So soll der neue Kiosk aussehen
Seeanlagen In die Metallfassade sind Löcher gestanzt, die Silhouetten von Bäumen erkennen lassen. Der Marktgemeinderat entscheidet sich für einen Entwurf, den die Fachjury auf Platz zwei gewählt hatte
Dießen Nachts ein erleuchteter Kubus, dessen perforierte Metallfassade Bäume nachzeichnet, tagsüber eine halb geöffnete Front, die eine Sitznische und das Ausgabefenster freigibt. So soll der Kiosk in den Dießener Seeanlagen aussehen. Der Gemeinderat hat in der jüngsten Sitzung dem Entwurf des Büros Torsten Kiefer Architekten aus Radolfzell am Bodensee mit 13:8 Stimmen den Vorzug gegeben, die Nummer zwei des Architektenwettwerbs, an dem 160 Büros teilnahmen, wurde damit die Nummer eins.
Eine der Bedingungen des Wettbewerbs war, dass die Gemeinde unter den drei Bestplatzierten, die eine Jury bewertet hatte, auswählen kann. Die Planer hatten in der Sitzung die Gelegenheit ihre Konzepte vorzustellen. Der Entwurf des Wettbewerbssiegers, des Büros, „schoen und gut“, vertreten durch Christian Weinmann und Maximilian Koch aus Regensburg, besticht eine durchdachte Funktionalität im Sinne eines Kioskbetriebes. Dafür bleibt die Gestaltung sehr zurückhaltend, die Dachform orientiert sich am denkmalgeschützten ADK-Pavillon. Auch der dritte Preisträger, das Büro Murr aus Dießen, besinnt sich auf einen „klassischen Kiosk“.
Demgegenüber setzt das Gebäude des Büros Kiefer, welches im Wettbewerb den zweiten Platz errang, starke eigene Akzente: Dem Entwurf liegt der Gedanke zugrunde, dass der Kiosk nur etwa ein Dreivierteljahr geöffnet ist. Er soll aber auch in den Wintermonaten als eine Art Skulptur funktionieren. Torsten Kiefer will verhindern, dass „der Eindruck von Leerstand entsteht“.
Erreicht wird dies durch eine geschlossene Fassade aus perforiertem Cortenstahl. Die Löcher sind so gestanzt, dass die Silhouette von Bäumen erkennbar ist. Die hinterlüftete Fassade kann illuminiert werden, sodass von dem Kiosk ein sanftes Leuchten ausgeht, wie an den ge- zeigten Darstellungen zu erkennen ist. Das Dach orientiert sich in der Traufhöhe an dem ADK-Pavillon erreicht aber nicht die Höhe. Das Dach teilt sich in zwei gegenläufige, flach geneigte Dachhälften.
Ein Teil der Front kann in eine Seitennische eingeklappt werden, Ausgabebereich und eine Sitznische mit festeingebauter Bank kommen dann zum Vorschein, beides befindet sich in einer überdachten Vorzone, in der laut Kiefer auch dauernd genutzte Möbel über Nacht aufgeräumt werden können. Das Gebäude selbst ist in Richtung Westen an den Grundstücksrand verschoben, damit die Kioskgäste nicht auf dem Durchgangsweg stehen. Ein Betonsockel schützt vor Hochwasser, die Baukonstruktion ist aus Holz, außen ist die Cortenstahlfassade vorgesehen. Diese roste, so Kiefer, was wiedurch derum einen Schutz darstelle. Die grobe Schätzung der Nettokosten liegt bei 194 000 Euro.
Wie groß ist die Gefahr einer Beschädigung durch Vandalismus? Wird das Metall im Sommer heiß? Wie sieht es mit dem Hochwasserschutz aus? Dies waren Fragen aus dem Gremium, denen sich alle Planer stellen mussten. Hannelore Baur (SPD) gefällt am Kiefer-Entwurf die geschlossene Form des Kiosks, was verhindere, dass sich nächtens dort Leute treffen. Franz Kubat (Dießener Bürger) fragte an, welchen Vorschlag die Interessengemeinschaft favorisiere. Eine Bürgerinitiative (BI) hatte im 2016 einen Bürgerentscheid gegen eine von der Gemeinde beschlossenen Kioskplanung durchgesetzt und gewonnen. Die Gemeinde musste daraufhin einen Architektenwettbewerb für einen neuen Entwurf ausloben.
Matthias Krapf, der als Planer und BI-Mitglieder in der Wettbewerbsjury saß, bekam in der Sitzung Rederecht und sprach sich für den Entwurf von Torsten Kiefer aus. Seiner Ansicht nach hat sich die Fachjury beim Wettbewerb mit der Nummer eins für einen neben dem ADK-Pavillon „eher leisen“Entwurf entschieden und das KieferKonzept als zu avangardistisch angesehen. Nach Krapfs Meinung ist diese Zurückhaltung aber nicht nötig. „Wir müssen nicht leise sein.“Krapf geht davon aus, dass der Kiosk des Büros Kiefer bei Besuchern und Touristen „stärker hängenbleiben wird“.
Dieser Meinung war auch die Mehrheit der Gemeinderäte, die sich für den Kiefer-Entwurf entschied. Übrigens war das Interesse der Bürger an den im Rathaus ausgestellten drei Siegerentwürfen und drei Anerkennungsentwürfen groß, wie Bürgermeister Herbert Kirsch auf Nachfrage von Marianne Scharr berichtete. Wie der Kiosk schnell umgesetzt werden kann, muss jetzt abgesprochen werden. Wunsch der Gemeinde ist, dass der Kiosk im Frühjahr 2018 fertig wird.
Das Gebäude ist gegen Hochwasser geschützt