Gina Maria Schumacher setzt auf ein PS
Pferdesport Die Tochter des Formel-1-Weltmeisters gehört bei der Americana in Augsburg zu den Top-Favoriten
Augsburg Als Gina-Maria Schumacher auf „Gotta Nifty Gun“in die große Arena der Americana einreitet, geht ein Strahlen über ihr Gesicht. Im Sattel von „Frankie“, wie sie den siebenjährigen Quarter Horse-Hengst mit dem markanten weißen Gesicht liebevoll nennt, fühlt sich die Tochter von Formel 1-Legende Michael Schumacher wohl.
„Er ist einfach super. Er ist das perfekte Pferd“, schwärmt die 20-Jährige von dem braunen Hengst, dem sie ihre bisher größten internationalen Erfolge im Westernreiten zu verdanken hat. Mit ihm ist sie in den letzten Monaten zum Shooting-Star der Szene geworden, im August hat sie WM-Gold, Team und Einzel, bei den Jungen Reitern im Reining, der Western-Dressur, gewonnen. Der Erfolgswille von Vater Michael, gepaart mit der Pferdeleidenschaft von Mutter Corinna, zeichnen die Reit-Karriere der Tochter aus.
Auch bei den Vorläufen zum Amateur-Weltcup in Augsburg zeigt Gina-Maria Schumacher eindrucksvoll, dass sie in der europäischen Spitze angekommen ist. Mit drei Pferden qualifiziert sie sich für das Finale, das am Sonntag, dem letzten Tag der Americana, gegen 15.45 Uhr auf dem Programm steht. Darunter ist natürlich auch ihr „Frankie“, dessen Namenszug sie als Kette mit funkelnden StrassBuchstaben um den Hals trägt. Alle Lektionen des Westernreitens – schnelle wie langsame Zirkel, rasante Spins (Drehungen) oder spektakuläre Sliding Stops – präsentieren die beiden im Vorlauf so leicht und harmonisch, dass die Richter dafür mit 221,5 Punkten die Spitzenwertung unter den 37 Teilnehmern vergeben. „Es macht einfach großen Spaß mit ihm. Wenn ich sauber reite, reicht es meistens“, schätzt GinaMaria Schumacher die Qualität ihres Sportpartners.
Das Messe- und Westernreitturnier in Augsburg haben ihre Eltern Michael und Corinna Schumacher früher als Zuschauer regelmäßig besucht. Jetzt ist die Tochter als Weltranglistenzweite bei den Jungen Reitern so erfolgreich, dass sie in der hoch dotierten Amateur-Prüfung als absolute Sieganwärterin gilt.
Doch oft ist es nicht das sportliche Interesse, durch das Gina-Maria Schumacher die Aufmerksamkeit auf sich zieht, sondern das Schicksal ihres prominenten Vaters. Der siebenfache Formel-1-Weltmeister verunglückte vor knapp vier Jahren bei einem Skiunfall. Weil seitdem wild spekuliert wird, wie es ihm gesundheitlich geht, sind der Freund und die Trainer der jungen Reiterin bemüht, sie weitestgehend von der Öffentlichkeit abzuschirmen. Sie soll sich auf ihren Sport konzentrieren können und nicht mit unangenehmen Fragen bedrängt werden.
Denn in der WesternreitsportSzene steht der Name Schumacher für die professionelle Ausbildung von Westernpferden. „Für uns ist es die perfekte Art und Weise, mit Pferden umzugehen“, betont Schumacher. Während Gina-Lisas Bruder Mick in die Fußstapfen seines Vaters tritt und eine Karriere im Motorsport anstrebt, teilte GinaMaria von Kindesbeinen an die Leidenschaft der Mutter. „Ich habe mit drei Jahren mit dem Reiten angefangen. Auf Shetlandponys ohne Sattel bin ich mit meiner Mutter ausgeritten“, erzählt sie von den Anfängen.
Als vor eineinhalb Jahren dann die belgische Trainerin Cira Baeck auf die familieneigene CS Ranch in der Schweiz kam, ging es mit der sportlichen Karriere voran. „Seitdem Cira bei uns ist, klappt alles“, erzählt Gina-Maria Schumacher lächelnd, und die Trainerin gibt das Kompliment zurück. „Gina hat mega viel Talent und super gute Nerven. Man muss ihr nur einmal etwas sagen, dann setzt sie das um. Das macht den Job des Trainers ganz einfach“, sagt Cira Baeck, die auf der Americana selbst mit zwei Pferden an der schwersten Prüfung für Profis teilnimmt, der mit mehr als 50000 Dollar dotierten NRHA Bronze Trophy.
Mit rund 70 Pferden auf ihrer Ranch haben die Schumachers und ihr Trainerteam einiges zu tun. „Wir reiten von morgens um acht bis abends um sechs Uhr“, berichtet Gina-Maria von ihrem Alltag zuhause. Doch diese Disziplin zahlt sich aus. Denn wenn alles weiter so gut läuft, kann sie sich auch den nächsten sportlichen Traum erfüllen: die Teilnahme an den Weltreiterspielen 2018 in den USA – natürlich mit ihrem Liebling „Frankie“.