Landsberger Tagblatt

So will die Deutsche Bank ihr Image aufpoliere­n

Die Führungset­age würde die Vergangenh­eit gerne hinter sich lassen. Aber hat sie aus den Fehlern gelernt?

- VON ANDREAS BAUMER

Frankfurt am Main Die Aktionäre Augsburg Im Mittelalte­r, als Händler der Deutschen Börse haben sich noch zu Fuß unterwegs waren trotz der geplatzten Fusion mit der und Geschäftsr­eisen durch Europa London Stock Exchange (LSE) einer Odyssee glichen, da begann größtentei­ls hinter Vorstandsc­hef der Aufstieg des ehrbaren Kaufmanns. Carsten Kengeter gestellt. Auf der Den ehrbaren Kaufmann Hauptversa­mmlung am Mittwoch zeichnete zweierlei aus. Er handelte in Frankfurt wurde er mit 83,92 ehrlich und wirtschaft­ete nachhaltig. Prozent der anwesenden Stimmen Beide Tugenden trafen auf einige, entlastet. Die Entlastung hat dabei die im vergangene­n Jahrzehnt vor allem eine symbolisch­e Bedeutung. bei der Deutschen Bank arbeiteten, Zuvor wurde deutliche Kritik nicht zu. Das sagt nicht irgendjema­nd. laut, dass das Risiko eines Brexit in Das sagt Christian Sewing, den Fusionsver­handlungen unterschät­zt stellvertr­etender Vorstandsv­orsitzende­r worden sei. des in Verruf geratenen Die Deutsche Börse hatte mit der Geldhauses.

Londoner Börse einen Branchenri­esen Die Deutsche Bank hat viel schmieden wollen. Die Entscheidu­ng Schuld auf sich geladen. Sie verkaufte der Briten, aus der EU Kunden hochriskan­te Produkte auszutrete­n, erschwerte das Vorhaben und verprellte Aktionäre. Im Herbst aber. Vor allem die Frage nach 2016 bekam sie die Quittung. 7,2 dem Sitz der gemeinsame­n Dachgesell­schaft Milliarden Dollar Strafzahlu­ng in war ein Streitpunk­t. Erschweren­d den USA, Börsenstur­z, Spekulatio­nen kamen die Ermittlung­en um eine drohende Pleite. Bei der Frankfurte­r Staatsanwa­ltschaft der heutigen Hauptversa­mmlung, gegen Kengeter hinzu wegen eines will sie dieses finstere Kapitel ihrer millionens­chweren Aktienkauf­s Geschichte schließen. Zuvor sprachen kurz vor der Bekanntgab­e der Fusionsplä­ne. vier Vorstandsm­itglieder der Letztlich platzte die Fusion, Bank mit dem Journalist­en Dirk nachdem die LSE eine Auflage Laabs. Die daraus entstanden­e Dokumentat­ion der europäisch­en Wettbewerb­shüter strahlte der Sender nicht erfüllen wollte. ZDF gestern aus. Sie zeigte Füh- rungskräft­e, die Fehler eingestehe­n und um neues Vertrauen werben. Doch hat das Management wirklich aus der Vergangenh­eit gelernt?

Seit zwei Jahren räumt die Deutsche Bank auf. Gehen mussten die skandalumw­itterten Vorstandsv­orsitzende­n Anshu Jain und Jürgen Fitschen. Seit Mitte 2015 leitet der Brite John Cryan die Bank. Weichen musste zudem der bewährte Werbespruc­h „Leistung aus Leidenscha­ft“. Der Hashtag #PositiveIm­pact, auf Deutsch „Positiver Beitrag“, ersetzt ihn.

In der ZDF-Dokumentat­ion gibt sich die Deutsche Bank anders als früher: einladende­r, offener, schuldbewu­sster. „Dass wir Fehler gemacht haben in der Vergangenh­eit und nicht immer den Fokus nur auf unsere Kunden gehabt haben, das ist unbestritt­en“, sagt etwa Vorstandsm­itglied Sewing. „Wir brauchen eine Art Elektrosch­ock, um dem Großteil der Angestellt­en klarzumach­en, dass wir es ernst meinen“mit dem Kulturwand­el“, bemerkt Sylvie Matherat, die früher bei der französisc­hen Bankenaufs­icht arbeitete und nun bei der Deutschen Bank für Regulierun­gsfragen zuständig ist. Aus früheren Fehlern habe man „gelernt“, er- gänzt Gerald Podobnik, Abteilungs­leiter für Kapitalbes­chaffung.

Mehr Eigenkapit­al als Absicherun­g, mehr Kontrollen, mehr Risikomana­gement. Auf all das achte die Bank nun verstärkt, versichern die Interviewt­en. Was sie nicht sagen: Ihr Geschäftsm­odell hat sich nicht geändert. Weiterhin bewegt die Großbank täglich Milliarden­beträge, geht mitunter wagemutige Geschäfte ein. „Es wäre das Schlimmste, wenn wir nur Leute hätten, die Risiken scheuen“, sagt Matherat. „Schließlic­h ist es unsere Arbeit, Risiken einzugehen und zu managen.“

Der Sanierungs­kurs trägt erste Früchte. Das erste Quartal 2017 brachte schwarze Zahlen. Erst kürzlich vertrauten Großinvest­oren aus China und Katar der Bank frisches Kapital an. Entgegen der ursprüngli­chen Planung dürfen sich die Aktionäre dieses Jahr sogar über eine Dividende freuen. 19 Cent pro Aktie stehen zur Debatte.

Doch Altlasten könnten die Bank schneller einholen, als ihr lieb ist. 8000 Verfahren seien noch offen, heißt es in der Dokumentat­ion. Ein New Yorker Rechtsanwa­lt droht der Bank zudem mit neuen, möglicherw­eise milliarden­schweren Klagen. Dann kommt auch noch Donald Trump ins Spiel. Die Firmen des US-Präsidente­n schuldeten dem Kreditinst­itut mehrere hundert Millionen Dollar, heißt es im ZDFFilm. Es kursieren sogar Gerüchte, es könnte einen Zusammenha­ng zwischen den Geldwäsche­geschäften der Deutschen Bank und Trumps mutmaßlich­en Russland-Beziehunge­n geben. Einige Deutsche-BankAktion­äre wollen die Russland-Vorwürfe nun prüfen lassen. Fast trotzig klingt es da, wenn der stellvertr­etende Deutsche-Bank-Chef Marcus Schenck sagt: „Wir wollen jetzt nach vorne gehen.“

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Foto: Boris Rössler, dpa Die neue Deutsche Bank ist einladende­r, offener, schuldbewu­sster. So tritt sie zumin dest in einer Dokumentat­ion des ZDF auf.

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