Luzia hellt den Winter auf
Weihnachtsbräuche (1) Am 13. Dezember schwimmen Lichterhäuschen im Fluss
In der Weihnachtszeit leben wieder einige schöne Bräuche auf, die in unseren Städten und Dörfern gepflegt werden. Ein paar davon, heute die Luzienhäuschen, stellen wir in den nächsten Wochen auf der Freizeit-Seite vor.
An diesem Abend beginnt das Flüsschen Wörnitz in Donauwörth zu flimmern und zu schimmern. Hunderte von Lichtern schwimmen auf dem Wasser. Es sind die Luzienhäuschen, die jedes Jahr von den Kindern gebastelt und am 13. Dezember zum Fluss gebracht werden. Die heilige Luzia hat an diesem Tag ihr Fest, ihr Name heißt übersetzt aus dem Lateinischen „Lichtbringerin“. Nach dem früheren Julianischen Kalender, der zehn Tage zurück lag, war der 13. Dezember der Mittwintertag mit der längsten Nacht. Da war es gut ein Licht aufzustecken, das Hoffnung auf wieder länger werdende Tage spendet.
Die schwimmenden Luzienhäuschen sind vielleicht in Fürstenfeldbruck erfunden worden. Schon vor 300 Jahren erkundigte sich 1706 der Bischof von Freising, was sich da für ein „Missbrauch“eingeschlichen habe, papierene Heusel sambt einem inhabenten Liecht auf der Amper hinab rinnen zu lassen pflege – obwissent aus was Ursachen.
In der Amperstadt wird seit 1951 der uralte Brauch wieder alljährlich am Luzientag, dem 13. Dezember, gepflegt. Gebastelt wurden die kleinen Nachbildungen der Brucker Häuser heuer von den Erst- und Zweitklässlern der Grundschule am Theresienweg und von den Viertklässlern der Philipp-Weiß-Grundschule, berichtet Stadtsprecherin Tina Rodermund-Vogl. Dieses Jahr gehen 350 Luzienhäuschen zu Wasser – eine neue Rekordzahl.
In Winkl im nördlichen Landkreis Landsberg werden die Luzienhäuschen schon am Freitag, 8. Dezember, zu Wasser gelassen. Michael Korte vom Pfarrgemeinderat kennt den Brauch, seit er in Winkl wohnt – und das sind 20 Jahre. Die Häuschen sind hier nicht aus Papier, vielmehr aus Holz und Kunststoff. Im Dorf baut sie ein geschickter Handwerker, dieses Jahr hat er sie generalüberholt, denn ihre Reise auf dem verlorenen Bach hinunter hinterlässt halt auch ihre Spuren.
In Donauwörth hat Ulrike Steger, die Leiterin der Tourist Information, die Luzienhäuschen vor zehn Jahren heimisch gemacht. Schöne Bräuche der Adventszeit wollte sie mit den Donauwörther Kindern entdecken – unabhängig davon, ob zuvor irgendeine Tradition in der Stadt bestand. Barbarazweige und Nikolaus war zunächst auch dabei, die Luzienhäuschen haben sich städtischerseits seit 2007 als ein Brauch gehalten, dem die Kinder jedes Jahr entgegenfiebern. Rund 300 nehmen inzwischen teil, 1000 Bastelbögen teilt die Tourist-Information aus.
Bevor die Häuschen in die Wörnitz eingesetzt werden – aus Sicherheitsgründen von Helfern der Wasserwacht –, gehen am Luzientag in Donauwörth Kinderführungen auf der Altstadtinsel Ried voraus. „Wir erzählen den Kindern, wer Luzia war und warum sie einen Kranz mit Lichtern auf dem Kopf trug“, sagt Ulrike Steger. Nämlich um die Hände frei zu haben für die Nahrungsmittel, die sie verfolgten Christen in Rom brachte. So kommt die Rede auf Kinder, die es nicht so gut haben, und wie man auch ihr Leben heller machen kann. „Die Erwachsenen schmunzeln dann immer, was den Kindern dazu alles einfällt“, so Steger. Die Überlegungen gipfeln in die Erkenntnis, dass bereits ein Lächeln füreinander genügt, um Menschen eine Freude zu machen. Und wenn dann die Papierhäuschen mit flackernden Lichtern die Wörnitz hinabgleiten, dann strahlen die Kinder und ihre Eltern. Denn: „Lichter machen stark, wer ein Licht trägt, fürchtet sich nicht und er kann Anderen ein Licht bringen.“