Von Martin Luther bis Edward Snowden
Musiktheater Rap und Schnulze peppen die alten Texte auf und dann stellt sich die Frage, was sich in 500 Jahren überhaupt geändert hat
Landsberg „Ein feste Burg ist unser Gott“als Rap oder ein wie eine Schnulze klingendes „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“mit Sepplhut auf dem Klo – geht das, ist das möglich oder überhaupt erlaubt? Das Duo „Eure Formation“hat vermutlich nicht lang gefragt, hat die beiden von Martin Luther getexteten und komponierten Lieder musikalisch verjüngt und in ein Theaterstück mit dem Titel „Play Luther“eingebettet.
Zum 500. Jahrestag der Reformation touren Lukas Ullrich und Till Florian Beyerbach damit durchs Land und machten jetzt auch Station in Landsberg. In der Aula des Dominikus-Zimmermann-Gymnasiums kamen am Vormittag bereits rund 500 Schüler in den Genuss des flotten Schnelldurchlaufs zum Leben des Reformators. Am Abend wurde das Stück im Rahmen der von der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde initiierten Veranstaltungsreihe „Martin Luther und die Musik“Interessierten aus der Bevölkerung präsentiert.
„Play Luther“ist Musiktheater auf verschiedenen Ebenen. Das Duo Eure Formation beleuchtet Luthers Leben vom Buben Martin Luder über Junker Jörg auf der Wartburg bis zum weit gereisten Gelehrten aus unterschiedlichen Blickwinkeln, debattiert über Kirche einst und jetzt und untermalt das Ganze mit Livemusik. Dabei wechseln die beiden Schauspieler ihre Rollen und Positionen auf der Bühne im Minutentakt. Mal sitzen sie an ihren Instrumenten, Ullrich am E-Piano und Beyerbach am E-Schlagzeug, malen musikalische Stimmungen, peppen die alten Texte des Reformators mit aktueller Musik auf. Dann wieder setzen sie Episoden aus dem Leben Luthers in Szene, wobei durchaus auch mal dessen zuweilen recht vulgäre Sprache zur Anwendung kommt und die hin und wieder maßlosen Übertreibungen bei Erzählungen thematisiert werden. Immer wieder bastelt das Duo am Bühnenbild, einem aus vielen stetig angebauten Dreiecken – Symbol für die Dreifaltigkeit – ständig größer werdenden Raum. Das Gebilde dient als Kerker ebenso wie als Kanzel, von der aus diskutiert wird und Vergleiche zwischen Mittelalter und der Jetztzeit gezogen werden. Fazit: „Seit 500 Jahren hat sich nichts geändert. Nach wie vor ist Misswirtschaft. Sollte die Macht des Geldes aus der Kirche verbannt werden? Ist der Whistleblower Edward Snowden ein moderner Luther?“
Begleitend zu der Veranstaltung informierte die evangelische Kirchengemeinde über das von der Landsbergerin Evi Feldhege mitinitiierte Afrikaprojekt der Diakonissenanstalt Augsburg. Die Einrichtung unterstützt eine evangelische Schwesternschaft in Tansania seit deren Gründung im Jahr 1979 sowohl personell als auch finanziell. Die Einnahmen des „Play Luther“Abends gehen als Spende an das Projekt.