Wenn Männer zur Nähnadel greifen
Eishockey Die Betreuer des HCL haben viel mehr zu tun, als nur Trinkflaschen zu befüllen. Sebastian Bruckbauer, Walter Kurz und Jürgen Knoblich kennen die Spieler der Riverkings bestens und helfen in allen Lagen
Landsberg Über der Schleifmaschine im Landsberger Eisstadion hängt eine Tabelle: Aufgelistet sind die Namen der Spieler. Dahinter stehen Zahlen, die einem Außenstehenden gar nichts sagen. Eigentlich gilt diese Liste Walter Kurz als Gedächtnisstütze, doch der Betreuer der Landsberger Riverkings weiß längst alle Zahlen auswendig: Er ist nämlich fürs Schlittschuhschleifen beim Eishockey-Bayernligisten zuständig – und da hat jeder Spieler „seine ganz persönlichen Wünsche“, sagt Kurz. Zusammen mit Sebastian Bruckbauer und Jürgen Knoblich kümmert er sich darum, dass sich die Riverkings einzig aufs Spiel konzentrieren können: Die drei Betreuer der ersten Mannschaft des HC Landsberg sind schon seit Jahren dabei und haben auch einiges erlebt. „Was in der Kabine passiert, das bleibt in der Kabine“, ist ihre Einstellung. Trotzdem, so ein paar Einblicke geben sie dennoch.
Schon einige Stunden vor den Spielen – oder der Abfahrt zu den Auswärtspartien – sind die drei im Eisstadion, um alles vorzubereiten. „Die Taschen packen die Spieler selbst, aber wir kümmern uns um die Trikots“, sagt Knoblich – so wurden diese auch noch nie vergessen. Andere Ausrüstungsteile dagegen schon mal: „Ein Spieler von uns hat mal den Helm vergessen“, erzählen sie – wer das war, wird natürlich nicht verraten.
Dass dies aber immer wieder mal passieren kann, zeigt die Tatsache, dass die Landsberger einem ihrer Gegner auch schon mal mit Hand- ausgeholfen haben. „Das wird nicht so eng gesehen“, sagen sie unisono. Da werden schon auch mal den Gegnern die Schlittschuhe geschliffen, oder der Betreuer der anderen Mannschaft darf an die Maschine. „Es sind ja schon seit Jahren immer die gleichen“, erzählt Knoblich – man kenne und helfe sich eben. Bei den Spielen sind die Rollen klar verteilt: Während sich Kurz um die Wünsche der Spieler kümmert, bedienen Knoblich und
Was in der Kabine passiert, bleibt in der Kabine Auch dem Gegner wird geholfen
Bruckbauer die Bandentüren. Auf die Füße sind ihnen die Spieler noch nie gestiegen, „da muss man eher auf den Schläger aufpassen, wenn sie schwungvoll auf die Bank oder runter aufs Eis gehen“, sagt Bruckbauer. Gleichzeitig müssen die beiden aber auch das Spiel im Auge haben, um nicht einen Puck abzubekommen, und mit darauf achten, dass nicht zu viele Spieler auf dem Eis sind. „An der Bande braucht man schon Erfahrung“, sagt Knoblich.
Alle drei Betreuer bringen diese mit und auch die nötige Leidenschaft: „Im Winter braucht man kein zweites Hobby mehr“, sagt Bruckbauer – schließlich wechseln sie sich auch im Training ab. „Bei einem Spiel sind wir locker sechs, sieben Stunden hier, an den Trainingstagen sind es gut drei Stunden“, sagt Bruckbauer. Schließlich müssen nicht nur die Getränkeflaschen gefüllt werden, auch die Ausrüstung muss repariert werden. Jürgen Knoblich ist der „Schneider“im Team, der sich darum kümmert.
Auch die Wäsche erledigen die drei – möglichst gleich nach jedem Spieltag, denn: „Wenn die Trikots einen Tag im Korb liegen, wird der doch intensiv“, sagen sie mit einem Schmunzeln. Entlohnt werden sie für ihr Engagement auch mit lustigen Erlebnissen: Im ersten Jahr HC Landsberg spielte das Team mal in Ulm. „Roland Hannemann war als Coach eingesprungen. Er stand mit Glitzer-Jacke und goldenen Schuhen an der Bande“, sagt Knobschuhen lich, „aber wir haben 20:0 gewonnen.“
In Burgau habe die Eismaschine mal ein Loch in die Bande gefahren, und legendär ist immer noch das Spiel in Hohenfurch: Dort war ein Loch im Eis, es wurde einfach eine Pylone reingestellt – und weitergespielt. Und die eine oder andere EiGeruch genheit der Spieler verraten sie dann zum Schluss doch noch: So braucht Sven Curmann vor jedem Spiel seinen Kaugummi. „Wenn wir mit einem Schläger zur Bank laufen, ist es garantiert der von Markus Kerber. Er schwört darauf, dass einer von uns seinen Ersatzschläger rüber trägt.“