So will die Deutsche Bank ihr Image aufpolieren
Die Führungsetage würde die Vergangenheit gerne hinter sich lassen. Aber hat sie aus den Fehlern gelernt?
Frankfurt am Main Die Aktionäre Augsburg Im Mittelalter, als Händler der Deutschen Börse haben sich noch zu Fuß unterwegs waren trotz der geplatzten Fusion mit der und Geschäftsreisen durch Europa London Stock Exchange (LSE) einer Odyssee glichen, da begann größtenteils hinter Vorstandschef der Aufstieg des ehrbaren Kaufmanns. Carsten Kengeter gestellt. Auf der Den ehrbaren Kaufmann Hauptversammlung am Mittwoch zeichnete zweierlei aus. Er handelte in Frankfurt wurde er mit 83,92 ehrlich und wirtschaftete nachhaltig. Prozent der anwesenden Stimmen Beide Tugenden trafen auf einige, entlastet. Die Entlastung hat dabei die im vergangenen Jahrzehnt vor allem eine symbolische Bedeutung. bei der Deutschen Bank arbeiteten, Zuvor wurde deutliche Kritik nicht zu. Das sagt nicht irgendjemand. laut, dass das Risiko eines Brexit in Das sagt Christian Sewing, den Fusionsverhandlungen unterschätzt stellvertretender Vorstandsvorsitzender worden sei. des in Verruf geratenen Die Deutsche Börse hatte mit der Geldhauses.
Londoner Börse einen Branchenriesen Die Deutsche Bank hat viel schmieden wollen. Die Entscheidung Schuld auf sich geladen. Sie verkaufte der Briten, aus der EU Kunden hochriskante Produkte auszutreten, erschwerte das Vorhaben und verprellte Aktionäre. Im Herbst aber. Vor allem die Frage nach 2016 bekam sie die Quittung. 7,2 dem Sitz der gemeinsamen Dachgesellschaft Milliarden Dollar Strafzahlung in war ein Streitpunkt. Erschwerend den USA, Börsensturz, Spekulationen kamen die Ermittlungen um eine drohende Pleite. Bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft der heutigen Hauptversammlung, gegen Kengeter hinzu wegen eines will sie dieses finstere Kapitel ihrer millionenschweren Aktienkaufs Geschichte schließen. Zuvor sprachen kurz vor der Bekanntgabe der Fusionspläne. vier Vorstandsmitglieder der Letztlich platzte die Fusion, Bank mit dem Journalisten Dirk nachdem die LSE eine Auflage Laabs. Die daraus entstandene Dokumentation der europäischen Wettbewerbshüter strahlte der Sender nicht erfüllen wollte. ZDF gestern aus. Sie zeigte Füh- rungskräfte, die Fehler eingestehen und um neues Vertrauen werben. Doch hat das Management wirklich aus der Vergangenheit gelernt?
Seit zwei Jahren räumt die Deutsche Bank auf. Gehen mussten die skandalumwitterten Vorstandsvorsitzenden Anshu Jain und Jürgen Fitschen. Seit Mitte 2015 leitet der Brite John Cryan die Bank. Weichen musste zudem der bewährte Werbespruch „Leistung aus Leidenschaft“. Der Hashtag #PositiveImpact, auf Deutsch „Positiver Beitrag“, ersetzt ihn.
In der ZDF-Dokumentation gibt sich die Deutsche Bank anders als früher: einladender, offener, schuldbewusster. „Dass wir Fehler gemacht haben in der Vergangenheit und nicht immer den Fokus nur auf unsere Kunden gehabt haben, das ist unbestritten“, sagt etwa Vorstandsmitglied Sewing. „Wir brauchen eine Art Elektroschock, um dem Großteil der Angestellten klarzumachen, dass wir es ernst meinen“mit dem Kulturwandel“, bemerkt Sylvie Matherat, die früher bei der französischen Bankenaufsicht arbeitete und nun bei der Deutschen Bank für Regulierungsfragen zuständig ist. Aus früheren Fehlern habe man „gelernt“, er- gänzt Gerald Podobnik, Abteilungsleiter für Kapitalbeschaffung.
Mehr Eigenkapital als Absicherung, mehr Kontrollen, mehr Risikomanagement. Auf all das achte die Bank nun verstärkt, versichern die Interviewten. Was sie nicht sagen: Ihr Geschäftsmodell hat sich nicht geändert. Weiterhin bewegt die Großbank täglich Milliardenbeträge, geht mitunter wagemutige Geschäfte ein. „Es wäre das Schlimmste, wenn wir nur Leute hätten, die Risiken scheuen“, sagt Matherat. „Schließlich ist es unsere Arbeit, Risiken einzugehen und zu managen.“
Der Sanierungskurs trägt erste Früchte. Das erste Quartal 2017 brachte schwarze Zahlen. Erst kürzlich vertrauten Großinvestoren aus China und Katar der Bank frisches Kapital an. Entgegen der ursprünglichen Planung dürfen sich die Aktionäre dieses Jahr sogar über eine Dividende freuen. 19 Cent pro Aktie stehen zur Debatte.
Doch Altlasten könnten die Bank schneller einholen, als ihr lieb ist. 8000 Verfahren seien noch offen, heißt es in der Dokumentation. Ein New Yorker Rechtsanwalt droht der Bank zudem mit neuen, möglicherweise milliardenschweren Klagen. Dann kommt auch noch Donald Trump ins Spiel. Die Firmen des US-Präsidenten schuldeten dem Kreditinstitut mehrere hundert Millionen Dollar, heißt es im ZDFFilm. Es kursieren sogar Gerüchte, es könnte einen Zusammenhang zwischen den Geldwäschegeschäften der Deutschen Bank und Trumps mutmaßlichen Russland-Beziehungen geben. Einige Deutsche-BankAktionäre wollen die Russland-Vorwürfe nun prüfen lassen. Fast trotzig klingt es da, wenn der stellvertretende Deutsche-Bank-Chef Marcus Schenck sagt: „Wir wollen jetzt nach vorne gehen.“