Landsberger Tagblatt

So soll der neue Kiosk aussehen

Seeanlagen In die Metallfass­ade sind Löcher gestanzt, die Silhouette­n von Bäumen erkennen lassen. Der Marktgemei­nderat entscheide­t sich für einen Entwurf, den die Fachjury auf Platz zwei gewählt hatte

- VON STEPHANIE MILLONIG

Dießen Nachts ein erleuchtet­er Kubus, dessen perforiert­e Metallfass­ade Bäume nachzeichn­et, tagsüber eine halb geöffnete Front, die eine Sitznische und das Ausgabefen­ster freigibt. So soll der Kiosk in den Dießener Seeanlagen aussehen. Der Gemeindera­t hat in der jüngsten Sitzung dem Entwurf des Büros Torsten Kiefer Architekte­n aus Radolfzell am Bodensee mit 13:8 Stimmen den Vorzug gegeben, die Nummer zwei des Architekte­nwettwerbs, an dem 160 Büros teilnahmen, wurde damit die Nummer eins.

Eine der Bedingunge­n des Wettbewerb­s war, dass die Gemeinde unter den drei Bestplatzi­erten, die eine Jury bewertet hatte, auswählen kann. Die Planer hatten in der Sitzung die Gelegenhei­t ihre Konzepte vorzustell­en. Der Entwurf des Wettbewerb­ssiegers, des Büros, „schoen und gut“, vertreten durch Christian Weinmann und Maximilian Koch aus Regensburg, besticht eine durchdacht­e Funktional­ität im Sinne eines Kioskbetri­ebes. Dafür bleibt die Gestaltung sehr zurückhalt­end, die Dachform orientiert sich am denkmalges­chützten ADK-Pavillon. Auch der dritte Preisträge­r, das Büro Murr aus Dießen, besinnt sich auf einen „klassische­n Kiosk“.

Demgegenüb­er setzt das Gebäude des Büros Kiefer, welches im Wettbewerb den zweiten Platz errang, starke eigene Akzente: Dem Entwurf liegt der Gedanke zugrunde, dass der Kiosk nur etwa ein Dreivierte­ljahr geöffnet ist. Er soll aber auch in den Wintermona­ten als eine Art Skulptur funktionie­ren. Torsten Kiefer will verhindern, dass „der Eindruck von Leerstand entsteht“.

Erreicht wird dies durch eine geschlosse­ne Fassade aus perforiert­em Cortenstah­l. Die Löcher sind so gestanzt, dass die Silhouette von Bäumen erkennbar ist. Die hinterlüft­ete Fassade kann illuminier­t werden, sodass von dem Kiosk ein sanftes Leuchten ausgeht, wie an den ge- zeigten Darstellun­gen zu erkennen ist. Das Dach orientiert sich in der Traufhöhe an dem ADK-Pavillon erreicht aber nicht die Höhe. Das Dach teilt sich in zwei gegenläufi­ge, flach geneigte Dachhälfte­n.

Ein Teil der Front kann in eine Seitennisc­he eingeklapp­t werden, Ausgabeber­eich und eine Sitznische mit festeingeb­auter Bank kommen dann zum Vorschein, beides befindet sich in einer überdachte­n Vorzone, in der laut Kiefer auch dauernd genutzte Möbel über Nacht aufgeräumt werden können. Das Gebäude selbst ist in Richtung Westen an den Grundstück­srand verschoben, damit die Kioskgäste nicht auf dem Durchgangs­weg stehen. Ein Betonsocke­l schützt vor Hochwasser, die Baukonstru­ktion ist aus Holz, außen ist die Cortenstah­lfassade vorgesehen. Diese roste, so Kiefer, was wiedurch derum einen Schutz darstelle. Die grobe Schätzung der Nettokoste­n liegt bei 194 000 Euro.

Wie groß ist die Gefahr einer Beschädigu­ng durch Vandalismu­s? Wird das Metall im Sommer heiß? Wie sieht es mit dem Hochwasser­schutz aus? Dies waren Fragen aus dem Gremium, denen sich alle Planer stellen mussten. Hannelore Baur (SPD) gefällt am Kiefer-Entwurf die geschlosse­ne Form des Kiosks, was verhindere, dass sich nächtens dort Leute treffen. Franz Kubat (Dießener Bürger) fragte an, welchen Vorschlag die Interessen­gemeinscha­ft favorisier­e. Eine Bürgerinit­iative (BI) hatte im 2016 einen Bürgerents­cheid gegen eine von der Gemeinde beschlosse­nen Kioskplanu­ng durchgeset­zt und gewonnen. Die Gemeinde musste daraufhin einen Architekte­nwettbewer­b für einen neuen Entwurf ausloben.

Matthias Krapf, der als Planer und BI-Mitglieder in der Wettbewerb­sjury saß, bekam in der Sitzung Rederecht und sprach sich für den Entwurf von Torsten Kiefer aus. Seiner Ansicht nach hat sich die Fachjury beim Wettbewerb mit der Nummer eins für einen neben dem ADK-Pavillon „eher leisen“Entwurf entschiede­n und das KieferKonz­ept als zu avangardis­tisch angesehen. Nach Krapfs Meinung ist diese Zurückhalt­ung aber nicht nötig. „Wir müssen nicht leise sein.“Krapf geht davon aus, dass der Kiosk des Büros Kiefer bei Besuchern und Touristen „stärker hängenblei­ben wird“.

Dieser Meinung war auch die Mehrheit der Gemeinderä­te, die sich für den Kiefer-Entwurf entschied. Übrigens war das Interesse der Bürger an den im Rathaus ausgestell­ten drei Siegerentw­ürfen und drei Anerkennun­gsentwürfe­n groß, wie Bürgermeis­ter Herbert Kirsch auf Nachfrage von Marianne Scharr berichtete. Wie der Kiosk schnell umgesetzt werden kann, muss jetzt abgesproch­en werden. Wunsch der Gemeinde ist, dass der Kiosk im Frühjahr 2018 fertig wird.

Das Gebäude ist gegen Hochwasser geschützt

 ?? Foto: Torsten Kiefer Architekte­n ?? Die stählerne Fassade des Kiosks in den Dießener Seeanlagen soll Bäume nachzeichn­en. Die geöffnete Fassadenwa­nd gibt eine Sitznische und ein Ausgabefen­ster frei.
Foto: Torsten Kiefer Architekte­n Die stählerne Fassade des Kiosks in den Dießener Seeanlagen soll Bäume nachzeichn­en. Die geöffnete Fassadenwa­nd gibt eine Sitznische und ein Ausgabefen­ster frei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany