„Mistkäfer“machen SAP Sorgen
Konzern ist in Skandal in Südafrika verwickelt
Johannesburg Die deutsche Softwareschmiede SAP ist in den Sog eines südafrikanischen Korruptionsskandals geraten. Genau wie die Wirtschaftsprüfer von KPMG und die Berater von McKinsey musste SAP nun nach fragwürdigen Deals öffentlich Besserung geloben. Aufgedeckt hat den Skandal das investigative Reporterteam „AmaBhungane“(Zulu für „Mistkäfer“). Ihr Motto lautet: „Im Mist wühlen: Dünger der Demokratie.“
Im Zentrum des Skandals stehen die drei aus Indien stammenden Brüder Ajay, Atul und Rajesh Gupta. Sie haben seit den 1990ern aus einer Computerklitsche ein Mischunternehmen gemacht, darunter auch Firmen im Minen- und Energiebereich, die viel Geld mit Staatsaufträgen machen. Und sie gelten als enge Freunde von Präsident Zuma. Südafrikas Anti-Korruptionsbehörde zufolge sollen die Guptas auch direkten Einfluss auf die Berufung von Ministern und die Auswahl von Topmanagern in staatlichen Unternehmen gehabt haben.
Im Juli schlug die Stunde für SAP. Der Softwarehersteller müsse den investigativen Journalisten
Präsident Zuma weist alle Vorwürfe zurück
dankbar sein, die verdächtigen Geschäftspraktiken aufgedeckt zu haben, sagte SAP-Vorstandsmitglied Adaire Fox-Martin nun. Die Firma bitte Südafrika „von ganzem Herzen“um Entschuldigung. SAP wird vorgeworfen, eine hohe Provision an zwei politisch vernetzte Firmen gezahlt zu haben, um sich Aufträge mit Staatsunternehmen zu sichern. Nun ermitteln auch die US-Börsenaufsicht SEC und das Justizministerium, SAP ist auch an der New Yorker Börse notiert.
Die fragwürdigen Provisionszahlungen von umgerechnet rund 6,5 Millionen Euro sind für einen Weltkonzern mit mehr als 20 Milliarden Euro Umsatz eine Kleinigkeit. Doch die US-Justiz geht gegen Korruptionsvorwürfe im Ausland hart vor.
Präsident Zuma und die Guptas weisen alle Vorwürfe zurück. Die Justiz ermittelt zu Aspekten der Gupta-Saga, bislang wurden jedoch weder der Präsident noch die Unternehmer angeklagt. Eine vernichtende Untersuchung der Anti-Korruptionsbehörde aus dem vergangenen Jahr zu dem Komplex mit dem Titel „Gefangener Staat“empfahl die Einrichtung einer richterlichen Untersuchungskommission, doch Zuma wehrte sich dagegen.
SAP verspricht indes, jeden Stein umzudrehen. Eine internationale Anwaltskanzlei prüft derzeit alle Geschäfte in Südafrika seit 2010. Sobald wie möglich will SAP die Öffentlichkeit über alle Ergebnisse der Untersuchung unterrichten. Managerin Fox-Martin betont, der Softwarekonzern wolle das verlorene Vertrauen zurückgewinnen: „Der SAP-Vorstand nimmt die erhobenen Vorwürfe sehr ernst.“