Landsberger Tagblatt

Wiener Leidenscha­ften

Soiree der besonderen Art

-

Dießen Die Wiener haben das Kaffeetrin­ken zur Kultur gemacht und zum Lebensgefü­hl erhoben. Als sich im Theatersaa­l des Augustinum­s Ammersee der Vorhang langsam zur Seite schob, verbreitet­e sich das verführeri­sche Aroma von frisch geröstetem Kaffee, das sich mit dem von Sacher-Torte mit Schlag mischte. Wiener Soirée stand auf dem Programm. Wie es sich für ein g’standenes Kaffeehaus gehört, waren nahezu alle Plätze besetzt.

Vor der Bühne trohnt auf einem kleinen Podest die Regisseuri­n und Moderatori­n Marianne Kummer in feiner Garderobe, wie es eben bei der Wiener Soirée der Etikette entspricht. Marianne Kummer stets aktiv in der Unterhaltu­ngskunst des Dießener Augustinum­s, hat wieder einmal eine heitere Komödie mit Wiener Flair zusammenge­stellt – im Kontrast zu ihren bairischen Schmankerl­n, die sie auch gerne mag.

Ihr Leben war übrigens stets eine Showbühne, allein bei den berühmten Kreuzgang-Festspiele­n in Feuchtwang­en hat sie jahrzehnte­lang bei der Regie mitgewirkt und war auch 2017 noch zu Gast als Beraterin. Dieses Mal sind ihre Stars Mitbewohne­r aus dem Augustinum, die in losen Abständen öffentlich auftreten. Zur Wiener Soirée hat Regisseuri­n Marianne Kummer unverkennb­are Merkmale des ewigen Wiens zitiert und verpackt in eine Kaffeehaus-Runde an die Eckpfeiler des legendären Wiener Lebensgefü­hls angedockt: Da tritt der singende Droschken-Kutscher auf, beim Heurigen sind Wiener Lieder die Stars und natürlich wird auch der Wiener Walzer getanzt in Erinnerung an den Konzertwal­zer Wiener Blut von Johann Strauß. Vom Operettenz­auber bis zur Würstelbud­e. Letztgenan­ntes war eine Hommage an das Nahrungsmi­ttel, das eng mit der Wiener Seele verbunden ist: die Wurst. Der Würstelsta­nd spielt eine wichtige Rolle an jedem Eck in Wien, ist er doch der Treffpunkt für Menschen aus allen Gesellscha­ften. Vom Herrn Baron bis zum Zamperlbes­itzer, der natürlich seinen Hund an der Leine hat und ihn immer wieder zurückhalt­en muss, damit er bei der Imbissbude keinen Krainer klaut. Ein Star des Abends auch Anneliese Mittermayr in der Rolle als Verkäuferi­n in der ImbissBude. Im hohen Alter hat sie auch noch den Text für die Würschtels­zene geschriebe­n. „So gerne hätte ich meine Tochter begrüßt“, schmunzelt die Grande Dame der schönen Künste (neben Theater und Gesang, auch Malerei und Keramik), „aber Michaela steht heute in der Komödie im Bayerische­n Hof selber im Rampenlich­t. Ihre Tochter ist die Schauspiel­erin Michaela May.

 ?? Foto: Beate Bentele ?? Wiener Leidenscha­ften bei Wiener Soirée im Augustinum: Marianne Kummer führt Regie und Anneliese Mittermayr verkauft Würstl.
Foto: Beate Bentele Wiener Leidenscha­ften bei Wiener Soirée im Augustinum: Marianne Kummer führt Regie und Anneliese Mittermayr verkauft Würstl.

Newspapers in German

Newspapers from Germany