Der Alt OB wird 70
Kreisausschuss Der Landkreis will den mobilen Wärmetransport auf den Weg bringen. Dafür gibt es Lob von der Bundesumweltministerin
Landsbergs Alt-Oberbürgermeister hat heute Geburtstag: Mit 70 Jahren freut sich Franz Xaver Rößle nun voller Tatendrang auf die nahende Zukunft.
Landkreis Die Idee ist ausgearbeitet, die Wirtschaftlichkeitsberechnung angestellt und die Förderung zugesagt. Was fehlte, war der Beschluss des Landkreises, überschüssige und ungenutzte Wärme „einzufangen“, zu speichern und woanders zu verbrauchen. Und den benötigten Projektbeschluss fasste nun der Kreisausschuss in seiner Sitzung am Dienstag mit 12:1 Stimmen und gab damit den Startschuss zum mobilen Wärmetransport.
Das Prinzip klingt ebenso einfach wie logisch. Zum Beispiel in Biogasanlagen erzeugter Wärmeüberschuss verpuffte bislang ungenutzt in der Atmosphäre. Nun soll ein möglichst großer Teil davon in mobilen Wärmespeichern – speziell isolierte fahrbare Container – gespeichert und zu einem anderen Verbraucher gefahren werden. Zur Idee gehört auch, dass Versorgungspaare aus Wärmequelle und Wärmesenke gebildet werden. Im Landkreis ist dies zunächst eine Biogasanlage in Weil und das sechs Kilometer entfernte Lechtalbad in Kaufering. Die Entfernung ist dabei laut Landrat Thomas Eichinger mit das Entscheidende. Der Transportweg soll nämlich so gering wie möglich gehalten werden: „Sonst macht das Ganze keinen Sinn.“Auch wenn Hermann Dempfle (Bayernpartei) auf den Wettbewerb unter den Wärmeanbietern hinwies, ist für Thomas Eichinger das Erreichen des Gesamtzieles wichtig: „Wir wollen den Wärmetransport möglichst schnell wirtschaftlich betreiben, und zwar ohne Fördermittel.“
Die fließen derzeit reichlich. 80 Prozent hatte das Bundesumweltministerium für Projekte ausgelobt, die „einen modellhaften Charakter“haben. Dieser wurde dem Landsberger Projekt schriftlich attestiert. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks sieht sogar „eventuell ein Modell für andere ländliche Regionen“.
Das macht den Vorsitzenden der Ideengeberin, der Landsberger Energieagentur Berthold Lesch, natürlich stolz. Er war als Besucher in die Sitzung des Kreisausschusses gekommen, um den Projektbeschluss miterleben zu können. „Für uns als neue Agentur ist das natürlich das Pilotprojekt schlechthin.“Er hofft jetzt auf einen Anschub-Effekt für das Projekt, denn durch die Wärmeabgabe, so ist er überzeugt, könnte sich ein zweiter Absatzmarkt für die Landwirtschaft ergeben. Für die Dringlichkeit und Wichtigkeit des Projekts hat er eine Zahl parat: „60 Prozent der Wärme, die wir eigentlich brauchen, verpufft derzeit ungenutzt in der Atmosphäre.“
Schon allein das Bekanntwerden der Bundesförderung, die sich auf insgesamt rund 1,3 Millionen Euro aus Mitteln der nationalen Klimaschutzinitiative beläuft, habe weitere Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt.
Renate Standfest, Grünen-Kreisrätin, findet das Projekt „klasse“. Sie möchte, dass weitere Angebote möglichst schnell entstehen und wahrgenommen werden. Da konnte ihr Christian Kusch, der Sachgebietsleiter des kreiseigenen Hochbaus, neue Nachrichten überbringen: Der nächste Wärmetransport solle in das neue Bad in Greifenberg gehen. Im Winter, wenn dort keine Wärmeenergie gebraucht werde, werde das Kreisseniorenheim Theresienbad damit versorgt. Als weitere Kandidaten werden das Ammersee-Gymnasium, die Seniorenwohnanlage Dießen und die Berufsschule Landsberg geprüft. Dafür müssten noch Versorgungspartner gefunden werden. Thomas Eichinger: „Lena hat diesbezüglich aber schon Vorgespräche geführt.“
Auch wenn es sich bei dem mobilen Wärmetransport nicht um ein allgemein neues Projekt handle – die Stadt Friedberg betreibt Ähnliches schon wirtschaftlich – konnten die Gesamtkosten aufgrund „einer großen Anzahl an Alleinstellungsmerkmalen“bislang nur geschätzt werden. Christian Kusch nannte dabei die Zahl von 1,64 Millionen Euro. Bleibt also für den Landkreis nach Abzug der Förderung eine Summe in Höhe von 300000 Euro übrig.
In diesen Kosten sind sieben Wärmespeichercontainer mit Lafette für den Transport enthalten sowie Anschlusssysteme, die Anpassung von Heizungen, Containerstellplätze, Planungs- und Betreiberkosten sowie ein begleitendes Monitoring. Das würde wiederum gerne die Energieagentur Lena übernehmen. Berthold Lesch: „Wir werden uns dafür bewerben, denn bei uns ist die Idee entstanden, wir haben die Fachleute dafür.“