Der Tank ist nicht mehr leer
Vor zwei Jahren stellte das Pürgener Unternehmen Reich einen Insolvenzantrag, weil ein Großkunde pleiteging. Jetzt ist der Hersteller von Kunststoffbehältern saniert
Das Pürgener Unternehmen Reich Tank hat sich in den vergangenen beiden Jahren erfolgreich saniert. Nachdem ein Großkunde insolvent gegangen war und die Forderungen nicht mehr bezahlen konnte, stellte Reich Tank im Februar 2015 einen Insolvenzantrag und beantragte die Eigenverwaltung – eine damals neue Möglichkeit, eine Unternehmenskrise zu überwinden. Die Gläubiger haben den Sanierungsplan im Januar angenommen, bereits Ende März hob das Amtsgericht Augsburg das Insolvenzverfahren auf.
Reich Tank produziert seit 1998 im Gewerbegebiet von Pürgen und gehört eigenen Angaben zufolge zu den führenden Anbietern von Behältern aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Die Produkte kommen insbesondere als Salzlagersilos und Soletankanlagen, aber auch in vielen anderen Bereichen im Anlagenbau, in der Industrie und in der Landwirtschaft zum Einsatz.
Ursprünglich stammt das Unternehmen aus Landsberg. Im Jahr hatte dort der Schäfflermeister Georg Reich senior die Fertigung von Fässern und Wannen aus Holz aufgenommen. Mit den Jahren wurden immer größere Fässer benötigt, die jedoch nur schwer zu handhaben waren. Ab 1950 war man in der Lage, mithilfe des Werkstoffes Kunststoff, der mit Glasfasern verstärkt wird, größere einfache Formen herzustellen. 1985 stellte das Unternehmen Tanks, Silos und Sole-Pumpanlagen für den Winterdienst von Kommunen und Straßenmeistereien her. Eigenentwicklung und Patente brachten die Marktführerschaft in diesem Segment. 1998 bezog das Unternehmen das Firmengebäude in Pürgen mit einer Produktionsfläche von 3300 Quadratmetern.
Im Jahr 2010 wechselte die Geschäftsführung. Nach über 40 Jahren als Geschäftsführer übergab Georg Reich die Geschäftsführung an den Unternehmensberater Ralph Breiltgens. Er ist noch heute in dieser Funktion tätig und blickt auf zwei anstrengende Jahre zurück. Beim Sanierungsprozess mit der seit 2012 möglichen Eigenverwaltung stand ihm der Sanierungsberater Thomas Planer zur Seite. Die Vorteile dieses Verfahrens liegen nach Angaben von Experten darin, dass das in Insolvenz befindliche Unternehmen die erforderlichen Restrukturierungsmaßnahmen „in eigener Regie“umsetzen kann, ohne dabei von einem Insolvenzverwalter unmittelbar abhängig zu sein. Der Sanierungsprozess sei damit von Beginn an planbar. Zudem könne das Unternehmen weiterhin in direktem Kontakt zu seinen Kunden und den Lieferanten treten, um dort für Vertrauen zu werben. Die Geschäftsleitung könne auch selbst mit potenziellen Investoren verhandeln.
„Wir haben immer profitabel gearbeitet“, sagt Breiltgens. Reich Tank sei gesund gewesen, habe aber den Wegfall des Großkunden nicht verkraften können. Mithilfe der Eigenverwaltung sei es gelungen, die Firma neu aufzustellen. Reich Tank trennte sich von Mitarbeitern, laut Breiltgens reduzierte man von vorher über 50 auf jetzt 35. Zudem seien Prozesse verbessert worden. „Wir machen jetzt die gleichen Dinge, nur besser“, sagt der Geschäfts1936 führer. Nach dem Ende des Insolvenzverfahrens werde nun ein gesundes Wachstum angestrebt.
Parallel zur Sanierung konnte mit der Bayerischen Beteiligungsgesellschaft ein neuer Investor für das Unternehmen gefunden werden, der einen erheblichen Beitrag zur Finanzierung des Insolvenzplans und zur Befriedigung der Gläubiger leisten wird. Mitte Januar 2017 haben die Gläubiger des Unternehmens über den von Reich Tank und dessen Berater vorgelegten Insolvenzplan abgestimmt und diesem einvernehmlich zugestimmt. Ende März erfolgte schließlich die Aufhebung des Eigenverwaltungsverfahrens.
„Die Restrukturierung von Reich Tank konnte mit einem für alle Beteiligten sehr guten Ergebnis abgeschlossen werden. Das Unternehmen steht nach dem Insolvenzplan gesund da und stellt sowohl für Kunden als auch für Lieferanten einen attraktiven Geschäftspartner dar“, sagt Sachwalter Dr. Matthias Hofmann. Ralph Breiltgens zieht ein positives Fazit: „Wir freuen uns sehr, den Sanierungsprozess erfolgreich abgeschlossen zu haben.“