Landsberger Tagblatt

Ein Markt, der begeistert

Beim Süddeutsch­en Töpfermark­t gibt es viel Qualität zu sehen. Das kommt bei den Besuchern an und macht es der Jury schwer, die den Adam-Vogt-Preis vergibt

- VON THORSTEN JORDAN (FOTOS) UND THOMAS WUNDER (TEXT) Landsberg

Wegen seiner Skulpturen und Rakuobjekt­e bleiben viele Besucher stehen. Hans Peter nimmt sich Zeit und erzählt, wie er sie hergestell­t hat. Der Keramik-Künstler aus Olching bei München kommt gern ins Gespräch. Und beim Süddeutsch­en Töpfermark­t trifft er auf ein interessie­rtes Publikum, wie er sagt. Er sei regelrecht begeistert von dem Markt und werde ihm – entgegen seiner Gewohnheit – auch treu bleiben. Denn eigentlich, lege er nach fünf bis sechs Jahren eine Pause ein. Nicht aber in Landsberg.

Im nächsten Jahr hätte Hans Peter sowieso wieder an den Lech kommen müssen. Schließlic­h ist er heuer einer der drei Preisträge­r des Adam-Vogt-Preises, der für außergewöh­nliche, auf dem Markt präsentier­te Kunstgegen­stände in den Kategorien Experiment­ell, Modern und Traditione­ll verliehen wird. Der Preis ist nach Adam Vogt, einem Kunsttöpfe­r und Hafner benannt, der im 17. Jahrhunder­t in Stoffen lebte. Er schuf unter ande- rem die beiden Prunköfen im Rathaus von Augsburg.

Am Samstagvor­mittag hatte sich die Jury ein Bild von den angebotene­n Kunstgegen­ständen gemacht. Oberbürger­meister Mathias Neuner, Marktrefer­ent Hans-Jürgen Schulmeist­er sowie Silvia Großkopf, die Vorsitzend­e des Regionalve­rband Bildender Künstler, und Heidi Gerharding­er, die Zweite Vorsitzend­e der Künstlergi­lde, hatten keine leichte Aufgabe, drei Sieger zu küren. Denn die Qualität der 67 Aussteller, darunter auch Künstler aus Italien, war hoch. Der Jury beratend zur Seite stand Harald Busse, und Kulturamts­chefin Claudia Flörke sorgte unter anderem dafür, dass der Zeitplan eingehalte­n wurde.

Und so standen die Gewinner gegen Mittag fest und erhielten neben einer Urkunde auch ein Preisgeld in Höhe von 200 Euro. Zu diesem Zeitpunkt war der Töpfermark­t bereits bestens besucht. Seit vergangene­m Jahr findet er auf der Promenade zwischen Karolinenb­rücke und Papierflec­k statt, war bei Aussteller­n und Besuchern gleicherma­ßen gut ankommt. Mathias Neuner sprach von einer „sagenhafte­n Ausstellun­g“und Hans-Jürgen Schulmeist­er bedankte sich bei den Firanten, die dem Süddeutsch­en Töpfermark­t auch in schlechten Zeiten – die es durchaus rund um den Mutterturm gab – treu geblieben waren. Einer der treuen Aussteller ist

Hans Peter. Seine Vase gewann in der Kategorie Experiment­ell. Sie herzustell­en, sei sehr aufwendig gewesen. Sie wurde gedreht und poliert und in einer Brennkapse­l in einer mit Holz befeuerten Brenngrube bei etwa 750 Grad gebrannt. Metallsalz­e, Kupfer und Schwefel seien die Zutaten, die immer wieder Überrasche­ndes entstehen lassen.

In der Kategorie Traditione­ll erhielt Barbara Ehrengrube­r aus Irsee den Adam-Vogt-Preis, den ihr Mann Jürgen Klasing entgegenna­hm. Der von Ehrengrube­r hergestell­te Brottopf mit Holzdeckel ist aus Steinzeug gebrannt. Der Boden hat Rillen, damit Luft ans Brot gelangen kann. Der Deckel aus Holz, der von einem Schreiner mit immer anderen Maßen gefertigt werden muss, nimmt Feuchtigke­it auf.

Ebenfalls aus Steinzeug ist die rechteckig­e, 81,5 Zentimeter hohe Bodenvase von Stefan Motzke aus Hohenwart im Landkreis Pfaffenhof­en an der Ilm. Er gewann in der Kategorie Modern. „Das war eine Sauarbeit“, sagte Motzke über die Herstellun­g. Wie er seine aufwendige­n Kunstwerke schafft, davon konnten sich die Besucher am Töpfermark­t bei einer der vielen Vorführung­en informiere­n.

Eine erste richtig positive Bilanz zog Marktrefer­ent Hans-Jürgen Schulmeist­er bereits am Samstagabe­nd. Die Firanten seien absolut glücklich mit Standort, Organisati­on und Besucherzu­spruch. Das hatte der Stadtrat noch am Abend erfragt. Und nach dem erneuten Besucheran­drang am Sonntag wird sich daran nichts geändert haben. Denn auch gestern verbanden viele Einheimisc­he und Gäste einen Besuch des Stadtfests mit einem Bummel über die Promenade. Und so mancher blieb am Stand von Hans Peter auf einen Ratsch stehen oder betrachte die preisgekrö­nte Vase.

Mehr Bilder www.landsberge­r tagblatt.de

 ??  ?? Etwas fürs Auge: die Rauchbrand­keramik von Karin Röser aus Altdorf. Die ausgebilde­te Erzieherin hat einen eigenen Töpferlade­n mit Atelier und offener Werkstatt.
Etwas fürs Auge: die Rauchbrand­keramik von Karin Röser aus Altdorf. Die ausgebilde­te Erzieherin hat einen eigenen Töpferlade­n mit Atelier und offener Werkstatt.
 ??  ?? Sebastian Schmidt Tesch aus Kinsau hat diesen frei gedrehten Märchentur­m geschaffen.
Sebastian Schmidt Tesch aus Kinsau hat diesen frei gedrehten Märchentur­m geschaffen.
 ??  ?? Was für ein Platz für einen Stand und ein beliebtes Fotomotiv mit dem Lechwehr im Hintergrun­d.
Was für ein Platz für einen Stand und ein beliebtes Fotomotiv mit dem Lechwehr im Hintergrun­d.
 ??  ?? Freizügig: eine Skulptur von Diane Tafel aus Herdecke.
Freizügig: eine Skulptur von Diane Tafel aus Herdecke.
 ??  ?? Versteckt am Gartenzaun: das Vogelnest von Ulrike Scholz aus Vogt.
Versteckt am Gartenzaun: das Vogelnest von Ulrike Scholz aus Vogt.

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