Er wacht künftig über Amerikas Geld
Nominierung Jerome Powell wird neuer Chef der mächtigen US-Notenbank Fed. Warum seine Vorgängerin gehen muss und welchen Ruf er in der Branche hat
Washington Ein neuer Kopf, aber nicht unbedingt ein neuer Kurs: Mit der Nominierung von Jerome Powell für die Spitze der US-Notenbank Federal Reserve setzt Präsident Donald Trump auf ein hohes Maß an Kontinuität. Von seinem Kandidaten ist zu erwarten, dass er die behutsame Zinspolitik der im Februar ausscheidenden Amtsinhaberin Janet Yellen fortsetzt. Powell gehört bereits seit 2012 dem Gouverneursrat der Notenbank an. Yellen hat er in ihrem Kurs stets unterstützt. Bei der Präsentation seines Fed-Kandidaten im Rosengarten des Weißen Hauses rühmte Trump den 64-Jährigen gestern Abend als „Konsensstifter für die vernünftige Geldpolitik, an die er glaubt“.
Die Personalentscheidung des Präsidenten kann als Ausdruck seines Wunsches nach einer weiterhin lockeren Geldpolitik gedeutet werden. Trump hat deutlich gemacht, dass er sich niedrige Zinsen zur Stimulierung der US-Wirtschaft wünscht. Für Yellen, die er im Wahlkampf noch als Erfüllungsgehilfin von Präsident Barack Obama gescholten hatte, hat Trump seit seinem Amtsantritt viele warme Worte gefunden. Er lobte sie auch gestern – als „wunderbare Frau, die einen blendenden Job gemacht“habe. Trotzdem ist ihre Zeit vorbei. Yellen leitete die Fed als erste Frau überhaupt. Ihre Amtszeit geht im Februar zu Ende. Erstmals seit 1979 wird damit einem US-Notenbankchef trotz erfolgreicher Bilanz eine zweite Amtszeit verweigert. Als Präsident „will man gerne seinen Stempel aufdrücken“, kommentierte Trump seine Entscheidung. Denkbar ist, dass er sich vor allem deshalb gegen Yellen entschied, weil sie von Obama ausgewählt wurde. Trump ist von dem Ehrgeiz besessen, mit Hinterlassenschaften seines Vorgängers aufzuräumen.
Powell, ein steinreicher früherer Finanzinvestor, gehört zwar parteipolitisch einem anderen Lager an als Yellen – sie ist Demokratin, er Republikaner. Für ihre Zusammenarbeit war dies aber kein Problem. Powell handelte sich den Ruf einer „Taube“ein, weil er Yellens moderaten Zinskurs bei allen Abstimmungen im zuständigen Fed-Ausschuss unterstützte. Zugleich trug er auch die vorsichtige Reduzierung des gigantischen Anleihekaufprogramms mit, mit dem die Notenbank in den Jahren seit der Finanzkrise von 2008 die US-Wirtschaft gestützt hat. Powell genießt den Ruf eines Moderaten, der seine Entscheidungen gründlich abwägt und seine Worte sorgfältig wählt – Eigenschaften, die ihm den Job als Fed-Direktor zweifellos erleichtern werden. Schließlich können auf dieser mächtigen Position selbst kleine verbale Ausrutscher große Börsenturbulenzen auslösen.
Der dreifache Vater stammt aus der Hauptstadt Washington und studierte an der Eliteschmiede Princeton, bevor er an der Georgetown University in seiner Heimatstadt einen Jura-Abschluss machte. Danach wurde er Investmentbanker. 1990 wechselte Powell ins Finanzministerium. Später stieg er bei der Anlagefirma Carlyle Group ein und machte ein Vermögen. Es liegt bei bis zu 55 Millionen Dollar.