Lenin muss fliehen – schon wieder
Der Umsturz ist gescheitert. Jetzt muss er schnell wieder das Land verlassen: Wladimir Iljitsch Uljanow, längst besser bekannt unter seinem Decknamen Lenin, ist nach den niedergeschlagenen Unruhen von Petrograd einer der meistgesuchten Männer Russlands. Seit dem 19. Juli 1917 war er bei einem Arbeiter in der Nähe der Stadt untergekrochen. In der Presse läuft eine groß angelegte Verleumdungskampagne gegen ihn: Lenin, der Spion Deutschlands. Lenin, der Anstifter der blutigen Krawalle. Am
flieht er, verkleidet als Arbeiter, nach Finnland – in Sicherheit, vorerst. Doch jetzt erst mal der Reihe nach.
Nach der Februarrevolution und der Abdankung des Zaren reist Lenin in einem verplombten Zug aus seinem Exil in Zürich über Deutschland wieder nach Russland. Er und die mehreren hundert Weggefährten gelten dem Deutschen Reich als willkommene Unruhestifter im Land des Kriegsgegners Russland. Und Lenin enttäuscht die Deutschen nicht. In seinen „Aprilthesen“ formuliert er ein radikales revolutionäres Programm. Die Übergangsregierung ist zu Recht alarmiert.
Im Juli eskaliert die Lage schließlich. Lenin versucht die verheerende militärische Lage innenpolitisch für die Bolschewiken auszunützen und ruft in Petrograd zu Massendemonstrationen auf. Als sich auch noch einige tausend Matrosen und Arbeiter, die sich zu den Bolschewiki bekennen, hinzustoßen, scheint plötzlich eine Revolution in der Luft zu liegen.
Doch die Regierung unter Ministerpräsident Georgi J. Fürst Lwow reagiert hart und entschlossen. Mit der Unterstützung von kampferprobten Truppen von der Front, sind die Aufstände innerhalb von zwei Tagen niedergeschlagen, 400 Menschen sterben, hunderte weitere werden verletzt. Lenin lernt dabei eine wichtige Lektion: Ohne eine richtige Organisation, lassen sich die Massen nicht lenken und sind von den Machthabern schnell wieder unter Kontrolle zu bringen.