Ins Herz der Philosophie
Buch Peter Cornelius Mayer-Tasch hat für jeden Buchstaben einen Denker ausgewählt
Dießen/Schondorf Ein reizvolles kleines Buch mit dem Titel „Die Buchstaben der Philosophie“hat der Politikwissenschaftler und Rechtstheoretiker Peter Cornelius Mayer-Tasch auf den Markt gebracht. „Von Aristoteles und Boethius über Cicero und Sokrates, Voltaire und Zarathustra“geht die Reise ins Herz der Philosophie. Für jeden Buchstaben des Alphabets hat der Schondorfer Gelehrte einen Denker ausgewählt, um dem Leser dessen Vorstellung eines geglückten Lebens nahezubringen.
„Ein gutes Leben zu führen“, sagt der emeritierte Lehrstuhlinhaber vom Geschwister-Scholl-Institut der Ludwig-Maximilians Universität München, sei ein Grundbedürfnis des Menschen. Allerdings könnten die Vorstellungen davon, was das ist, sehr unterschiedlich sein. Das ist das Thema der „Buchstaben der Philosophie“. MayerTasch eröffnet mit seiner 132 Seiten umfassenden Sammlung verschiedene Räume „kluger Lebensgestaltung“. Es ist ein Buch, das wie die Tröstungen der Philosophie von Boethius selbst uns führen soll, eben in Brevier, zu Deutsch in „Kurzform“. Nun ist eine alphabetische Ordnung ein rein äußerliches Merkmal und bedeutet keinen systematischen Zugang zum Problemfeld. Jedoch darin liegt das reizvolle im Konzept, dass es gewissermaßen dem Zufall Platz lässt. Aristoteles spricht von Bedingungen des „Eu Zen“, des guten Lebens, die im Materiellen liegen, aber auch in der Sozialität.
Ohne Freunde, meint der Lehrer Alexanders des Großen, gibt es kein vernunftgemäßes menschliches Leben. Gleich zu Beginn weist MayerTasch darauf hin, dass der Staat die Rahmenbedigungen für ein „gutes Leben“schaffen muss. Nur innerhalb dessen lasse sich diese Idee verwirklichen. Mit seinen Kurzaufsätzen zu den Philosophen skizziert der Politologe deren wesentliche Überzeugungen. Es kann daher zudem wie eine kleine Geschichte der Philosophie gelesen werden.
Bei Xenophon, dessen Lebensweg Mayer-Tasch beschreibt, geht es um „Führung“. Die kann nur in einer „Symbiose von Vernunft und Sittlichkeit“im „Zusammenwirken von Weisheit, Gerechtigkeit, Schlichtheit, Mäßigkeit, Ordentlichkeit, Nüchternheit, Achtsamkeit und Umgänglichkeit“liegen. Zu jedem Denker weiß Mayer-Tasch ein Stichwort. Bei Jesus von Nazareth die Nächstenliebe, bei Averroes die Vereinbarkeit von Vernunft und Glauben, beim Chinesischen Begriffspaar Yin und Yang der Rhythmus des Lebens, bei Thomas Hobbes der Frieden.
Selbst solche Dinge wie die Einfachheit wurden schon im 19. Jahrhundert von Henry David Thoreau
Von Nächstenliebe und der Vernunft
beschrieben. Das Buch ist elegant geschrieben, der Autor versteht es, mit wenigen Sätzen zum Punkt zu kommen. Es eignet sich zum Nachdenken. Ein kurzer Anmerkungsteil lädt zum Vertiefen des Themas ein. Was bleibt, ist die Tatsache, dass nichts über das Selbstdenken, wie Kant sagt, geht. Die Moralphilosophie des Königsbergers hätte sich gut gemacht. Stattdessen hat Mayer-Tasch Konfuzius genommen. Auch gut.
Das Buch Peter Cornelius Mayer Tasch, Die Buchstaben der Philosophie, Insel Verlag 2017, ISBN 345819438X, 15 Euro.