„Ein unglaublich perfektes Pferd“
Deutsche Equipe gewinnt in Aachen den Nationenpreis, weil der Jettinger Philipp Weishaupt mit Schimmelhengst Convall fehlerlos bleibt. Am Sonntag ist das Paar Titelverteidiger im Großen Preis
Es ist spät geworden Donnerstagnacht in der Aachener Soers. Die deutschen Springreiter, Bundestrainer Otto Becker und ihre Fans feierten nicht nur den strafpunktfreien Sieg im Nationenpreis, sondern auch das äußerst erfolgreiche Geburtstagskind Philipp Weishaupt aus Jettingen (Landkreis Günzburg). Der an diesem Tag 32 Jahre alt gewordene Schlussreiter der deutschen Spring-Equipe hatte nämlich wieder einmal große Nervenstärke bewiesen.
Als letzter Reiter für Deutschland durfte er sich in dem schweren Parcours mit Wassergraben und Hindernishöhen bis zu 1,70 Meter keinen einzigen Abwurf leisten, sonst wäre der Sieg dahin gewesen. Doch Weishaupt und der zehnjährige Schimmelhengst L.B. Convall blieben auch im zweiten Umlauf ohne Fehler. „Als letzter Reiter mit Doppel-Null durchzukommen, das passiert auch nicht alle Tage“, freute sich Weishaupt auch am Tag danach noch über seine brillanten Ritte.
Trotz der nächtlichen Feierlichkeiten hatte Weishaupt am Morgen sein Erfolgspferd schon ein bisschen locker geritten („damit er keinen Muskelkater bekommt“). Schließlich will er am Sonntag im Großen Preis seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigen. „Convall hat jetzt zwei Tage Pause, da steckt er die Anstrengung ganz gut weg. Er ist ziemlich gut trainiert, frisch und fit“, zeigt sich Weishaupt zuversichtlich, dass er mit diesem „unglaublich Pferd“beim legendären Einzelspringen in Aachen ebenfalls wieder ein Wörtchen mitreden kann. Seit zwei Jahren hat der deutsche Meister von 2009 das Pferd, das sich im Besitz des Schweizer Unternehmers Hans Liebherr befindet, in seinem Stall auf der Anlage von Springreiter Ludger Beerbaum in Riesenbeck. „Convall ist in allen Beperfekten langen unheimlich vermögend. Es macht mich stolz, dass ich ihn reiten kann“, schwärmt Weishaupt.
Trotzdem wird er am Sonntag auf starke Konkurrenz treffen – und auf seine Equipekollegen Maurice Tebbel, Marcus Ehning und Marco Kutscher, die das erfolgreiche deutsche Quartett komplettierten. Nationen-Preis-Neuling Maurice Tebbel wurde dabei zum neuen Publikumsliebling. Ebenso wie Weishaupt gelangen dem 23-Jährigen aus Emsbüren auf Chacco’s Son zwei fehlerfreie Runden. „Das ist einfach ein wahnsinniger Moment“, kommentierte er seine Gala-Vorstellung. „Vor so vielen Leuten in diesem riesigen Stadion hier, und dann zweimal null, damit hätte ich vorher nicht gerechnet.“40000 Zuschauer hatten in der ausverkauften Arena den Nationenpreis verfolgt. Auch Startreiter Marcus Ehning aus Borken zeigte sich mit Pret A Tout in Topform. Der 43-Jährige aus Borken begann schon mit einer fehlerfreien Runde, und auch im zweiten Umlauf blieb der dreimalige Weltcupsieger ohne Strafpunkt.
Kein überzeugender Auftritt gelang hingegen Marco Kutscher, der in beiden Umläufen das Streichergebnis lieferte. Auf Platz zwei kamen die Teams der USA und der Schweiz.