Der Mönch mit der Kamera
Bruder Wunibald Wörle fotografiert im und um das Kloster St. Ottilien herum. Mit großer Liebe und Farbenvielfalt
St. Ottilien Der Klosterweiher im stillen Übergang von Winter zu Frühjahr – dieses Leserfoto von Bruder Wunibald Wörle ist am 8. März 2008 im Landsberger Tagblatt erschienen. Winterlinge und Schneeglöckchen im zeitigen Frühjahr, die üppige Obstblüte etwas später, die satten Farben der Sommerblumen und dazwischen immer wieder Abend- und Morgenstimmungen in der sanften Landschaft rund um das Kloster – im Laufe der vergangenen Jahre hat der heute 59-Jährige die LT-Leser teilhaben lassen an seinem Blick auf seine nahe Umwelt. Das Landsberger Tagblatt hat den Benediktiner-Mönch in der Erzabtei St. Ottilien besucht.
Aus seiner Profession ist der Blick fürs Schöne nicht zu erklären: Bruder Wunibald Wörle, der 1989 ins Kloster eintrat, hat eine kaufmännische Ausbildung und ist in der Verwaltung des Klosters tätig. Früher machte er hauptsächlich Erinnerungsbilder von Fahrten, die er gemeinsam mit den Eltern unternahm, wie er erzählt. Papierbilder seien dies gewesen. Und da diese teuer zu entwickeln waren, blieb es bei einzelnen Aufnahmen.
Er habe erst hier im Kloster begonnen, mehr zu fotografieren – und verantwortlich dafür war das
LT. Angeregt habe ihn ein Aufruf an Leser, Fotos zu schicken. „Da könnte ich mitmachen“, habe er sich gedacht. Und dies habe ihn animiert, Motive zu suchen und mehr Fotos zu machen. 2006 habe ihm seine Mutter eine erste Digitalkamera gekauft, mittlerweile fotografiert er mit einer „Lumix Panasonic dmc fz200“, am liebsten Automatik. Dabei handelt es sich um eine so genannte Bridgekamera, die Eigenschaften von Spiegelreflex und Kompaktkamera miteinander verbindet. Mit der digitalen Technik kann der Mönch ohne großen Aufwand in vielen Aufnahmen festhalten, wie sich seine nahe Umgebung in Laufe der Jahreszeiten verändert. „Ich kann sogar von meinem Büro aus fotografieren.“Der Arbeitsbe- reich des Mönches liegt auf der Südseite des Klosters und erlaubt über das Pflaumdorfer Moos hinweg einen Blick auf die grandiose Alpenkette. Hier wabern die Morgennebel, die Bruder Wunibald so gerne einfängt und den Blick nach Westen gerichtet den im Abendrot erglühten Himmel abbildet.
Wunibalds Bilder zeigen, wie schön Schöpfung sein kann, und der Mönch glaubt auch von sich selbst, dass sich sein Blick dafür verändert hat: „Ich schaue es mit anderen Augen an.“Neben den Erhabenheit vermittelnden Landschaftsaufnahmen gibt es im Kloster viele Plätze, die zur Kontemplation einladen. Grün und undurchdringlich liegt der Seminarweiher derzeit da, hier bannt Wunibald immer wieder Spiegelungen im Wasser auf seine Speicherkarten. Gen Süden hin Rahmen die Äste großer Bäume einen Durchblick zu den Bergen hin.
Eine besondere Atmosphäre empfängt den Besucher auch im Weiher am Ottilienheim, dem „Garten der Stille“. Hier finden sich sommers in dem kleinen Weiher Seerosen. Jetzt hat sich die Blütenpracht aber noch nicht entwickelt, sondern grün beherrscht das Auge. An vorgeschichtliche Zeiten erinnernden Farne, deren filigrane Blattstrukturen Bruder Wunibald faszinieren. Schon vorbei ist auch die Apfelblüte. Westlich des Klosters liegt der große Obstgarten mit seinen Pflanzenreihen. Ein besonders schönes Motiv ergibt sich, wenn Bruder Wunibald hier durch das Geäst blühender oder tragender Apfelbäume auf den Turm der Klosterkirche fokussiert. Auch in „Nachbars Garten“geht Bruder Wunibalds manchmal auf Fotopirsch. Im südlichen Klosterareal leben einige Angestellten in kleinen Häusern, und in einem der Gärten steht die Magnolie, deren Blüte auch schon im LT veröffentlicht wurde. War es anfangs die Zeitung, die Wunibalds Bilder veröffentlichte, finden sich mittlerweile die Fotografien von ihm im Jahrbuch des Klosters und der EOS-Verlag bestellt Bilder für den Kundenkalender.