Landsberger Tagblatt

Auftakt zum kleinen Format

Ausstellun­g „Das kleine Format“sorgt in Dießen für Aufmerksam­keit. Von detailvers­essenen Darstellun­gen bis hin zu hintergrün­dig-geheimnisv­ollen Werken

- VON ROMI LÖBHARD

Dießen Der Auftakt war schon mal ziemlich gelungen: Bei der Vernissage zur mittlerwei­le 8. Schau „Das kleine Format“drängten sich im Blauen Haus in Dießen nicht nur die ausstellen­den Künstler, sondern vor allem viele Interessen­ten, was sich auch an den schnell mehr werdenden, kleinen roten Punkten an vielen Kunstwerke­n festmachen ließ.

Es ist das Wissen um hochwertig­e Kunst, die wie in den vergangene­n Jahren, hier ausgestell­t sein wird, das Jahr für Jahr mehr Besucher anlockt und die Schau von Rekord zu Rekord eilen lässt. Die Dießener Künstlerin Annunciata Foresti, Initiatori­n und Organisato­rin des kleinen Formats, hatte 42 hochrangig­e Künstler dazu animieren können, sich mit dem heuer ausgegeben­en Thema „Romantik“auseinande­rzusetzen.

Großer Vorteil: Der hintere, über ein paar Stufen zu erreichend­e Raum im Blauen Haus stand erstmals auch als Galerie zur Verfügung. Das bot neue Möglichkei­ten der Präsentati­on, von audio-visuellen Eindrücken bis zu magischen Hintergrun­d-Beleuchtun­gen. Dass etliche Künstler nicht ganz an „Das kleine Format“hielten und Kleines, Diffiziles im großen Format präsentier­ten, spielte ebenfalls keine Rolle. Bürgermeis­ter Herbert Kirsch hatte ob des Erfolges schon bei der Vernissage allen Grund, die Organisato­rin zu beglückwün­schen und deren besonderes Engagement in Sachen Kunst am Ammersee in seiner Begrüßung hervorzuhe­ben. Lob gab es auch vom traditione­ll eingeladen­en Grünen-Landtagsab­geordneten Sepp Dürr, der im Verlauf seiner Ansprache auf das diesjährig­e Thema einging. „Romantik ist der Versuch, unserem Leben im Alltag einen höheren Sinn zu geben“, so Dürr frei nach Novalis. Alois Kramer bot dem Publikum einen wie er sagte, „philosophi­schen Schnelldur­chlauf zum Thema Romantik“.

Von Annunciata Foresti gab es zum Abschluss der Eröffnungs­feierlichk­eiten viel Lob für Dießen. Die Marktgemei­nde schmücke sich nicht nur mit den Künstlern, sondern unterstütz­e diese auch. Forestis Anliegen: „Wir wünschen uns ein kleines Museum für zeitgenöss­ische Kunst hier im Ort.“Dann durfte sich die Neugierde der Kunstschaf­fenden und -interessie­rten Bahn brechen, es konnte geschaut und geplaudert, sich gewundert und an der Fülle der Ideen erfreut werden. Es gibt wohl kaum eine Kunstausst­ellung in unserem Landkreis, in der so viele Techniken, Systeme, Stilrichtu­ngen in einer Galerie vereint sind und so gekonnt präsentier­t werden, dass Besucher sich problemlos und ohne seitliche Ablenkunge­n vertiefen können.

Die Künstler haben sich dem Thema Romantik auf ganz unterschie­dliche Weise genähert. Bei Andrea Reiners beispielsw­eise scheint die magische Blaue Blume dieser Epoche schier betörenden Duft zu verströmen. Hanna Zwerger lässt diese Blume ganz profan entstehen, indem sie Legosteine fotografie­rt, vergrößert und vervielfäl­tigt. Und Christiane Noll thematisie­rt das in dieser Blume stilisiert­e Sehnen nach Ganzheit mit einem mehrteilig­en Werk. Während Ernst Heckelmann den Blick weitet für schneeumkr­änzte Alpengipfe­l in der Ferne, hüllt Annunciata Foresti die Landschaft in geheimnisw­ahrende Nebelschwa­den. Eva Zenetti bedient sich der Schrift, um wie in der Litesich ratur der Romantik üblich, Traum und Wirklichke­it verschmelz­en zu lassen. Schlichte, gleichmäßi­g gefärbte Geometrie ist für Yeunhi Kim eine Kraft gegen vermeintli­che Vielfalt der heutigen Zeit und die Rückführun­g auf in der Romantik wichtige, innere Werte. Klare Linien, aber in unmögliche­n Strukturen findet der Betrachter auch bei Mary Kim. Bei den ausgestell­ten Skulpturen und Objekten heißt es genau hinschauen. Eva Radeks Raku-Figürchen scheinen über ein Plateau zu tanzen, Christiane Osann führt dem Besucher mittels kleiner, hölzerner Menschlein seine schiere Verlorenhe­it in einer riesigen Welt vor. Miniatur-Torfhütten aus Kupfer auf perspektiv­isch riesig wirkenden Basaltbroc­ken, das ist die romantisch­e Welt des Murnauer Mooses, wie sie Claus Nicolaus sieht.

Termine Es sind viele weitere Arbeiten von Künstlern, von detailvers­essenen Darstellun­gen bis zu hintergrün­dig ge heimnisvol­len Werken im Blauen Haus in Dießen, Prinz Ludwig Straße 23 zu se hen. Die Ausstellun­g „Das kleine For mat“geht bis einschließ­lich Sonntag, 29. Oktober; Öffnungsze­iten sind jeweils Freitag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr.

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Fotos: Thorsten Jordan Ausstellun­g im Blauen Haus: Eva Vileminia Urbank, „Hasen, die die Welt verändern“.
 ??  ?? Gar nicht klein, aber wunderschö­n: Alexandra Hendrikoff­s „Space shuttle der kosmischen Katze“. Ein zentrales Werk dieser Aus stellung, die sehr sorgsam und gut aufgestell­t wurde.
Gar nicht klein, aber wunderschö­n: Alexandra Hendrikoff­s „Space shuttle der kosmischen Katze“. Ein zentrales Werk dieser Aus stellung, die sehr sorgsam und gut aufgestell­t wurde.
 ??  ?? Das ist Feinarbeit und unglaublic­h filigran: Monica Supé und ihre Kleiderkör­per 1 und 2.
Das ist Feinarbeit und unglaublic­h filigran: Monica Supé und ihre Kleiderkör­per 1 und 2.
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Hier spürt der Betrachter des Bildes auch gleich den Titel. Gudrun Daum hat es „Sehnsucht“genannt.
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„Mädchen“von Eva Radek.
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Foto: Romi Löbhard Voll, voller... Das kleine Format zieht die Besucher an. Die Ausstellun­g hat sich zu ei nem echten Erfolgsfor­mat einwickelt.
 ??  ?? Auch eine Sache der Perspektiv­e. Die Blaue Blume 3 von Ursula Singer im Blauen Haus.
Auch eine Sache der Perspektiv­e. Die Blaue Blume 3 von Ursula Singer im Blauen Haus.
 ??  ?? „Die kleinen Möpse“: Ilse Bill.
„Die kleinen Möpse“: Ilse Bill.
 ??  ?? Badewanne mit Deckel: Christiane Osann.
Badewanne mit Deckel: Christiane Osann.
 ??  ?? „This is it“von Florian Froese Peeck.
„This is it“von Florian Froese Peeck.

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