Hintersinniger Heimatsound
Konzert Skurrile Geschichten aus Giesing und der Welt mit Mrs. Zwirbl
Landsberg Die Band Zwirbldirn stand schon einmal vor begeistertem Publikum auf der Bühne des Stadttheaters. Wer sich nun aber auf die drei Damen, die Altbewährtes in neuer Zusammensetzung und dem nun erwachsenem Namen „Mrs. Zwirbel“einließ, den erwartete glockenreiner Dreigesang, gepaart mit spezieller Streichmusik von urig volkstümlich bis feierlich konzertant, und furiose Schauspielkunst.
Edmund Epple, verantwortlich für die Zusammenstellung des musikalischen Programms im Stadttheater, wies in seiner Begrüßung auf das 50-jährige Bestehen des Giesinger Labels Trikont hin, welches die zwei bereits aufgenommenen Zwirbeldirn-CDs herausbrachte. Demnächst werde eine unter neuem Namen erscheinen.
Es gab feinen, hintersinnigen Heimatsound, „Do taat a dar a stinka“, gezwirbelt, perfekt gestrichen und glockenrein gesungen. Da stimmte nicht nur die Chemie zwischen den Geigerinnen mit wunderbaren Stimmen, Maria Hafner, Evi Keglmeier und der Neuen, Anna Veit, (Mezzosopran und Kontrabass), die sich so perfekt integriert hat. Poetische Texte von der Vergänglichkeit des Seins, hintersinnig aufbereitet wie der „vom lieben Augustin“, alles ist hin und „wo sind deine Haare, deine goldnen Haare“, erfreuten das Publikum.
Auch Krimiautor Friedrich Ani hatte ein deftiges Lied für das Trio geschrieben: „Des werd scho wieder wern“bei dem Vater und Tochter sich nur manchmal mühsam von der Couch erheben, um gemeinsam vor dem Kühlschrank auf die tote Mama anstoßen. Mit enormem schauspielerischem Talent entstand eine beige, heiße und sandige Wüstenlandschaft auf der Bühne, Halluzinationen und skurrile Geschichten von einem wundersamen Getränkeautomaten inbegriffen, wo plötzlich die Metzgerei in Andechs zu rhythmischem Klopfen auf den Streichinstrumenten erscheint. Über die eigentümliche Sehnsucht der Städter, die am Sonntagnachmittag alle gleichzeitig auf die A8 in Richtung Irschenberg einbiegen, die Unerreichbarkeit der Traumstadt Katmandu in Nepal, von wo aus das Dach der Welt zum Greifen nah sei, ließen sich die drei Vollblutmusikerinnen mit ganz eigener Ironie aus. Mit morbidem Charme wurden Höhen und Tiefen menschlichen Seins aufgezeigt, so beim Chanson vom Walfisch am Ammersee „Du hast mich eingesogen und verschluckt und ein Jahr später erst an Land gespuckt“. Volkstümliches Liedgut wurde ganz neu interpretiert und Weltschmerz melancholisch zelebriert. Der schöne Metzger aus Andechs und seine schlaue Frau, die Tiere auf eine Rinderniere malen.
Ein flehendes Ansingen des Mondes, „der nichts obaschmeißn will“und die berührende Geschichte vom herzallerliebsten, schwarzbraunen Mägdelein des Jägers mit dem grünen Hut verzauberte das Publikum. Von Giesing aus, über das der Mond so einzigartig scheint wie sonst nirgends, könnten die drei Musikerinnen mit ihrer Sangeskunst beim Herz-Schmerz auf Portugiesisch, gepaart mit Experimentierfreude und dem besungenen „If you have money“, die ganze Welt erobern.
Das Publikum konnte nicht genug von den Geschichten bekommen und erklatschte sich einen letzten Heimatsound.
Die Höhen und Tiefen des menschlichen Seins