Die Leere nach Weihnachten
Kennen Sie ihn auch – den Blues zwischen den Jahren? Es sind ja nur wenige Tage, aber Johann Sebastian Bach, Weihnachten bei Buddenbrooks und funkelnde Sterne voller Verheißung haben getrickst und uns nach Gloria in excelsis Deo die Zwischenjahrzeit eingebrockt. Und uns so im Niemandsland der Gefühle allein gelassen. Dabei hat das Fest, dem Bundespräsidenten sei Dank, so kuschelig begonnen, als er sinngemäß von der Ruhe sprach, die einkehre, wenn Kinder, Eltern oder Großeltern vom Bahnhof abgeholt sind.
Vielleicht war es ein Fehler, die Familie schon am zweiten Feiertag zum Bahnhof zurückzubringen. Aber da die Kinder nach Pizza Nr. 24 schrien, Mama über das einzig sinnvolle Kokosmakronenrezept referierte und Papa klagte: „Vom Söder hört man auf einmal gar nichts mehr“, war ein forcierter Abschied („Muss was schreiben“) die einzige Lösung.
Tschuldigung, Herr Steinmeier, der Sie viel in Deutschland herumkommen. Sie waren noch nie bei uns. Wo die Nachbarn ab ersten Advent bis 22.31 Uhr ihren Lichterzoo funkeln lassen, dass jeder Amerikaner vor Neid erblassen müsste. Allerdings verweigerten sie in der Heiligen Nacht eine Zugabe. 22.31 Uhr, Schluss. Okay, spart Energie. Ändert aber nichts an den Spielzeug-Plastikbergen, die – vom Schnee befreit – im Frühjahr im Garten auftauchen.
Und doch: Der Rummel fehlt einem. Kliniken diagnostizieren erste Entzugserscheinungen. Keine Elfe zu sehen, kein dicker Santa Claus. Alexa, was ist los?
Anruf: „Was macht ihr an Silvester? Besorgst du die Raketen?“
Gott sei Dank.