Ungeliebte Punkte
Sicherheit Seit 60 Jahren gibt es die Flensburger Verkehrssünderdatei
Augsburg Das mit den Punkten in Flensburg ist so eine Sache. Eigentlich will sie jeder verhindern. Trotzdem nimmt ihre Zahl zu und damit die bitteren Konsequenzen für Verkehrssünder. Dem Kraftfahrtbundesamt zufolge verhängten 2016 Gerichte und Behörden über 450 000 Fahrverbote – ein Fünftel mehr als im Vorjahr.
Menschen mit einem Hang zur Ironie könnten nun lakonisch feststellen: Punktehöchststand, rechtzeitig zum Jubiläum. Denn am 2. Januar 1958 ging das sogenannte Verkehrs zentral register beim Flensburg er Kraftfahrbundesamt in Betrieb. Eingeführt wurde es, weil im Wirtschaftswun derDeutschland die Zahl der Autos und damit auch die Zahl der schweren Unfälle erheblich angestiegen war. Die Punkte gab es jedoch nicht von Beginn an. Registriert wurde zunächst nur, wem die Fahrerlaubnis versagt oder entzogen wurde. Erst seit 1974 gibt es auch Punkte. Grund war, dass die Zahl der Verkehrstoten Anfang der 70er Jahre stark anstieg. Über 21 000 waren es bei 20,8 Millionen Fahrzeugen. Statistisch gesehen also 102 Tote pro 100 000 Fahrzeuge. Vor einem Jahr waren es 3206 bei gut 55 Millionen Autos. Das entspricht sechs Toten je 100 000 Fahrzeugen.
Vor drei Jahren wurde die Punkteordnung übrigens reformiert, die Tilgungsfristen wurden verlängert. 2016 gab es nach Angaben der Behörde 8,6 Millionen Punkte, 6,6 Millionen davon haben Männer auf dem Konto. Die meisten Punktesammler landen wegen Überschreitens der Geschwindigkeit im Flensburger Register. Und noch etwas Interessantes: In vier Fünfteln der Fälle von Fahrverboten waren wiederum Männer betroffen – am häufigsten im Alter zwischen 25 und 44 Jahren.