Wohnen auf Zeit
Ein Boarding-House bietet rund 100 Apartments für Geschäfts- und Privatleute
Auch wenn ein Gebäude prägnant ausfällt, muss es nicht unbedingt städtebauliche Spannungen erzeugen. Beim neuen BoardingHouse, das an der Stelle des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der Pflugfabrik entstehen wird, scheint sogar das Gegenteil der Fall zu sein. Jury-Sprecher Professor Florian Burgstaller: „Das wird ein Haus sein, das sich schön einfügt.“
Bei dem Boarding-House respektive den Service-Apartments handelt es sich einmal um zeitlich befristete Wohnmöglichkeiten für Geschäftsleute, Firmen oder Privatleute bereithalten wird. Vorgesehen sind bis zu 100 Apartments mit Wohnflächen zwischen 25 und 100 Quadratmetern.
Es ist einer der südlichen Zugänge in das neue Stadtquartier. Eine sensible Stelle, befindet der Architektur-Professor, genau gegenüber dem Herkomer-Ensemble mit Park und Mutterturm als prägende Elemente. Diese zu würdigen und aufzunehmen war aber nur eine der Herausforderungen dieses neunten von 14 Wettbewerben zum Wohnquartier auf dem Areal der ehemaligen Pflugfabrik. So verbinde sich zum Beispiel der Garten des neuen Boarding-House, das auf Wunsch des Oberbürgermeisters die Bezeichnung „Service-Apartments“bekam, mit dem Landschaftspark an Mutterturm und Lech. Dort zeige das Gebäude seine weiche und stärker gegliederte Seite.
Dieser neunte Durchgang hielt durchaus gleich mehrere Herausforderungen bereit. Zum einen muss das Boarding-House einen GeländeHöhenunterschied zwischen der Von-Kühlmann-Straße und dem Platz am Karl-Schem-Bau überwinden, der ja als eines der wenigen Pflugfabrikgebäude erhalten wird, und der vom Siegerbüro F64-Architekten aus Kempten, so Florian Burgstaller, nicht als Problem, sondern als Chance genutzt wurde. Zugute kam den Architekten eine sehr gute städtebauliche Grundlage durch die Vorplanung des Büros Morphologic, die Thomas Meusburger explizit ansprach. Sein Büropartner Philip Leube berichtete von der bewusst öffentlich gewünschten Funktion des Hauses, die vor allem durch ein zweigeschossiges, durchgestecktes Foyer, das direkt in den Bewohnergarten führt, erreicht werde.
Die Hülle aus geschlämmtem Klinkermauerwerk nimmt Bezug auf die Geschichte des ehemaligen Fabrikgeländes. Im Norden und im Westen nehmen sich die Fassaden zurück.
Was die Jury als besonders gelungen hervorhob, ist die Entscheidung der Planer, auf einen Distanz schaffenden Sockel zu verzichten. Überhaupt fördere „eine zurückhaltende Architektursprache“die integrative Haltung des Gebäudes, das aber durchaus über eine gewisse Prägnanz – auch hervorgerufen durch eine Verbreiterung des „Gartenflügels“um einen Meter – vor allem aus südlicher Sicht verfügt.
Von Montag, 31. Juli, bis 30. Oktober wird in der Von-KühlmannStraße 25 eine Wanderbaustelle mit einer maximalen Längsausdehnung von 50 Metern eingerichtet. Die Straße wird halbseitig gesperrt und der Verkehr über eine Ampelanlage geregelt. Grund für die Maßnahmen sind die Abbrucharbeiten an der ehemaligen Pflugfabrik, die inzwischen in vollem Gange sind.
LT Service Tipp
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