Noch nicht am Ende
Donald Trump hängt in den Seilen wie ein schwer angeschlagener Boxer. Die Einsetzung des Sonderermittlers Robert Mueller ist ein weiterer Kinnhaken für den Präsidenten, der von einem Skandal in den nächsten stolpert. Mueller ist niemand, der sich von Trump etwas sagen lässt. Seine Kompetenzen als Ermittler sowie die öffentliche Unterstützung garantieren, dass niemand unangenehme Ergebnisse unterdrücken kann.
Einige sehen den Anfang vom Ende Trumps. Aber für solche Schlussfolgerungen ist es zu früh. Erstens ist denkbar, dass Mueller zu dem Ergebnis kommt, es habe keine illegalen Mauscheleien zwischen Trumps Wahlkampfteam und Russland gegeben. Zweitens hält die Solidarität der republikanischen Kongressmehrheit mit dem Präsidenten – jedenfalls derzeit noch.
Für die Partner in Europa hat das Chaos in Washington dennoch Folgen. Sie haben es mit einem Verbündeten zu tun, der vor allem mit sich selbst beschäftigt ist. Für die Ausarbeitung und Umsetzung neuer Visionen – etwa in Syrien – werden US-Regierungspolitiker kaum den Kopf frei haben. Die Welt kann froh sein, wenn in dieser Phase keine größeren Katastrophen geschehen, die planvolles amerikanisches Handeln erfordern. wird, Druck auf Ermittler Mueller auszuüben; viel Aussicht auf Erfolg hätte dies nicht, denn der Ex-Polizeichef gilt als unbestechlich.
Der Präsident rief Mueller zur Eile auf, doch der Sonderermittler muss sich von niemandem drängen lassen. Die meldete, Mueller wolle seinen ehemaligen Stabschef beim FBI, Aaron Zebley, und den an den Ermittlungen zum Watergate-Skandal beteiligten ExStaatsanwalt James Quarles in sein Team aufnehmen.
Wie Mueller selbst arbeiteten Zebley und Quarles bisher bei einer Anwaltskanzlei, die unter anderem Paul Manafort vertritt, einen ehemaligen Wahlkampfmanager von Trump. Ob sich aus dieser Verbindung mögliche Interessenskonflikte für Mueller ergeben könnten, blieb zunächst unklar.
Washington Post