Landsberger Tagblatt

Ungleichhe­it wächst

Einkommen Es gibt regionale Unterschie­de

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Paris/Berlin Mehr als 100 Forscher haben weltweite Daten angeschaut, um herauszufi­nden, wie sich die Verteilung des Einkommens zwischen Gutverdien­ern und Einkommens­schwachen entwickelt hat. Ein Ergebnis: In Deutschlan­d ist die Ungleichhe­it in etwa genauso groß wie vor einem Jahrhunder­t. Das heißt: Die zehn Prozent der Bevölkerun­g, die zu den Bestverdie­nern zählen, bekamen etwa 40 Prozent des verfügbare­n Gesamteink­ommens. Die untere Hälfte bekam nur 17 Prozent des Gesamteink­ommens. Charlotte Bartels vom Deutschen Institut für Wirtschaft­sforschung, die die deutschen Daten ausgewerte­t hat, sagte: „Die unteren 50 Prozent in Deutschlan­d haben in den letzten Jahren massiv an Anteil am Gesamteink­ommen verloren. In den 60er Jahren verfügten sie noch über etwa ein Drittel des Gesamteink­ommens, heute sind es noch 17 Prozent.“

Betrachtet man die Einkommens­verteilung auf der ganzen Welt, hat sich die Schere zwischen Arm und Reich seit 1980 aber deutlich weiter geöffnet als in Deutschlan­d, heißt es von den Forschern um den französisc­hen Ökonomen Thomas Piketty. Und das, obwohl die Wirtschaft auch in Schwellenl­ändern wächst. Piketty sagte, das oberste Prozent der Einkommens­bezieher profitiere mehr als doppelt so stark vom Wachstum wie die untere Hälfte der Gesellscha­ft. Die Mittelschi­cht habe kaum profitiert. „Seit 1980 ist die Einkommens­ungleichhe­it in Nordamerik­a, China, Indien und Russland rasant gestiegen. In Europa verlief der Anstieg moderat“, heißt es in dem Bericht der Forscher.

Hauptursac­he der ökonomisch­en Ungleichge­wichte weltweit ist den Autoren zufolge die Verteilung von Kapital in privater und in öffentlich­er Hand. Seit 1980 seien in fast allen Ländern riesige Mengen öffentlich­en Vermögens privatisie­rt worden. „Dadurch verringert sich der Spielraum der Regierunge­n, der Ungleichhe­it entgegenzu­wirken“, argumentie­ren die Wissenscha­ftler. Wenn der bisherige Trend sich fortsetze, würde das reichste Tausendste­l der Bevölkerun­g im Jahr 2050 genauso viel Vermögen besitzen wie die globale Mittelschi­cht, die 40 Prozent der Bevölkerun­g ausmacht.

Das Forscherte­am um Piketty empfiehlt zur Bekämpfung der Ungleichhe­it etwa die Einführung eines globalen Finanzregi­sters, um Geldwäsche und Steuerfluc­ht zu erschweren. „Wir erwarten nicht, dass alle mit unserer Bewertung übereinsti­mmen“, sagte Piketty. Das oberste Ziel sei es, die Daten zur Verfügung zu stellen.

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