Landsberger Tagblatt

Eine Steinstele aus Muschelkal­k

Einweihung Auf dem Uttinger Friedhof gibt es jetzt eine Urnenruheg­emeinschaf­t. Wie das funktionie­rt und was der Bürger für so eine Grabstätte bezahlen muss

- VON DAGMAR KÜBLER

Utting Wer eine Urnenbesta­ttung wählen möchte, findet in Utting nun eine Alternativ­e zur Urnenwand: die Urnenruheg­emeinschaf­t. Ein aufgelasse­nes Doppelgrab bietet dabei Platz für 16 Urnen. Die Mitte markiert eine Steinstele aus Würzburger Muschelkal­k, auf der die Namen der Verstorben­en angebracht werden. Die Stele ziert eine engelsglei­che Frauenfigu­r aus Bronze, die aus den zum Himmel erhobenen Händen eine Taube entlässt. Zwischen Erika, Hornveilch­en, Caluna, Sedum, verschiede­nen Gräsern sowie Heuchera liegen zwei Steinplatt­en, auf denen Angehörige Blumen niederlege­n können.

Mehrmals im Jahr wird das Grab neu gestaltet, im Frühjahr zum Beispiel mit Vergissmei­nnicht, Narzissen und Gänseblümc­hen, erklärt der örtliche Gärtner Josef Streicher. Eine gute Grabpflege sei gewährleis­tet, ein Aspekt, den sich viele, die über ihre Bestattung nachdenken, wünschen. Die Angehörige­n will man damit nicht belasten, oft sind keine vorhanden oder sie wohnen nicht in der Nähe. Es wird auch der Wunsch vieler nach einer Ruhestätte in der Erde aufgegriff­en.

Dass diese Anlage nun verwirklic­ht wurde, ist der Beharrlich­keit der Uttinger Standesbea­mtin Claudia Breier zu verdanken, erwähnte Bürgermeis­ter Josef Lutzenberg­er bei der Einweihung. Seit 2012 hat sie alle Beteiligte­n bei der Stange gehalten. Diese sind der Friedhofsg­ärtner Streicher für die dauerhafte Grabpflege; Steinmetz Sepp für die Steinarbei­ten; die TBF Treuhandge­sellschaft bayerische­r Friedhofsg­ärtner und natürlich die Gemeinde selbst, die das Grab kostenlos zur Verfügung stellt. Aufgabe der TBF ist die treuhänder­ische Verwaltung der Kundengeld­er, die Verpflicht­ung der Friedhofsg­ärtner sowie die Auszahlung an sie, außerdem die Kontrolle der Gräber. Die Gebühr für einen der Urnenplätz­e beläuft sich in Utting auf 1670 Euro für die zehnjährig­e Grabmiete und -pflege, gerechnet ohne Bestattung­sgebühren. „Einmal bezahlen und sich nicht weiter darum kümmern“, sagte Michael Hüser von der TBF. „Wir arbeiten nicht gewinnorie­ntiert, sondern kostendeck­end und verwenden alle eingezahlt­en Gelder für die Gräber und nicht für die Werbung“, sagt der Vizepräsid­ent des Bayerische­n Gärtnereiv­erbandes Hermann Berchtenbr­eiter.

Wie Claudia Breier betonte, sei die Gemeinde verpflicht­et, den Friedhof am Leben zu halten. Sprich: ihn den Wünschen und veränderte­n Lebensform­en der Bürger anzupassen. Eine konkrete Anfrage für die neue Anlage habe sie bisher noch nicht. Jedoch wurde in der Vergangenh­eit für circa zehn Urnen im Jahr ein Bestattung­splatz gesucht, weitere acht Urnen werden in vorhandene­n Gräbern bestattet.

Die Urnenwand werde sehr gut angenommen, sie sei preislich auch günstiger als die Urnenruheg­emeinschaf­t, so Breier. Jedoch gibt es derzeit keine freien Doppelnisc­hen. Für aufgelasse­ne Familiengr­äber fänden sich oft keine neuen Nutzer. Die nächsten Urnenruheg­emeinschaf­tsanlagen befinden sich in Inning und Gauting. Doch das Modell spreche sich langsam herum.

Der Gemeindera­t nahm in die neue Friedhofs- und Bestattung­ssatzung auf, dass die Ruhefrist bei Urnen auf zehn Jahre reduziert wird. Eine anonyme Bestattung wird es auch weiterhin nicht geben, auch wenn Anfragen danach vorliegen, so Lutzenberg­er. Über die Bestattung unter einem Baum werde im Gemeindera­t noch diskutiert. Für die Bürger könnte es künftig teurer werden: Die Kommunen sind zu einer hundertpro­zentigen Kostendeck­ung verpflicht­et. In Utting liegt man bei 80 Prozent.

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Foto: Julian Leitenstor­fer Diese Steinstele aus Würzburger Muschelkal­k markiert die Urnenruheg­emeinschaf­t auf dem Uttinger Friedhof.

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