Zugunglück endet glimpflich
Unfall In Augsburg stoßen zwei Züge seitlich zusammen. Die Rettungskräfte rücken mit einem Großaufgebot an. Die Auswirkungen auf den Bahnverkehr sind enorm
Augsburg Angelika Bunjaku saß wie immer ganz hinten im Zug, links. Die 48-Jährige wollte wie so oft vom Bahnhof Augsburg-Oberhausen nach Kissing (Landkreis Augsburg) nach Hause fahren. Kurz vor dem Hauptbahnhof bremste die Bayerische Regiobahn (BRB) plötzlich ab. „Der Zug schaukelte. Ich dachte, der kippt jetzt gleich um.“
Das tat er zum Glück nicht. Das Zugunglück, das kurz vor 13 Uhr in Augsburg zwischen Oberhauser Bahnhof und Hauptbahnhof passierte, lief glimpflich ab. Lediglich vier Menschen wurden leicht verletzt. Sie erlitten einen Schock.
Ein BRB-Zug mit 13 Insassen, darunter eine schwangere Frau, war mit einem rangierenden Zug der DB Regio an einer Weiche seitlich zusammengestoßen. Der Steuerwagen dieses Zuges, der sich auf Leerfahrt befand und in dem sich nur Lokführer und zwei Zugbegleiter aufhielten, sprang aus dem Gleis. Nach dem Unfall wurde zunächst der komplette Bahnverkehr in Augsburg zwischen Hauptbahnhof und Oberhausen gesperrt. Erst am frühen Montagabend konnten die Züge zumindest in Richtung Ulm wieder fahren. Die Fahrtrichtung nach Donauwörth blieb weiter gesperrt. Der Unfall hat noch bis heute Auswirkungen auf den Bahnverkehr.
Mindestens 50 Helfer der Berufsfeuerwehr Augsburg und der Feuerwehren Haunstetten und Göggingen sowie Einsatzkräfte des Rettungsdienstes und der Polizei rückten aus. Schließlich wusste man zunächst weder, wie viele Menschen sich in den Zügen befanden, noch, wie viele verletzt wurden.
„Es war ein Glück, dass hier nicht mehr passiert ist“, sagten Friedhelm Bechtel von der Berufsfeuerwehr und die neue Chefin der Polizeiinspektion Mitte, Eva Schichl, uniso- no. Die beiden Züge fuhren zum Unfallzeitpunkt offenbar mit geringer Geschwindigkeit.
Trotzdem habe es mächtig geknallt, berichtet Passagierin Martina Stanojevic, die im BRB-Zug saß und eigentlich nur von Oberhausen bis zum Hauptbahnhof fahren wollte. Fensterscheiben seien gesprungen, erzählte sie. Die 56-jährige Augsburgerin wurde nach dem Unfall zusammen mit den anderen Insassen vorübergehend in einem Großraumrettungswagen der Berufsfeuerwehr betreut. Ihr steckte der Schreck in den Knochen. An Bord des Zuges brach nach der Kollision jedoch keine Panik aus. Nach Angaben von Feuerwehrsprecher Bechtel verhielten sich die Passagiere bei der Rettung ruhig.
Die Folgen des Zugunglücks waren am Hauptbahnhof unmittelbar zu erleben. Auf der Abfahrtstafel wurden Wartende über Zugverspätungen und Zugausfälle informiert. Lautsprecherdurchsagen verwiesen auf Behinderungen. Die Bahn organisierte kurzfristig Mitarbeiter, die für Reisende in der Empfangshalle als Ansprechpartner zur Verfügung standen. Es ging in erster Linie um Informationen zum Schienenersatzverkehr, der Bahn-Reisende per Bus vom Hauptbahnhof nach Oberhausen bringt, um von dort die Fahrt fortsetzen zu können.
Ursula Nagler aus Mertingen wartete auf den Bus nach Oberhausen. Sie brachte Verständnis für die Beeinträchtigungen auf: „Wenn so ein Unglück passiert, kann man nichts ändern.“Wichtig sei doch, dass nichts Schlimmeres passiert sei.
Die Bahnpolizei ermittelt nun, ob menschliches oder technisches Versagen hinter dem Unfall stecken. Ein Gutachter der Eisenbahnunfalluntersuchungsstelle wurde eingeschaltet. Die Deutsche Bahn geht davon aus, dass die Unfallstelle erst im Laufe des heutigen Dienstags wieder freigegeben werden kann. Ein Bergungskran muss den Steuerwagen aus dem Gleis heben. Zudem wird geprüft, ob Oberleitung und Gleise bei dem Zusammenstoß beschädigt wurden.
Es hat mächtig geknallt, berichtet eine Passagierin