Die Frage der Woche Soll Charles noch König werden?
Ach, die Menschen sind so leicht zu gewinnen. Hat jemand ein Strahlegrinsen, kann gut winken und zieht ab und zu seinen properen Nachwuchs an der Hand umher so wie derzeit Prinz William, schon würden sie ihm ein ganzes Königreich schenken. Und dafür den schrägen Alten einfach beiseiteschubsen. Also eben Typen wie Prinz Charles. Der Mann schreibt krude Briefe an Politiker, wettert gegen moderne Architektur, verkauft trockene Biokekse in alle Welt und angeblich köpft er auch noch jeden Morgen acht Eier und verspeist nur das schönste. Soll so einer wirklich auf dem Thron sitzen, wenn es doch den smarten Sohn im Angebot gibt? Of course! Nach über 60 Jahren erscheint es zwar unwahrscheinlicher denn je, dass die Queen jemals die Position räumen wird, aber die Briten sollten sich ruhig schon mal auf Charlie freuen. Wenn schon Monarchie, dann doch bitte nicht so bieder. Dafür vielleicht einen Außenminister, der etwas honoriger auftritt. Als König wäre Charles ein Charakterdarsteller, eine Mischung aus Woody Allen und Daniel Craig, irrer Typ, gestählt in all den Jahren unter dem Regiment von M(ajesty). Kein Winkebubi, sondern einer, der selbst neben Camilla so wirkt, als habe er die Hosen an, aber auch super souverän im Rock aussieht. Vielleicht sogar einer, gegen den man eine klitzekleine Revolution anzetteln könnte, zum Beispiel, wenn er ganz Wales von seinen Bioschafen abgrasen lassen würde. Jedenfalls: Wäre die Queen nicht so wahnsinnig queenesque, vielleicht hätten die Briten sich dann nicht mit diesem blödsinnigen Brexit aus der elisabethianischen Ödnis befreit. Der Untertan hat Recht auch auf Unterhaltung. Ein Königreich daher für Charles! Seit 30 Jahren trägt er den gleichen Mantel! Wenn einer das königliche Recht haben soll, Salpeter zu schürfen, dann er!
Herrje, die Royals! Die Nachrichten, die man aus England mitbekommt, lassen einen ja des Öfteren denken: Monarchie sinnlos, ganz abschaffen! Sogar die Briten scherzen unter der Hand über ihre „teuersten Sozialhilfeempfänger“, obwohl es sich offiziell natürlich nicht gehört, Negatives über die königliche Familie zu sagen. Zugegeben, einen gewissen Spaßfaktor hat das ganze „Geroyal“dann ja irgendwie schon, wenn man mal wieder beim Zahnarzt sitzt, es mal wieder etwas länger dauert und einen die Klatschmagazine im Wartezimmer schier zurufen „lies mich“. Ohne die Royals wäre diese Lektüre wohl nur halb so lustig. Das liegt natürlich auch an Charles und Camilla, ihrer Liebesgeschichte und dem ganzen Drumherum. Vermutlich sind die beiden sehr nette Menschen, möglicherweise auch sehr interessante Zeitgenossen, mit denen man sich gut und gerne ein paar Stündchen unterhalten möchte. Aber die beiden als König und Königin von Großbritannien? Als Oberhaupt von weltweit 16 Ländern und der Church of England? Bitte nicht! Dafür gab es in der Vergangenheit zu viele unschöne Details aus dem Leben der beiden, die nicht gerade königlich sind. Natürlich macht das Charles und Camilla auch menschlich – aber ein Königspaar sollte auch als Vorbild und moralische Instanz fungieren. Und als dieses taugen die beiden leider nicht. Von daher sollten C&C lieber Platz für W&K machen, auf den Thron verzichten und sich einfach ihren Hobbys widmen. William und Kate sind die größeren Sympathieträger. In einer konstitutionellen Monarchie hat der König nun einmal die Hauptaufgabe zu repräsentieren – und das können W&K einfach besser, wie man diese Woche übrigens mal wieder beim Besuch in Deutschland sehen konnte.