Nach 21 Jahren macht er Schluss
Ruhestand Der Sozialpädagoge Ralf Kleeblatt verabschiedet sich Ende März aus der Dießener Jugendtreff. Er überlegt aber schon, weiter aktiv zu sein – vielleicht in einem Verein
Dießen „Wenn ich hier aufhöre, habe ich 35 Jahre Jugendarbeit hinter mir“, sagt Ralf Kleeblatt. 21 Jahre leitete der Sozialpädagoge den Jugendtreff im alten Feuerwehrhaus an der Johannisstraße in Dießen. Ende März verabschiedet er sich in den Ruhestand, aber das Thema Jugendarbeit möchte er trotzdem nicht ganz ruhen lassen. „Mal sehen, vielleicht gründe ich einen Verein.“
Am 1. Oktober 1996, erinnert sich Kleeblatt, wurde der damals neu eingerichtete Jugendtreff in der ehemaligen Fahrzeughalle eingeweiht. Drei Monate lang wurde der Treff von Jugendlichen aus Dießen selbst verwaltet, am 1. Januar 1997 trat Kleeblatt seine neue Stelle an. „Bereits vor Eröffnung des Jugendtreffs wurde viel diskutiert: Was machen wir, wie machen wir es?“, erinnert sich Kleeblatt. „Damals gab es einen sehr aktiven Jugendbeirat, der insbesondere von der UBV unterstützt wurde. Und es gab die Entscheidung des Gemeinderats, die offene Jugendarbeit von mir als Sozialpädagogen begleiten zu lassen.“
Nach und nach, so Kleeblatt, sei es gelungen, dem ganzen eine Struktur zu geben, in der alle Jugendlichen und Gruppen ihren Platz ge- hätten. Der Jugendtreff bekam verlässliche Öffnungszeiten, Richtlinien wurden entwickelt, in denen Regeln zur Mitwirkung und Mitbestimmung festgeschrieben wurden. Damals, so Kleeblatt, sei der Treff noch im besten Sinne des Wortes ein „Treffpunkt“gewesen. „Man hat einfach gewusst, im Jugendtreff, da treffe ich meine Leute.“ Die erste Generation im Jugendtreff sei durchweg über 16 Jahre alt gewesen. Kleeblatt versuchte deshalb auch, die Jüngeren anzusprechen, und entwickelte mit dem Format „Teenie-Disco“(bis 14 Jahre) ein echtes Erfolgsmodell. In den besten Zeiten hatte die Tennie-Disco über 200 Besucher.
Mittlerweile habe sich allerdings „ein großer, exzessiver Wandel“in der offenen Jugendarbeit abgespielt, so Kleeblatt. Denn die Jugendlichen würden ihren Treffpunkt, ihr Smartphone, ständig mit sich herumtragen. „Vor 20 Jahren haben wir noch eigens einen Münzfernsprecher im Jugendtreff installieren lassen, damit die Kids nicht von meinem Diensttelefon aus telefonie- ren mussten.“Mit Unterstützung der Gemeinde, so Kleeblatt, sei der Jugendtreff digital und medial mittlerweile bestens ausgestattet und vernetzt. Doch im Umgang mit den Kindern und Jugendlichen setzt der Pädagoge nach wie vor am liebsten auf Kommunikation face-to-face.
„Natürlich hat sich durch die Digitalisierung vieles verändert, das wissen wir alle“, sagt er. Eine volle Spielekiste oder ein Dart- oder Tischfußballturnier sei heute längst kein Garant mehr für ein volles Haus. Trotzdem sei es weitgehend gelungen, die Begeisterung von Kindern und Jugendlichen für das tatsächliche Miteinander lebendig zu erhalten. Als Beispiel nennt er die Tanz- und Sportangebote im Jugendtreff oder auch außerhalb, in der Mehrzweckhalle oder in der Sporthalle des Ammerseegymnasiums, die sehr gut besucht seien.
Zum beliebten Dauerbrenner haben sich auch die Ferienprogramme entwickelt. Eine sehr intensive Geschichte sei zum Beispiel die Zirkuswoche zu Beginn der Sommerferien. „Da fragen viele Eltern gleich nach, ob das im nächsten Jahr wieder stattfindet, weil sie sogar ihre Urlaubsplanung danach richten.“Stolz ist Kleeblatt, dass auch 2017 die gesetzten Ziele für den Jugendtreff erfunden reicht werden konnten. Nachzulesen ist dies im „Jahresbericht des Jugendtreffs 2017“auf der Homepage www.jugendtreff.diessen.de.
So fand zum Beispiel im Rahmen der „Diessener Musiknacht 2017“auch im Jugendtreff wieder ein gut besuchtes Konzert statt. „Die Organisation von Livemusik-Konzerten könnte 2018 zum Betätigungsfeld des neuen Jugendrats werden.“
Als massiven Einschnitt empfand Kleeblatt das strikte Alkoholverbot, das 2009 vom Gemeinderat für den Jugendtreff erlassen wurde. Gelockert wurde das Verbot erst wieder im vergangenen Jahr, auf Antrag von zwei Jugendlichen, die seitdem wieder Ü16-Partys im Jugendtreff veranstalten. Nicht erfüllt hat sich der Wunsch nach einem selbstverwalteten, begleiteten Schüler- und Jugendcafé in zentraler Lauflage.
Derzeit arbeitet Kleeblatt am Programm für die Osterferien und hofft sehr, das Programm mit seinem Nachfolger Simon Brieger noch abstimmen zu können. Ihm wünscht er viel Energie, gute Ideen und neben der fachlichen Kompetenz auch große Alltagskompetenz: „Mir hat niemand gesagt, was ich machen muss. Wer in der offenen Jugendarbeit tätig sein will, muss einfach unverdrossen machen und tun.“
Im besten Sinne des Wortes ein „Treffpunkt“