass ich Vegetarierin bin, Fleisch fällt somit für mich sowieso vom Speiseplan. Was übrig bleibt, ist meistens mit Sahne oder anderen Milchprodukten versehen. Mit viel Glück kann ich aus zwei oder drei Gerichten wählen. Besonders ärgerlich ist es, dass oft auf der Speisekarte gar nicht erkenntlich ist, ob ein Milchprodukt verarbeitet wurde oder nicht. Gerade bei Suppen ist es mir schon passiert, dass nichts angegeben war und der Kellner auch nicht genau wusste, was drin ist. Fazit: keine Suppe für mich.
Wo es auch vermehrt zu Problemen für mich kommt, ist in Cafés. Sehr viele Betriebe greifen mittlerweile auf pflanzliche oder laktosefreie Milch zurück. Wenn man wie ich mit einer Unverträglichkeit zu tun hat, darf man sich jedoch nicht auf das Glück verlassen. Gerade traditionelle Cafés – aber auch Ketten – bieten oft nur normale Kuhmilch In Deutschland leiden unter Milchzu ckerunverträglichkeit, auch Laktos eintoleranz genannt, insgesamt 15 Pro zent der Erwachsenen. Zunehmend mehr Kinder und Jugendliche berichten ebenfalls von Symptomen, die von Durchfall bis zu chronischen Erkrankun gen reichen. Dr. Cornelia Reh, Fach ärztin für Allgemeinmedizin, erklärt Ur sachen und gibt Tipps. ● Die Unverträglichkeit ist genetisch bedingt: Das Enzym Lak tase, das den Milchzucker verdaut, fehlt an. Die Alternative lautet: Seine Milch selbst mitbringen oder die Folgen der Laktose in Kauf nehmen. Wenn es alternative Milch gibt, muss man oft einen Aufpreis bezahlen. Bis zu 50 Cent kostet das Getränk dann mehr.
Im Supermarkt gibt es zu fast allen Milchprodukten eine laktosefreie Ausweichmöglichkeit. Aber auch hier wird es teurer. Geschmacklich allerdings gibt es kaum Unterschiede. Da ich alleine wohne, kann ich zum Glück wenigstens zu Hause frei entscheiden, was es zu essen gibt.
Nicht alle Milchprodukte bereiten mir Probleme. Im Laufe der Zeit zeigte mein Körper unterschiedliche Reaktionen. Tabellen im Internet oder ist nur in verminderter Form ak tiv. Die Erkrankung äußert sich in un terschiedlicher Schwere. „Haupt sächlich sind die Auswirkungen nur un angenehm, ohne gravierende lang fristige Schäden zu verursachen“, so Reh. ● Reh rät dazu, sich und seinen Körper bei Verdacht genau zu beobachten. Wann treten die Be schwerden auf, ändern sie sich, wenn ich mehr Milch und Milchprodukte esse? Ein Arzt kann mit einem Atem Test bestätigen meine Beobachtungen: Sahne und Milch haben mit vier bis fünf Gramm Laktose pro 100 Gramm einen hohen Gehalt an Milchzucker. Dementsprechend lösen sie bei mir auch die schlimmsten Reaktionen aus. Ganz anders sieht es bei Käse aus. Den kann ich problemlos essen. Von Natur aus hat Käse wenig Laktose. Je länger der Käse Zeit zum Reifen hatte, je härter er also ist, desto weniger Laktose enthält er. Mein persönliches Fazit: Hat man sich an das Leben ohne Laktose gewöhnt, verschwinden auch die körperlichen Beschwerden. Hier, in einer Region, in der die meisten Menschen Milch vertragen, gibt es aber doch immer wieder Probleme.
Laktoseintoleranz: Ursachen, Behandlung, Vorbeugung
prüfen, ob es sich tatsächlich um Lak toseintoleranz handelt. Die Ärztin rät: „Entweder die Produkte meiden oder nur so viel zu sich nehmen, wie man verträgt.“● Insbesondere an die männlichen Jugendlichen wendet sich Reh: „Für viele ist es unangenehm, sie schämen sich. Ich rate dazu, ein fach dazu zu stehen.“Erkläre man seine Erkrankung treffe man in den meis ten Fällen auf Verständnis. „Man will ja keine exklusive Behandlung.“(kou )